Haselau. Hummeln arbeiten schneller und manchmal effektiver als Bienen. Erste Hinweise auf gute Ernte. Höhepunkt der Apfelblüte zu Pfingsten.

Neue Helfer haben die Obstbauern aus der Haseldorfer und Seestermüher Marsch für ihre Arbeit rekrutiert. Außer den Bienen kommen bei der Bestäubung der Blüten immer mehr Hummeln zum Einsatz. „200 Völker sind angeschafft worden“, schätzt Wilfried Plüschau, Landwirt aus Haselau und Landesvorsitzender der Fachgruppe Obstbau im Schleswig-Holsteinischen Bauernverband. Dabei haben er und seine Berufskollegen vor allem den wirtschaftlichen Aspekt im Auge.

Denn die Hummeln bieten den Bauern einige Vorteile an, insbesondere während der Kirschblüte, die derzeit praktisch beendet ist. „Sie fliegen bereits bei Temperaturen von fünf bis sechs Grad Celsius“, erklärt Plüschau. Honigbienen sind erst ab etwa zehn Grad Celsius unterwegs. Zudem schützen die Obstbauern die Kirschbäume heute besser. Früher wurden Netze gespannt, damit Vögel die Früchte nicht fressen können. Mittlerweile bauen viele Obstbauern Anlagen mit Dächern Die haben den Vorteil, auch vor Unbilden des Wetters zu schützen, zum Beispiel vor Hagel und Starkregen. „Die Hummeln fliegen auch unter die Dächer, was die Bienen nicht machen“, sagt der Haselauer. Zudem haben sie ein hohes Arbeitstempo. Sie besuchen doppelt so viele Blüten pro Minute wie Honigbienen. Außerdem kommen sie aufgrund ihrer Körpergröße intensiver mit Staubgefäßen und Stempeln in Berührung.

Neu ist die Bestäubung durch Hummeln in der Landwirtschaft nicht. In Gewächshäusern, etwa in der Gurkenproduktion, werden sie laut Plüschau schon länger eingesetzt. Die Obstbauern der Elbmarschen hätten vor etwa drei Jahren begonnen, mit den Tieren zu arbeiten. Sie kaufen die Hummeln von Firmen, die Völker züchten. In den Kisten, die Plüschau erworben hat, befinden sich jeweils drei Völker. Die sind anfangs mit 700 bis 1200 Tieren deutlich kleiner als Bienenvölker, die rund 50.000 Mitglieder zählen. Allerdings wachsen die Hummelvölker im Laufe des Sommers gewaltig. Im Herbst verlassen sie ihre Kiste und suchen sich ein Winterquartier.

Hummeln haben gegenüber den Bienen aber einen entscheidenden Nachteil. Sie sammeln zwar auch Honig, jedoch in so geringen Mengen, das er wirtschaftlich nicht nutzbar ist. Die Obstbauern haben außer Bienen und Hummeln noch weitere Verbündete, denn ohne Bestäubung keine Früchte. Andere Insekten wie die Wildbiene sind ebenso von Bedeutung wie der an der Elbe wehende Wind, um den Pollen zu übertragen.

Auf zwölf Seiten: Alle Apfelsaison-Termine im Überblick

Mit einem Flyer, der aufgewertet worden ist, wird für die Apfelsaison in den Elbmarschen des Kreises Pinneberg geworben. Zwölf Seiten umfasst die Broschüre, früher waren es acht.

Stand bei den vom damaligen SPD-Landtagsabgeordneten Helmut Plüschau initiierten ersten Apfeltagen noch die Werbung für das leckere Kernobst im Vordergrund, dreht sich nun alles um die Themen Naherholung und sanfter Tourismus.

Folglich sind deutlich mehr interessante Termine aufgelistet, beginnend mit der Apfelblüte.

Die 18. Holsteiner Apfeltage erstrecken sich vom 1. September bis 31. Oktober. Höhepunkt ist der Holsteiner Apfelmarkt am 2. Oktober in Uetersen.

Die Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe (IHG) Uetersen hat 2014 die Organisation der Reihe vom Kreisbauernverband übernommen.

Den Flyer gibt’s in Tourismus-Informationen, dem Elbmarschenhaus in Haseldorf, den Obstbaubetrieben sowie in vielen Betrieben der Gastronomie und Hotellerie an der Unterelbe.

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Die Bienen haben ihre Bedeutung nach Auskunft des Experten bei der Apfelblüte behalten. Wer die weiße Pracht in diesem Jahr noch in Augenschein nehmen will, muss sich sputen. „Die Natur ist in den vergangenen Tagen förmlich explodiert“, sagt Plüschau. Folglich endet die Apfelblüte früher als vorhergesagt. Wer sie noch einmal betrachten will, muss sich an diesem Pfingstwochenende auf den Weg in die Haseldorfer und Seestermüher Marsch machen.

Für die Apfelbauern bedeuten die sommerlichen Tage im Mai, dass sie Extraschichten einlegen müssen. „Was wir sonst in drei Wochen gemacht haben, muss jetzt in 14 Tagen erledigt sein“, sagt Plüschau. Einen ersten Hinweis auf eine gute Ernte gibt es bereits. „Die Bäume tragen viele Blüten, und ein paar kleine Äpfel sind schon zu sehen“, berichtet der Fachmann. Das ist allerdings nur ein Indikator. Im vergangenen Jahr trugen die Apfelbäume wenig Blüten. Die entwickelten sich jedoch so hervorragend, dass es eine gute Ernte gab. Das stetige Auf und Ab von Erträgen und Erlösen gehört zum Alltag der Landwirte. 2012 und 2013 verzeichneten die Obstbauern zwei schlechte Ernten in Folge. Die Ernte 2013 wurde vom Kreisbauernverband gar als schlechteste Ernte seit mehr als vier Dekaden bezeichnet.

In Schleswig-Holstein werden auf einer Fläche von gut 500 Hektar Äpfel angebaut. Die Ernte beläuft sich auf durchschnittlich 15.000 Tonnen. Auf gut einem Drittel der Anbaufläche wird der Holsteiner Cox angebaut. Zu den beliebten Sorten gehören ferner Elstar, Boskoop, Jonagored und Jonagold. Gut die Hälfte der in Schleswig-Holstein geernteten Äpfel wachsen im Naturraum Holsteinische Elbmarsch mit seinen für den Obstbau günstigen Boden- und Klimaverhältnissen. Die Haseldorfer und die Seestermüher Marsch stellen laut Plüschau dabei die meisten Obstbaubetriebe.

Höhepunkt der Apfelsaison im Kreis Pinneberg sind die Holsteiner Apfeltage vom 1. September bis 31. Oktober. Die Schirmherrschaft hat in diesem Jahr Wilfried Plüschau übernommen. Apfelkönigin ist wie im Vorjahr Katharina I., bürgerlich Katharina Steenbock aus Holm.