Elmshorn. Birgit Wacker ist die neue Willkommenslotsin der Handwerkskammer. Sie berät Betriebe, die Asylbewerber als Fachkräfte einstellen wollen

Birgit Wacker hat Werkzeugmacher gelernt und lange in dem Beruf gearbeitet, ehe sie zur Bürokauffrau umschulte. „Das Handwerk liegt mir am Herzen und hat für mich immer noch goldenen Boden“, sagt die Wedelerin. Damit letzteres so bleibt, muss dringend das Problem des Fachkräftemangels in den Handwerksbetrieben behoben werden.

Eine Aufgabe, an der die 53-Jährige beteiligt ist. Sie hat vor kurzem ihr neues Amt als Willkommenslotsin der Handwerkskammer Lübeck angetreten. Birgit Wacker ist in dieser Funktion für die Kreise Pinneberg, Steinburg und Teile des Kreises Segeberg zuständig. Ihr Job: Sie soll Flüchtlinge und Handwerksbetriebe zusammenbringen.

Die Idee dahinter: Viele Handwerksfirmen suchen dringend motivierten Nachwuchs, finden jedoch aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge niemanden. Durch die Vielzahl an Flüchtlingen ist jedoch eine Klientel ins Land gekommen, die diese Lücke füllen könnte. „Flüchtlinge und Handwerk, das passt gut zusammen“, ist Birgit Wacker überzeugt. Sie spricht von gelebter Integration und hebt die familiären Strukturen hervor, die gerade in kleinen und mittleren Betrieben alltäglich seien. „Am Anfang haben die Betriebe eine Mehrarbeit durch die Inte-gration der Flüchtlinge. Aber am Ende gewinnen sie eine wertvolle Arbeitskraft.“

Laut Wacker sind 70 Prozent der Handwerksbetriebe grundsätzlich bereit, einen Flüchtling einzustellen. „Viele junge Menschen, die jetzt zu uns gekommen sind, haben in ihrer Heimat teilweise mehrere Jahre in handwerklichen Berufen gearbeitet“, sagt die 53-Jährige. Diese Personen fit für den Einsatz in deutschen Betrieben zu machen, sei eine Aufgabe, der sich die Gesellschaft stellen müsse.

Die Flüchtlinge würden Zeit und Unterstützung benötigen, um die deutsche Sprache, unseren Lebensstil sowie unsere Normen und Werte zu lernen und zu verinnerlichen. „Die Sprache ist der Schlüssel“, sagt Wacker. Doch auch das deutsche Bildungssystem, etwa die Idee der dualen Ausbildung, müsse verstanden werden. Ein Baustein auf diesem Weg sei das Projekt „Perspektiven für junge Flüchtlinge“ (PerjuF), das einen theoretischen und einen praktischen Teil beinhalte.

„Es gibt eine Menge Möglichkeiten – sowohl für die Flüchtlinge als auch für interessierte Handwerksfirmen“, sagt die Expertin. Ihre Hauptaufgabe liege in der Unterstützung der Betriebe. Diese will Wacker über die rechtlichen Rahmenbedingungen, über den möglichen Verwaltungsaufwand sowie über regionale und nationale Förder- und Unterstützungsangebote informieren. „Es geht aber auch ganz konkret darum, für jeden Betrieb passgenau die geeigneten Flüchtlinge für Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatzangebote zu finden.“

Birgit Wacker betrachtet die Situation jedes Betriebes, der einen Flüchtling einstellen möchte, ganz individuell – und sucht nach passgenauen Lösungen. „Ich habe bereits über Paten erste Kontakte zu Flüchtlingen bekommen“, sagt die 53-Jährige. Sie wolle für die Zukunft eine Kartei aufbauen, in der einstellungsbereite Firmen sowie zur Vermittlung geeignete Flüchtlinge Aufnahme finden sollen. Dazu hat sie bereits Kontakt mit der Agentur für Arbeit aufgenommen. „Meine Arbeit besteht momentan daraus, ein eigenes Netzwerk zu erstellen sowie bestehende Netzwerke zu nutzen, um so schnell wie möglich alle Ansprechpartner, Angebote und Fördermöglichkeiten kennenzulernen.“

Die Handwerkskammer Lübeck hat für ihren Bereich insgesamt drei Willkommenslotsen eingestellt, bundesweit sollen 150 Jobs dieser Art geschaffen werden. Das Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert und ist zunächst für die Dauer von drei Jahren angelegt. Am Dienstag hat sich Wacker erstmals während einer Info-Veranstaltung vorgestellt.