Pinneberg. Nach 32 Jahren am Beckenrand in Pinneberg macht Arno Nicolaisen den Absprung. Nicht ohne eine Plädoyer für seinen Job.

In gemütlichem Tempo ziehen Stammgäste ihre Bahnen. Aus dem Springerbecken schallt Kinderlachen herüber. Und es ist warm. Sehr warm. Arno Nicolaisen kennt’s nicht anders. Seit 32 Jahren ist das Hallenbad an der Burmeisterallee sein Arbeitsplatz. Ende April geht Pinnebergs Bäderchef in den Ruhestand. Während andernorts auf Eventcharakter, auf Rutschen, riesige Saunalandschaften und Spektakel gesetzt wird, hat Nicolaisen stets am Konzept des Sportbads festgehalten. Ohne viel Schnickschnack.

Trotz konstanten Defizts von rund einer Million Euro pro Jahr glaubt der 64-Jährige an die Zukunft seines Berufsstands: „Die anfallenden Betriebskosten sind immens hoch, das wird oft unterschätzt, aber die Bäder sind nicht totzukriegen“, ist sich Nicolaisen sicher. Kommunen seien in der Pflicht. Kindern müsse schließlich auch künftig ermöglicht werden, das Schwimmen zu lernen.

Und das können sie in Pinneberg nur noch in der von den Stadtwerken betriebenen Halle an der Burmeisterallee. Von ihren Lehrschwimmbecken an Schulen hat sich die hoch verschuldete Kreisstadt schon vor Jahren aus Kostengründen verabschiedet. Derzeit kommen etwa ein Drittel der 175.000 jährlichen Besucher des Hallenbads über Vereine oder Schulen, die pro genutzter Schwimmbahn zahlen. Ein Sozialprojekt des Vereins Pinneberger Kinder, der sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche in der Region einsetzt, sorgt dafür, dass auch Jungen und Mädchen aus weniger betuchten Familien an Schwimmkursen teilnehmen können. „Richtig klasse“ nennt Nicolaisen dieses Engagement des Vereins. „Es ist ein großes Stück Lebensqualität, schwimmen zu können“, ist er überzeugt.

Dass Arno Nicolaisen beruflich mit Wasser tu tun hat, passt zu seiner Biografie. Denn der auch mit 64 Jahren noch immer drahtige Mann kommt von der Förde. Gelernt hat der gebürtige Flensburger in einem Itzehoer Bad. Später legte er die Prüfung zum Schwimmmeister ab, arbeitete als Geselle. Als er sich 1984 für die Stelle des Bäderchefs an der Pinnau bewarb, hatte Pinneberg noch ein Freibad. An dessen Schließung habe 2002 kein Weg mehr vorbeigeführt, erinnert sich Nicolaisen. Die Wasserqualität im Natursee am Fahlt habe nicht mehr den Standards entsprochen. Der Personalaufwand sei zu hoch gewesen. Mal ganz abgesehen von zurückgehendem Besucherzahlen. „Heutzutage gehen die Menschen nicht mehr bei jedem Wind und Wetter ins Freibad, der Gast benötigt drei Tage Top-Wetter, um sich zu entscheiden.“

Für den Betrieb in der 1973 eröffneten Halle habe sich die Schließung des Freibads positiv ausgezahlt, erinnert sich der langjährige Bäderchef. „Die Besucherzahlen sind seinerzeit gestiegen.“ Und seit dem Jahr 2005 haben Gäste auch wieder Gelegenheit, unter freiem Himmel zu schwimmen – in einem kleinen Außenbecken, das direkt mit der Halle verbunden ist. Nicht die einzige Investition, die Pinnebergs Stadtwerke in den vergangenen Jahren in Angriff nahmen. Nach Problemen mit der Statik war das Dach des Flachbaus 2007 aufwendig saniert worden. „Die Halle ist jetzt zukunftssicher“, wie Nicolaisen betont. Ihn freue, dass zwischenzeitliche Diskussionen über eine Schließung verstummt sind: „Die Politik hat ein klares Bekenntnis zum Standort abgegeben, und das ist gut so.“ Auch die Gastronomie, die in der Vergangenheit Probleme bereitete, laufe mittlerweile wieder gut.

Seinem Nachfolger rät Nicolaisen, der seinen Beruf immer wieder wählen würde, vor allem zu Flexibilität. „Wer einen 40-Stunden-Job will, sollte sich etwas anderes suchen“, sagt der 64-Jährige. Er sei in der Regel elf Stunden pro Tag in der Halle. Und das noch immer gern: „Die Arbeit bietet ein breites Aufgabenspektrum und die Chance, mit Menschen aller Altersklassen zu tun zu haben.“

Der 27. April 2016 wird Arno Nicolaisens letzter Tag als Pinneberger Bäderchef sein. Sein Vorgesetzter, der langjährige Stadtwerke-Geschäftsführer Henning Fuchs, geht fast zeitgleich in den Ruhestand. Mit ihm habe er „immer sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet“, wie Nicolaisen betont. Fuchs wiederum lobt die Loyalität seines Mannes am Beckenrand. Dort wird man Nicolaisen nur noch in Badehose sehen. Für seine Leidenschaft zum Schwimmen hat der 64-Jährige künftig mehr Zeit. Er sagt: „Natürlich komme ich als Gast wieder.“