Schenefeld/Luzern. Marcel Stepel verlässt verbittert seine Heimat und seine Freunde. Auswanderer-Doku „Goodbye Deutschland“ berichtet.
Mit den Erlösen seiner Hymne „Ein Leben lang für den HSV“ baute sich der Schenefelder Marcel Stepel ein Tonstudio in seiner Heimatstadt auf. Doch der Erfolg blieb aus – jetzt „baut“ der Schenefelder an seinem neuen Leben in der Schweiz. Dabei lässt er sich von Kameras begleiten. Der 37-Jährige und seine Frau Stefanie, 31, sind Teil der Auswanderer-Doku „Goodbye Deutschland“, die der Fernsehsender Vox dienstags ausstrahlt. Dabei wird in unregelmäßigen Abständen über ihr Schweizer Abenteuer berichtet.
Heimatkind hieß das Projekt, das Marcel Stepel gemeinsam mit seinem Bruder Frank einst in Schenefeld ins Leben rief. Die HSV-Hymne, die Stepel 2008 unter seinem Künstlernamen Gano komponierte und – verstärkt von den Rappern Dennsen und Dizzy – einsang, war ein Teil davon. Ein Video zur Single, in dem auch HSV-Ikone Horst Hrubesch mitspielte, wurde im Volksparkstadion gedreht. Im Stadion durfte Marcel Stepel das Lied auch live einstimmen – vor 50.000 Besuchern bei einem Heimspiel gegen Hannover. Der Song brachte seinem Erfinder ein Stück weit Ruhm und Ehre ein.
Geld auch. Aber nicht genug. Weitere Projekte waren kommerziell weniger erfolgreich. Auch ein Song namens „Ma Sex and Ma Luv“ inklusive Video mit Hamburgs Partykönig Michael Ammer und Dutzenden bildschöner Frauen brachte 2012 nicht genügend Einnahmen, um das Studio zu retten. Etwas mehr als ein Jahr später rutschte Marcel Stepel in die Pleite, musste das Tonstudio verkaufen.
Etwas Positives hat der Ausflug in die schillernde Welt des Partykönigs Ammer im Nachhinein für Marcel Stepel doch. Er lernte Stefanie Siedelmann kennen, die sich damals im Umfeld des Partylöwen aufhielt. Zusammen mit der Krankenschwester, die der Schenefelder im Juli vorigen Jahr in Grömitz geheiratet hat, wagt er nun den Neustart in Römerswil in der Schweiz.
Das Geld für das gemeinsame Leben im kleinen Ort bei Luzern verdient die Ehefrau. Als Angestellte in einem Zentrum für Querschnittsgelähmte verdient sie umgerechnet 120.000 Euro im Jahr – eine für Schweizer Verhältnisse durchaus übliche Summe. Währenddessen versucht der nun Ex-Schenefelder, in der Schweiz zu erreichen, was ihm in Deutschland verwehrt blieb: als Musiker Erfolg zu haben.
Mit Deutschland und Schenefeld hat Marcel Stepel abgeschlossen, wie er in der vorigen Dienstag ausgestrahlten Folge unumwunden zugibt. „Ich habe mein Studio und mein Auto verloren, ich musste vorübergehend wieder zu meinen Eltern ziehen. Geholfen hat mir niemand, alle haben nur zugeguckt.“ Man habe ihm seinen zwischenzeitlichen Erfolg nicht gegönnt und nur darauf gewartet, dass bei ihm alles den Bach runter geht, bilanziert der 37-Jährige. Die Erkenntnis, keine wahren Freunde zu haben, habe ihn in eine schwere Krise gestürzt, gibt der Schenefelder unumwunden zu. Im letzten Jahr vor dem Auswandererprojekt habe er kaum noch die Wohnung verlassen.
Ob sich Marcel Stepel alias Gano in seiner neuen Wahl-Heimat als Musiker einen Namen machen kann? In der ersten Folge der Auswanderer-Doku ist der Start verheißungsvoll. Ein Besuch in einem örtlichen Tonstudio, bei einem Schweizer Radiosender und in einem Musikgeschäft verlaufen zur vollen Zufriedenheit Stepels, der in Schenefeld nach eigenen Angaben mit seinem Umfeld und den vielen Neidern nicht mehr klarkam. In der Schweiz bekam er Kontakt zu örtlichen Musikern, gründete eine eigene Band. „Ich war todunglücklich zu Hause, hier hat sich alles geändert.“
So erging es auch einst Konny Reimann, dem bekanntesten Auswanderer Deutschlands, der ebenfalls aus der Vox-Sendereihe hervorging. Und wo lebte der 60-Jährige, bevor es 2006 für ihn und seine Familie nach Amerika ging? Genau, in Schenefeld!