Barmstedt/Elmshorn. Fred und Nico Freyermuthnehmen mit einem von den Stadtwerken Elmshorn gespendeten Auto an Benefiz-Rallye teil
Sie verstauen Hunderte von Verbandskästen, Gehhilfen, Kinderschuhe und Schreibutensilien in den Iveco. Der Kühlschrank ist mit Strom versorgt und mit Bier gefüllt, der Automotor ist überholt, zwei Holzpritschen sind in den Wagen eingebaut. Einer 7000 Kilometer langen Fahrt steht nichts mehr im Weg.
Am Freitag werden Fred Freyermuth, Werkleiter der Stadtwerke Barmstedt, und sein Sohn Nico, 19, bei einer vier Wochen dauernden Autorallye von Dresden nach Afrika starten. Ziel ist Banjul, die Hauptstadt des westafrikanischen Staates Gambia, wo sie den Fünftonner für lokale Hilfsprojekte versteigern werden. Der Erlös kommt der örtlichen Grundschule, Kindergärten und einer Krankenstation im Township zugute.
Zusätzlich spendeten zahlreiche Bürger in Barmstedt und Elmshorn Verbandskästen, Gehhilfen, Schulmaterial und Kinderschuhe. „Die Spendenbereitschaft ist wirklich enorm“, sagt Fred Freyermuth, der die Rückflüge, Visa, Impfungen, Benzin und alles, was er und sein Sohn sonst noch auf der Reise brauchen, aus eigener Tasche bezahlt. Mehr Spenden könnten sie aus Platzmangel nicht mehr annehmen. Die Freyermuths haben auch ein Crossmotorrad dabei. Damit durch den Wüstensand am Atlantik entlang zu heizen ist einfach ein Spaß, den sich Vater und Sohn nicht entgehen lassen wollen. „Das Motorrad wird dann ebenfalls in Gambia versteigert.
Der Transporter hat in Deutschlandnur noch Schrottwert
Die Charity-Rallye wird von dem Verein Breitengrad mit Sitz in Dresden organisiert. Der veranstaltet die Tour bereits seit zehn Jahren. Schon 2010 hatte Fred Freyermuth sich dem Konvoi für den guten Zweck angeschlossen. Erstmals dabei ist Nico Freyermuth. Der 19-Jährige wollte eigentlich seinen VW-Bus für die Rallye spendieren. „Wir hatten schon drei Wochenenden an ihm gebastelt, als uns der Motor verreckt ist“, sagt er. Ein Fall für die Schrottpresse.
Fred Freyermuth bat daraufhin seinen Kollegen Sören Schuhknecht um Hilfe. Der Werkleiter stellte spontan den ausgemusterten Montagewagen der Stadtwerke Elmshorn zur Verfügung. „Hier hätte er nur noch Schrottwert“, sagt Sören Schuhknecht. Immerhin hat der Transporter 100.000 Kilometer auf dem Tacho. In Gambia, wo es keinen TÜV gibt, könne der Transporter für einen Einheimischen jedoch noch zur Existenzgrundlage werden.
„Entweder wird er noch als Taxi oder für ein Fuhrunternehmen genutzt und ernährt eine ganze Familie“, sagt Fred Freyermuth. „Bei der Versteigerung bringt er außerdem noch einen richtig guten Preis.“ Mit dem Geld können viele Hilfsprojekte unterstützt werden, zumal etwa 50 Autos an der Charity-Tour teilnehmen, die auf dem Platz vor dem Stadion versteigert werden. Das habe Volksfestcharakter, sagt der 51-Jährige. 80.000 bis 100.000 Euro kämen bei der halbjährlich wiederkehrenden Veranstaltung zusammen.
Am kommenden Freitag treffen sich die Teilnehmer vor der Semperoper in Dresden zum Gruppenfoto und gemeinsamen Start. Dann geht es über Frankreich, Spanien und Gibraltar weiter nach Marokko und durch die West-Sahara nach Mauretanien, den Senegal und schließlich nach Gambia. „In Mauretanien werden wir von staatlichen Sicherheitskräften begleitet“, sagt Freyermuth. In dem islamischen Land kommt es immer wieder zu Anschlägen und Entführungen Reisender aus westlich orientierten Ländern durch kriminelle Banden oder Al Qaida im Maghreb. Bei seinem letzten Besuch wurde der Konvoi von den Einheimischen mit Steinen beworfen.
Dass nicht immer alles glattläuft, sei Teil des Abenteuers. „Von den alten Autos bleiben regelmäßig welche auf der Strecke“, sagt Fred Freyermuth. Die Regeln für die Rallye seien streng. Zugelassen würden nur Fahrzeuge, die mindestens zehn Jahre auf dem Buckel haben. Kleinere Reparaturen können sie selbst erledigen, und zur Not finden sie vor Ort Hilfe in Werkstätten.