Schenefeld . Immer mehr Schulen kommen auf den Hund. Die speziell ausgebildeten Tiere sollen helfen, Sozialkompetenzen zu stärken

Unruhig tapert Lotte durch den Raum. Ein Signal, das Anja Mumme sofort versteht. Schnell greift sie die 13 Wochen alte Labradorhündin, verschwindet mit ihr in Richtung Schulhof. „Lotte ist noch nicht ganz dicht“, sagt Mumme kurz darauf. Der Gassigang will trainiert sein. Und Welpe Lotte muss noch mehr lernen. Sehr viel mehr. Denn sie wird die an der Schenefelder Gemeinschaftsschule eingesetzten Sozialpädagogen unterstützen. Lotte soll helfen, Verantwortungsgefühl und soziale Kompetenzen bei Jungen und Mädchen zu stärken. Der Schulhund – eine Idee, die im Kreis Pinneberg immer häufiger Anwendung findet.

„Hunde sorgen für eine weichere Atmosphäre“, sagt Anja Mumme, die in der pädagogischen Insel der Gemeinschaftsschule arbeitet. Dort finden Kinder einen Rückzugsort, wenn der Unterrichtsalltag ihnen mal über den Kopf wächst. Pädagogen haben stets offene Ohren. Seit Ende Januar ist Lotte dabei, wenn es um Probleme geht. Auch im Klassenraum soll sie zum Einsatz kommen. Etwa um Schüler zu beruhigen, wenn Prüfungssituationen zu bestehen sind. Stillen Kindern erleichtere die Gegenwart eines Tieres zudem, sich zu öffnen, so Mumme.

Bevor die Entscheidung für den Schulhund fiel, wurden die Eltern der 475 Jungen und Mädchen über den Plan informiert. Eventuelle Ängste und Allergien seien abgefragt worden, so Mumme. Der Einsatz als Schulhund mache eine spezielle Ausbildung notwendig. Grundlagen hundegestützter Pädagogik würden vermittelt. Das kann sich über zwei Jahre hinziehen. Lotte wird neben dem Grundgehorsam auch lernen, in ungewohnten Situationen gelassen zu bleiben und bei Menschenansammlungen, etwa auf dem Pausenhof, entspannt zu reagieren.

Anja Mumme, die die Hündin nach dem Job mit nach Hause nimmt, finanziert die Ausbildung allein. Zuschüsse gibt es nicht. Und es sind weitere Hürden zu nehmen. Strenge Hygienevorschriften müssen beachtet werden, die vierteljährliche Wurmkur etwa ist Pflicht. Zudem ist Lotte haftpflichtversichert – falls doch einmal etwas passiert. Die Lerninsel wurde mit Gittern ausgestattet: „Kein Kind muss damit rechnen, vom Hund überrascht zu werden“, erklärt Sozialpädagogin Barbara Laufer, die seit zwei Jahren zum Team der Schulsozialarbeiter gehört.

Die Schenefelder Gemeinschaftsschule ist nur eine von vielen Bildungseinrichtungen im Kreis Pinneberg, die auf den Hund gekommen sind. Beispielsweise wird auch in Tornesch, in Moorrege und in Brande-Hörnerkirchen zuweilen im Klassenraum gebellt. An der Grund- und Gemeinschaftsschule im Pinneberger Quellental wurde schon vor zwei Jahren entschieden, zwei Vierbeiner ins Haus zu holen. Mit Alfons und Anton sind zwei Doodle im Einsatz. „Die Lernatmosphäre verbessert sich, es wird merklich ruhiger im Klassenraum, wenn der Hund in der Ecke liegt“, weiß die stellvertretende Rektorin Margit Böttcher. „Die Kinder freuen sich, morgens in die Schule zu kommen.“ Für den Doodle habe man sich entschieden, weil sich diese Rasse besonders gut für Allergiker eigne. Das gilt für Lotte nur bedingt. Die Labradorhündin darf daher in Schenefelds Gemeinschaftsschule nicht in jeden Raum. Es gibt hundefreie Zonen. Küche und Cafeteria sind ohnehin tabu.

Dirk Ziegenhagen ist erst seit kurzem Schulleiter in Schenefeld. „Ich habe praktisch mit Lotte angefangen“, sagt er – und zeigt sich angetan vom Einsatz der Labradordame. „Die Kinder reagieren positiv, ich erhoffe mir viel.“ Geht es nach Margit Böttcher, ist die Hoffnung begründet. In Pinneberg seien „durchweg gute Erfahrungen“ gemacht worden – mit Alfons und Anton, den tierischen Therapeuten.