Kreis Pinneberg. Seit Anfang 2015 sind im Kreisgebiet nur zwei Anlagen aktiv, weil sich der Austausch der Sensoren in der Fahrbahn verzögert.
Autofahrer wird es freuen: Fünf von sieben Blitzer-Standorten im Kreis Pinneberg sind derzeit nicht nutzbar. Ein Zustand, der alles andere als neu ist: „Wir mussten die Anlagen bereits Ende 2014 außer Betrieb setzen, weil die Sensortechnik in der Fahrbahn erneuert werden muss“, bestätigt Dörte Koppelmann von der Bußgeldstelle des Kreises.
Außer Betrieb sind die Standorte in Rellingen, Borstel-Hohenraden, Heidgraben, Langeln sowie Bokholt-Hanredder. „Die Sensoren in der Fahrbahn nutzen aufgrund der starken Belastung durch die Fahrzeuge ab und müssen daher regelmäßig ausgetauscht werden“, erläutert Koppelmann. Ohne einen Austausch gelte ein Standort als nicht mehr geeicht, sodass die gewonnenen Daten vor Gericht nicht mehr als Beweis zählen würden.
Turnusgemäß betraf dies die fünf Standorte, so Koppelmann weiter. „An allen diesen Straßen standen sowieso Sanierungsarbeiten an“, erläutert die Kreismitarbeiterin. Daher sei entschieden worden, mit dem Tausch der Sensoren so lange zu warten, bis diese Arbeiten abgeschlossen sind. Koppelmann: „Wir können es dem Steuerzahler schlecht verkaufen, wenn wir neue Sensoren einsetzen, aber dann sechs Monate später die Straße aufgerissen wird und wiederum die Sensoren auswechselt werden müssen.“
Leider hätten sich die Sanierungsarbeiten in allen fünf Fällen verzögert. Lediglich in Rellingen und in Heidgraben habe die Maßnahme 2015 erfolgen können. „Sobald es das Wetter zulässt, werden wir an diesen Standorten die Sensoren tauschen und sie dann wieder in Betrieb nehmen“, erläutert Koppelmann. Bis dies der Fall ist, sind ausschließlich die Standorte Bilsen und Schenefeld betriebsbereit. Bilsen arbeitet ebenfalls mit Sensortechnik, in Schenefeld an der LSE stehen zwei Anlagen mit modernerer Lasertechnik. Sie benötigen keine Sensoren mehr. Die Kamera, die für die sechs Sensortechnik-Standorte verfügbar ist, blitzt derzeit dauerhaft in Bilsen. Schenefeld, wo beidseitig die Starenkästen der neuen Generation stehen, verfügt ebenfalls über eine Kamera, sodass dort stets eine Seite scharfgeschaltet ist.
Hier stehen die Blitzer
Diesen Hightech-Blitzer nahmen Kreis und Polizei, die seit 2005 ein gemeinsames Geschwindigkeitsüberwachungsprojekt betreiben, im September 2012 in Betrieb – und er erwies sich zunächst als reine Goldgrube. Allein in den ersten drei Wochen nach seiner Inbetriebnahme leitete die Kreisverwaltung 818 Bußgeldverfahren gegen Autofahrer ein, die mehr als 20 Kilometer pro Stunde zu schnell fuhren. Inzwischen hat eine Gewöhnung eingesetzt, die Zahl der Raser geht ebenso zurück wie die Einnahmen.
„Der Standort in Schenefeld liegt aber immer noch an erster Stelle, was die Zahl der Bußgeldverfahren angeht“, erläutert Koppelmann. 1973 Raser, die mehr als 20 Kilometer pro Stunde zu schnell waren und damit in den Bußgeldtatbestand fallen, wurden 2015 in Schenefeld geblitzt. 133 von ihnen überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mehr als 30 Kilometer pro Stunde, sodass der Kreis ein Fahrverbot verhängte. Zum Vergleich: Der einzig aktive andere Blitzer in Bilsen kommt auf 1001 Temposünder und 47 Fahrverbote. Das mobile Blitzgerät, das von den Kreismitarbeitern und Polizeikräften betrieben wird, erwirtschaftete 8128 Bußgeldverfahren im Jahr 2015, in 196 Fällen musste ein Fahrverbot verhängt werden.
Rechnet man weitere Bußgeldfälle hinzu, die sich etwa aus den auf mehreren Revieren vorhandenen Laserpistolen sowie aus dem Einsatz des polizeilichen Videowagens ergeben, wurden 2015 insgesamt 11.975 Raser ertappt. Diese Bußgeldfälle werden vom Kreis bearbeitet, der daraus Einnahmen in Höhe von 696.145 Euro erzielte. Das ist im Vergleich zu 2014 ein Rückgang von 143.823 Euro. Auch die Anzahl der verhängten Fahrverbote ging zurück. 2014 mussten im Kreis 507 Raser ihren „Lappen“ zeitweise abgeben, 2015 waren es 376 Personen. Der Spitzenreiter wurde an einem Nachmittag in Schenefeld mit Tempo 140 statt 50 ertappt. Er zahlt 1360 Euro und verliert drei Monate seinen Führerschein.
Zu den 11.975 Bußgeldverfahren kommen die geringfügigeren Verstöße (bis 20 Kilometer pro Stunde zu schnell innerorts), die mit einem Verwarngeld geahndet werden. Sie werden von der Zentralen Ordnungswidrigkeitenstelle in Neumünster bearbeitet. Dort sind etwa 48.000 Fälle aus dem Kreis aktenkundig. Zur Jahresmitte steht fest, wie hoch die Einnahmen in diesem Bereich ausfallen werden.