Pinneberg. Bürgervorsteherin nimmt die Stadtverwaltung beim Neujahrsempfang der Kreisstadt in die Pflicht. Planungschaos sei nicht zu begreifen.

Als Bürgermeisterin Urte Steinberg ans Mikrofon tritt, ist der Ratssaal gerammelt voll. Politiker, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Wirtschaftsbosse – wer etwas auf sich hält, ist gekommen. Steinberg nutzt den 33. Neujahrsempfang, um sich bei ehrenamtlichen Politikern und ihrer Rathauscrew zu bedanken.

Dann überlässt die Bürgermeisterin Natalina di Racca-Boenigk das Podium. Gewohnt launig lässt die Bürgervorsteherin des Jahr 2015 Revue passieren. Pinneberg sei eine Stadt im Wandel, Baustellen kündeten von Entwicklung. Vieles sei auf einem guten Weg.

Der Schönrednerei macht sich di Racca-Boenigk nicht verdächtig. Sie nennt den Sanierungsstau an den Schulen der Kreisstadt „unhaltbar“. Das Planungschaos sei „mit gesundem Menschenverstand nicht mehr zu begreifen“.

Der Bürgermeisterin gibt di Racca-Boenigk einen klaren Arbeitsauftrag mit auf den Weg. Steinberg, die seit drei Jahren Pinnebergs Verwaltung führt, müsse dafür sorgen, „dass Machtspielchen, Animositäten und Grabenkriege“ im Rathaus ein Ende fänden und endlich alle an einem Strang zögen. Das Fazit der Bürgervorsteherin klingt wie ein inoffizielles Motto des Neujahrsempfangs: „Pinneberg ist bunt, aber nicht alles läuft rund“, sagt die Christdemokratin.

Wie bunt und offen die Kreisstadt sich in diesen Tagen präsentiert, davon gibt die anschließende Verleihung des von der Künstlerin Gisela Meyer-Hahn entworfenen Bürger-Zukunfts-Preises Auskunft. Die mit 500 Euro dotierte Auszeichnung geht an das Projekt Frei-Zeit, in dem Schüler und Lehrer des Johannes-Brahms-Gymnasiums mit dem Diakonieverein Migration und dem Jugendzentrum im Geschwister-Scholl-Haus kooperieren.

Junge Menschen aus Pinneberg engagieren sich in der Flüchtlingshilfe, treffen sich regelmäßig mit gleichaltrigen Asylbewerbern – und leisten so wertvolle Hilfe im Alltag. „Ich bin unglaublich stolz auf die Schüler“, sagt Steinberg.

Ein junger Flüchtling aus dem Iran bedankt sich – in vorzüglichem Deutsch. Nach dem offiziellen Teil ist Zeit für ungezwungene Gespräche. Manch einer informiert sich im Foyer, wo Flüchtlingshelfer ihre Initiativen vorstellen. Projekte, die auch das Jahr 2016 prägen dürften.