Kreis Pinneberg. 20 Polizisten kümmern sich im Kreis Pinneberg ausschließlich um die Einbruchskriminalität. Die Fallzahlen schwanken.

Jedes Jahr steigt mit Beginn der dunklen Jahreszeit die Zahl der Einbrüche rasant an. Um der Einbruchskriminalität Herr zu werden, setzt die Polizei in den Kreisen Pinneberg und Segeberg seit vorigem Jahr auf regionale Fahndungsgruppen in den Polizeirevieren. „Das ist ein bundesweit einmaliges Konzept, das sich aus unserer Sicht bewährt hat. Es ist uns im vorigen Jahr gelungen, die Fallzahlen deutlich zu reduzieren“, sagt Ingo Minnerop, Leiter der zuständigen Kriminalinspektion mit Sitz in Bad Segeberg.

Die regionalen Fahnder sind eine Antwort auf das veränderte Verhalten der Täter. Jahrelang hatte sich die Polizei zu bestimmten Tageszeiten an Hauptverkehrsstraßen und Autobahnausfahrten postiert, um verdächtige Fahrzeuge zu kontrollieren, die gern von Einbrechern genutzt werden. Zumeist handelte es sich um Transporter älterer Baujahre, häufig mit ausländischen Kennzeichen. Doch im Laufe der Jahre verpuffte die Wirkung der Kon­trollen, die Täter hatten das Konzept durchschaut. „Die wussten irgendwann genau, wann und wo wir stehen und haben sich dann andere Wege gesucht, um in den Kreis zu gelangen“, sagt Minnerop.

Auch in diesem Winter haben die vier Reviere Pinneberg, Elmshorn, Rellingen und Wedel 20 Beamte abgestellt, die sich rein um die Einbruchskriminalität kümmern. „Das ist in Zeiten der Flüchtlingskrise und den damit verbundenen Aufgaben für die Polizei nicht einfach“, so Minnerop weiter. Die Mitglieder der Fahndungsgruppen werten täglich alle Taten in ihrem Revierbereich aus, sie sehen sich die Tatorte an und suchen nach Übereinstimmungen: Stimmt die Beschreibung eines Verdächtigen mit der von einem anderen Tatort überein? Wie ist der Täter vorgegangen? Welche Fahrzeuge wurden beobachtet?

Das schreckt Einbrecher ab

Jeder kann laut Polizei mit einfachen Mitteln sein Eigentum schützen. Nachbarn sollten über längere Abwesenheit informiert werden, damit sie den Briefkasten leeren. Im Haus sollte zum Beispiel mithilfe von Zeitschaltuhren Licht brennen, um Anwesenheit vorzutäuschen.

Eine andere Möglichkeit: sämtliche Rollläden herunterlassen und die Klingel abstellen. Auf diese Weise haben Einbrecher zwar den Verdacht, dass niemand da ist. Sie können nicht sicher sein und scheuen das Risiko.

Die beliebteste Einbruchszeit ist zwischen 17 und 21 Uhr. In der Regel schleichen sich die Täter von hinten an das Gebäude heran und versuchen, über die Terrassentür oder ein Erdgeschossfenster einzudringen.

Bewegungsmelder sorgen für Licht, schrecken Einbrecher ab. Zusätzlich sollten Hecken, Sträucher so weit zurückgeschnitten sein, dass dieser Bereich einsehbar ist.

Türen und Fenster sollten mit speziellen Schlössern sowie Umlaufsicherungen versehen werden, um Tätern das Leben schwer zu machen. Untersuchungen zeigen, dass Einbrecher nach fünf Minuten aufgeben, wenn es ihnen nicht gelingt, ins Gebäude zu gelangen.

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Dabei tauschen die Gruppen untereinander ihre Erkenntnisse aus und werden außerdem mit Informationen versorgt, die bei den Ermittlern der Kriminalpolizei zusammenlaufen. Das können zum Beispiel bundesweite oder landesweite Informationen über Tätergruppen sein, die umherreisen. Minnerop: „Wir haben auch einen Ermittler in die Hamburger Sonderkommission Castle geschickt, um von dort an Informationen zu gelangen und unsere Erkenntnisse einzubringen. Einbruchskriminalität macht nicht vor Landesgrenzen Halt.“ Häufig seien Banden aus dem Ausland am Werk. „Die schreckt eine Festnahme nicht ab, weil sie dann neue Mitglieder aus ihrer Heimat rekrutieren.“ Minnerop lobt, dass inzwischen ein Umdenken bei der Justiz erfolgt ist und festgenommene Tatverdächtige häufiger als früher in Untersuchungshaft genommen werden.

Die regionalen Fahnder werden auch in zivil unterwegs sein, verdächtige Personen und Fahrzeuge beobachten oder sich in Straßen postieren, in denen es immer wieder zu Einbrüchen kommt. Bei einer heißen Spur können sie außerdem Verstärkung bei den Zivilfahndungsgruppen der Direktion und Polizeihunde anfordern.

„Das Konzept hat sich bewährt. wir haben 2014 die Fallzahlen der Einbruchskriminalität deutlich reduzieren können“, sagt Minnerop. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sei insgesamt um 20 Prozent zurückgegangen, die der gesondert betrachteten Tageswohnungseinbrüche sogar um 30 Prozent. In Zahlen: Mussten die Ermittler 2013 noch 841 Wohnungseinbrüche aufnehmen, waren es 2014 lediglich 673. Minnerop: „Das war nicht nur Zufall, sondern das Ergebnis unserer Arbeit.“

Das Konzept gilt jeweils vom 1. Oktober bis 31. März, also in den Wintermonaten. In der ersten „Saison“ gelang den Ermittlern dadurch die Festnahme von 25 Tatverdächtigen im Kreis Pinneberg. Aktuell läuft die Fahndung laut dem Leiter der Kriminalinspektion „noch etwas schleppend“ an. „Die Fallzahlen liegen 2015 leider wieder über den Werten vom Vorjahr“, so Minnerop. Es sei jetzt schon sicher, dass die Gesamtzahl der Einbrüche im Kreis Pinneberg ansteigen wird.