Elmshorn. Patricia Capurso hat Angst-Räumen in Elmshorn den Kampf angesagt. Ihr Ziel: Übergriffe durch ein besseres Umfeld verhindern.

Es ist dunkel. Die einzige Lampe am Fußweg durch den Park flimmert schwach. Anscheinend ist niemand unterwegs. Im hohen Gebüsch raschelt es. Angst-Räume kennt Patricia Capurso viele. Der 25-Jährigen reicht es. Sie hat dunklen Ecken in ihrer Heimatstadt Elmshorn den Kampf angesagt. Denn sie weiß, dass es oft auch nicht bei der Angst allein bleibt. Sie ist selbst einmal mit dem Schrecken davongekommen. In vielen Fällen locken dunkle Ecken laut Capurso auch Täter an. Das will sie ändern.

„Ich bin einfach nicht der Typ dafür, nur zuzuschauen. Bei Problemen teste ich Möglichkeiten aus und werde tätig“, sagt die Verfahrensmechanikerin, die in den vergangenen Wochen zahlreiche Telefonate geführt hat, Treffen organisierte und auch schon einiges erreichen konnte. So fand sie mit ihrem Anliegen auch bei der Deutschen Bahn Gehör. Am Dienstag trafen sich Vertreter des Unternehmens mit Capurso vor Ort, um unter anderem über eine Verlängerung eines Zauns am Elmshorner Bahnhof zu sprechen. Eine simple Maßnahme mit großer Wirkung: Davon ist Capurso überzeugt. Der Zaun soll Täter abschrecken und so für mehr Sicherheit vor Übergriffen am Weg vom Bahnhof in Richtung Parkdeck sorgen.

© HA | Anneke Lohse

Dieser Weg, der bis zum Steindammpark führt, beschäftigt die 25-Jährige besonders. Denn genau hier wurde eine 24-Jährige im September vergangenen Jahres vergewaltigt. Der Täter hatte die Elmshornerin bereits in der Bahn belästigt. Er verfolgte sie schließlich nach dem Aussteigen in Richtung Steindammpark, zerrte sie in die Büsche und fiel dort über sie her.

Zahlreiche Bürger melden defekte Straßenlaternen

Für einen Rückschnitt der Büsche am Bahnhof hat sich Capurso erfolgreich bei der Stadt eingesetzt. Sie wurden bis zum Graben zurückgeschnitten und bieten somit auch kein Versteck mehr. Aber die Elmshornerin kämpft nicht nur gegen mögliche Verstecke. Sie setzt sich auch für mehr Licht in ihrer Heimat ein und bekommt dabei Hilfe. Zahlreiche Bürger haben ihr schon Straßenlaternen gemeldet, die nicht mehr funktionieren oder zu schwach leuchten. Laut Ole Reimer von der Stadtverwaltung sind letztere ein Problem. Die Leuchtstärke zu erhöhen, ist fast genauso teuer wie einen neuen Leuchtkopf anzuschaffen. Dieser kostet zwischen 1500 und 2500 Euro. Das belastet den Haushalt zusätzlich. Deswegen kann die Umsetzung bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen.

Die Statistik der Polizei gibt der Elmshornerin Recht. Im vergangenen Jahr wurden allein in der näheren Umgebung des Elmshorner Bahnhofes 55 Überfälle und 190 Diebstähle gemeldet. Capurso weiß aus ihrem Bekanntenkreis, dass nicht jeder Übergriff gemeldet wird. Sie rät Betroffenen, das auf jeden Fall zu tun: „Um handeln zu können, müssen die Beamten die Standorte der Übergriffe kennen.“

Bevor Capurso die ihr gemeldeten Angst-Räume und Probleme an die Stadt weiterleitet, überprüft sie diese vor Ort. Sie bittet aber um Verständnis, dass sie sich nicht um alles kümmern kann. „Mir geht es ausschließlich um die Sicherheit in Bezug auf Kriminalität und den Schutz vor Übergriffen“, so die 25-Jährige.

Unterstützt wird sie von ihrem Freund Orhan Cölok. Er hat einen Kontakt zu Himmet Kaysal hergestellt. Der Kampfsportlehrer möchte ehrenamtlich einen Selbstverteidigungskurs anbieten – das nächste Projekt. „Das erste Mal angegriffen zu werden, wenn auch nur simuliert, macht viel aus“, sagt Capurso. Diese Erfahrung sei wichtig für die Menschen, damit sie sich besser einschätzen können. Geplant ist der Kursus für Januar kommenden Jahres. Wer Kontakt zu Capurso aufnehmen möchte, kann dies über die sozialen Netzwerke tun. Sie ist über ihren Namen bei Facebook zu finden.

Das machen andere Städte gegen dunkle Ecken

In Schenefeld gibt es eine Arbeitsgruppe zur Kriminalitätsverhütung, die es sich auch zur Aufgabe gemacht hat, das Umfeld zu verbessern. Unter anderem wurden zwei Fußgängertunnel am Stadtzentrum und an der Altonaer Chaussee, die sich besonders bei Dunkelheit wenig Beliebtheit erfreuten, von Jugendlichen mit Graffiti verschönert und die Beleuchtung verbessert.

In Tornesch ist die Bahnunterführung an der Nordkanalstraße ein Problemfall, der angegangen wird. Nun soll mit Bürgerbeteiligung eine optische Aufwertung inklusive besserer Beleuchtung erfolgen. 2016 soll mit dem Umbau begonnen werden.

In Pinneberg hat der Kriminalpräventive Rat eine Umfrage gestartet und Angst-Räume ermittelt. Der Ahlefeldstieg wird derzeit neu gestaltet. Der Umbau des Bahnhofs steht an.krk/fms/hspal

1/3