Schenefeld. Umweltprojekt auf 5000 Quadratmeter großer Wiese an der Düpenau geplant. Stadt beteiligt sich an Wettbewerb „Bienenfreundlichste Kommune“.
Fast unbemerkt ereignete sich in den vergangenen Jahrzehnten ein Massensterben in Schleswig-Holstein: Den Wildbienen im Land geht es schlecht. Wie aus dem aktuellen Jahresbericht des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) hervorgeht, gelten 70 Arten als verschollen oder ausgestorben. „Von den knapp 300 Arten in Schleswig-Holstein gilt mehr als die Hälfte als gefährdet“, erklärt Birte Pankau. Sie ist beim BUND so etwas wie die Bienenbeauftragte. Denn die Naturschützer haben es sich zum Ziel, gemacht, auf das stille Sterben aufmerksam zu machen und dafür unter anderem das Projekt „Bienenfreundlichste Kommune Schleswig-Holsteins“ ins Leben gerufen. Gesucht und ausgezeichnet wird eine Stadt, die sich besonders für die Wildbienen engagiert. Eine Aktion, die in Schenefeld auf fruchtbaren Boden gefallen ist.
Tierische Freundlichkeitsinitiative passt zur grünen Imagekampagne der Stadt
In der Stadt vor den Toren Hamburgs haben sich Bienenfreunde emsig daran gemacht, den Titel einzuheimsen. Mit Mustergültigkeit kennen sich die Schenefelder langsam aus. Immerhin arbeitet die Stadt derzeit auch an dem Titel „Energieeffiziente Kommune“. Beides passe gut zusammen, sagt Schenefelds Bürgermeisterin. „Bei der Energieeffizienz geht es nicht nur um das Energiesparen, sondern vor allem auch um den Klimaschutz“, so Christiane Küchenhof. Wildbienen spielten als wichtige Bestäuber eine große Rolle in der Natur. Deshalb passt aus Sicht der Rathauschefin und der Kommunalpolitiker, die bereits grünes Licht für die tierische Freundlichkeitsinitiative gegeben haben, der Artenschutz der Biene gut zur grünen Imagekampagne der Stadt.
Praktisch soll das Ganze so funktionieren: Auf einer Fläche zwischen dem Bach Düpenau und dem neuen Wohnbaugebiet am Flaßbarg/Altonaer Chaussee soll ein Paradies für die fleißigen Bestäuber geschaffen werden. Geplant ist eine 5000 Quadratmeter große Bienenwiese. Dafür sollen dort 25 Obstbäume gepflanzt und zahlreiche Blumen und Gräser gesät werden, die das ganze Jahr über blühen und den Wildbienen so Nahrung bieten. „Es soll eine bienenfreundliche Umwelt geschaffen werden“, erklärt Schenefelds Bauamtschef Günter Leimert. Zudem ist die Zusammenarbeit mit ortsansässigen Kindergärten geplant. Die Kinder könnten auf der Wiese hautnah etwas über den Lebensraum der kleinen wichtigen Helfer erfahren und möglicherweise auch Patenschaften für Obstbäume übernehmen.
Bewerbungsfrist für Wettbewerb endet am 31. Oktober
Das genaue Konzept samt Bewerbung muss bis zum 31. Oktober an den BUND geschickt werden. Denn dann endet die Bewerbungsfrist für den Wettbewerb um die freundlichste Bienenstadt im Land. Laut Pankau sind beim BUND bislang zehn Bewerbungen von Städten und Gemeinden aus dem norddeutschen Bundesland eingegangen. Die von Schenefeld ist bislang nicht darunter. Allerdings weiß Pankau durch Voranfragen der Stadtverwaltung von den Schenefelder Plänen.
„Das Interesse freut uns sehr“, sagt sie. Es sei letztlich Ziel der Aktion, darauf aufmerksam zu machen, dass die Wildbienen zu einer der am meist gefährdeten Tiergruppe in Schleswig-Holstein gehören. Die Bienen hätten es in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland immer schwerer, weil wichtige Lebensräume zum Beispiel durch neue Straßen und die Ausdehnung der Siedlungsflächen verschwinden. Zudem macht der BUND die intensivere Landwirtschaft durch Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden für das Bienensterben mit verantwortlich. Deshalb wollen die Umweltschützer durch den Wettbewerb etwas für den Artenschutz tun.
Dabei zielen sie nicht nur auf Verbesserungen in den sich beteiligenden Städten und Kommunen ab, sondern hoffen allgemein auf mehr Gärtner mit Herz für Bienen. Sie können durch pollen- und nektarreiche Pflanzen sowie Nisthilfen den Wildbienen „unter die Flügel greifen“.
Der Wettbewerb wird aus Zuschüssen der „Bingo! Die Umweltlotterie“ finanziert. Die Teilnehmer erhalten auch Besuche der Umweltschützer, die sich vor Ort ein Bild machen wollen. Die freundliche Bienenstadt erhält außer dem imageträchtigen Titel auch noch ein Insektenhotel. Dafür wäre auf Schenefeld Wiese auf jeden Fall Platz.
Weitere Informationen zu Nisthilfen, Saatgut und den Arten gibt’s auf www.wildbienen.com und www.bundsh.de.