Halstenbek. Heiner Kohlhagen errichtete ohne Baugenehmigung einen Wintergarten. 30 Jahre später kommt der Fall durch Zufall ans Licht.
Drei Jahrzehnte ist es her, dass Heiner Kohlhagen eine Ordnungswidrigkeit beging. Er baute einen Wintergarten an sein Haus an, unterließ es jedoch, die dafür erforderliche Baugenehmigung einzuholen. Jetzt kam der Fall durch einen Zufall ans Licht und stellt für den Halstenbeker nicht nur ein rechtliches Problem dar. Denn Kohlhagen hat inzwischen in der Kommunalpolitik Karriere gemacht und in seiner Heimatgemeinde den Vorsitz im Bauausschuss inne.
Ein Bauausschusschef, der wegen eines Schwarzbaus angreifbar wird – Kohlhagen hat sofort die Konsequenzen gezogen. „Bevor es irgendwelches Gerede gibt, habe ich meinen Rücktritt erklärt“, so der Politiker von Bündnis 90/Die Grünen. Er wolle das Amt als Bauausschussvorsitzender nicht beschädigen, so Kohlhagen weiter. Auch sein Mandat in der Gemeindevertretung will er so lange ruhen lassen, bis der Fall rechtlich geklärt ist. „Ich hatte überlegt, mich auch aus der Gemeindevertretung zurückzuziehen. Aber die Grünen können damit leben, wenn ich das Mandat mal zwei oder drei Monate nicht wahrnehme.“ Nach Abschluss des Vorgangs will Kohlhagen die politische Arbeit wieder aufnehmen. „In den Bauausschuss werde ich aber definitiv nicht mehr zurückkehren.“
Ausgerechnet eine Entscheidung des Bauausschusses brachte den Rechtsverstoß des Gremiumsvorsitzenden ans Tageslicht. Die Kommunalpolitiker hatten im nicht öffentlichen Teil einer Sitzung das gemeindliche Einvernehmen für ein Bauprojekt am Armwischenweg verweigert. Für diesen Bereich gibt es keinen B-Plan, sodass sich Neubauvorhaben an der dort vorhandenen Bebauung orientieren müssen. Das Gremium war der Meinung, das beantragte Projekt sei überdimensioniert. Daraufhin strengte der Antragsteller ein Gerichtsverfahren an, und die Richter sahen sich die Häuser in der Nachbarschaft genauer an.
„Mein Haus wurde als Vergleichsobjekt herangezogen“, sagt Kohlhagen. Und dabei sei sein uraltes Vergehen ans Tageslicht gekommen. „Das war erst eine Terrassenüberdachung, irgendwann habe ich das dann zugemacht. Ich kann mich da nicht rausreden. Natürlich war mir klar, dass dafür eine Baugenehmigung erforderlich gewesen wäre, aber irgendwie habe ich das all die Jahre verdrängt.“ Der Grüne, der als Architekt tätig und damit Experte in Sachen Baurecht ist, hat inzwischen reagiert und nachträglich einen Bauantrag für den Wintergarten eingereicht. „Es wird vermutlich ein Bußgeld geben. Aber vielleicht lässt sich das noch vermeiden“, sagt der Kommunalpolitiker.
Wenn am Montag, 28. September, die Halstenbeker Gemeindevertreter von 19 Uhr an zur Sitzung in der Grundschule Bickbargen zusammenkommen, soll ein neuer Bauausschussvorsitzender gewählt werden. Kohlhagen hatte den Vorsitz seit der Kommunalwahl im Jahr 2013 inne. Für seine ruhige und souveräne Leitung der Sitzungen und seine Fachkenntnisse war er fraktionsübergreifend geschätzt. Das Vorschlagsrecht für die Nachfolge liegt bei Bündnis 90/Die Grünen. „Wen wir nominieren, ist noch offen“, sagt Fraktionschefin Gudrun Gabriel-Schröder. Sie bedauert den Rücktritt von Kohlhagen. „Er war aufgrund seiner Fachkompetenz für uns genau der richtige Mann am richtigen Platz.“