Das Abendblatt vergleicht Stadtteile am äußersten Rand Hamburgs mit angrenzenden Gemeinden. Heute: Eidelstedt und Halstenbek.
Kirsten Sajitz hat Töchterchen Elisabeth auf dem Schoß. Sieben Monate ist die Kleine jetzt alt. Ihre vier Geschwister toben derweil im Garten. Fünf Kinder, vom Baby bis zum Elfjährigen, hat die Familie Sajitz. „Halstenbek ist eine familienfreundliche Gemeinde“, sagt Mutter Kirsten Sajitz. Und die 38-Jährige muss es wissen. Sie ist Fraktionsvorsitzende der Halstenbeker CDU, der stärksten Partei im Gemeinderat. Und ihr Mann Otto, 49, ist seit zehn Jahren Bürgervorsteher.
Halstenbek besteht aus den Ortsteilen Brande, Krupunder und Halstenbek-Ort. „Der Ort bietet für jeden etwas“, sagt Sajitz. Brande sei dörflich strukturiert, Krupunder städtisch geprägt und dicht besiedelt. Und im Ortskern konzentriere sich die Geschäftswelt – mit Supermarkt, Weinhandlung und Sparkasse. Obwohl: „Eigentlich haben wir gar keinen Ortskern.“
Das Vorurteil: Halstenbek ist gesichtslos
Halstenbek sei gesichtslos – gegen dieses Vorurteil kämpft die Kommune seit Jahren an. Und fuhr dabei zuletzt schwere Geschütze in Form von Baggern auf. Drei heruntergekommene Einfamilienhäuser gegenüber dem Rathaus? Abgerissen und durch mehrere stylische Mehrfamilienhäuser ersetzt. Die alte, nicht mehr genutzte Realschule auf der anderen Rathausseite? Abgerissen und durch ein Wohnensemble namens Rathausquartier ersetzt, das kurz vor dem Bezug steht. Der Rathausvorplatz mit dem Charme der 70er-Jahre? Im vergangenen Jahr mit neuem Pflaster auf Vordermann gebracht.
„Vieles hat sich zum Vorteil geändert. Aber ein Gesicht hat der Ortskern dadurch nicht bekommen“, sagt Kirsten Sajitz. Nach dem Abitur am Halstenbeker Gymnasium machte sie eine Banklehre bei der Halstenbeker Bank. Dank ihres dortigen Chefs und ihrer Klavierlehrerin, die beide für die CDU in der Gemeindevertretung saßen, kam sie in die Kommunalpolitik.
Es fehlen Kita-Plätze
Die CDU-Mandatsträgerin kennt daher die Probleme ihrer Gemeinde. „Was fehlt, sind Flächen für Gewerbeansiedlungen.“ Theoretisch stünde dafür ein 14 Hektar großes Gelände zur Verfügung. Doch Streitigkeiten zwischen der Gemeinde und dem Eigentümer, der Hamburger Investorenfamilie Greve, sorgen seit Jahren für eine Blockade aller Projekte. Aktuell haben sich beide Seiten vorsichtig angenähert.
Einen Durchbruch hat Halstenbek auf einer anderen Baustelle erzielt: Der familienfreundlichen Gemeinde fehlen Kita- und Krippen-Plätze. „Wir haben den Bau von zwei neuen Einrichtungen beschlossen“, sagt Sajitz. Eine soll im Frühjahr 2016, die zweite etwa ein Jahr später eröffnen. Viel besser sieht es bei den Schulen aus. Mit Beginn dieses Schuljahrs zogen 980 Schüler und 70 Lehrer in das neu erbaute Wolfgang-Borchert-Gymnasium ein. 21 Millionen Euro investiert die Gemeinde über ein Projekt in öffentlich-privater Partnerschaft in den Neubau und den Abriss des Altgebäudes. Zuvor hat Halstenbek bereits die Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek neu gebaut, die 2011 mit 780 Schülern ihren Betrieb aufnahm. Investitionsvolumen: 13,8 Millionen Euro.
Halstenbek hat zwei S-Bahnhöfe
Städtische Dichte, ländliche Weite: So charakterisiert Kirsten Sajitz Halstenbek. 1260 Hektar ist die Gemeinde groß. Ein Großteil davon entfällt auf die Baumschulbetriebe, die den Ort jahrzehntelang prägten und auch dafür sorgten, dass ein Bahnhof zum Verladen der Pflanzen nach Halstenbek kam. Heute verfügt die Gemeinde mit den Stationen Krupunder und Halstenbek gleich über zwei S-Bahnhöfe. „Wir haben auch zwei Autobahnabfahrten, das bietet kaum ein Ort unserer Größe“, sagt die 38-Jährige. An der A 23 liegt auch die Wohnmeile, deren umfassendes Angebot auf 100.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auch vielen Hamburgern bekannt ist.
Halstenbek in Zahlen
Das Gleiche gilt für den Krupunder See. Das Naherholungsgebiet ist acht Hektar groß, ein geschützter Landschaftsteil und bei Spaziergängern sehr beliebt. Was Halstenbek noch auszeichnet? „Wir haben hier ein reges Vereinsleben und eine sehr hohe Lebensqualität“, sagt Sajitz. Die 38-Jährige wohnt seit ihrer Geburt in der Gemeinde – und hat es nie bereut.