Halstenbek. Der erste Schultag war für die Schüler des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums in Halstenbek ein ganz besonderer. Sie betraten das neu errichtete Gymnasium zu ersten Mal.

Normalerweise gibt es Zeugnisse erst am Ende des Schuljahres. In Halstenbek wird jedoch schon jetzt Bilanz gezogen. Die Bauarbeiten am Großprojekt Wolfgang-Borchert-Gymnasium sind zum Anfang des Schuljahres größtenteils abgeschlossen; die Schüler nahmen am Montag den 20 Millionen Euro teuren Neubau in Beschlag. Unter ihnen ist Moritz Baars. Das Zeugnis, das der 17-Jährige dem Neubau ausstellt, fällt allerdings mäßig aus. Das mag auch daran liegen, dass der Schüler als Chef der Technik-AG seit Jahren am Neubaukonzept mitwirkte, sich mit den Mitschülern Gedanken über die technische Ausstattung der Aula machte und damit mehr Einblick hat als andere.

Um 7 Uhr war der Schüler an diesem Montag bereits in der Schule, half beim Aufbau der Technik, damit Direktor Karsten Schneegaß um 9.30 Uhr alle Schüler per Mikro und Boxen im neuen Gymnasium begrüßen konnte. Anschließend ging es in die mit modernen Whiteboards der jüngsten Generation ausgestatteten Klassenräume oder auf eine Führung durch den riesigen Neubaukomplex am Bickbargen, direkt neben dem alten Schulgebäude.

Neue Mensa, ein umgestalteter Schulhof, ein deutlich größeres Lehrerzimmer, eine riesige Aula – klingt traumhaft. Glücklich sieht der 17-jährige Baars aber nicht aus. „Es gibt so einiges mit der Baufirma Hochtief und der Gemeinde Halstenbek noch zu besprechen“, sagt er. Was ihm und seinen Mitschülern nicht gefällt: die technische Ausstattung des lichtdurchfluteten Veranstaltungsraums. „Für die Zwecke der Gemeinde mag das ausreichen, aber für die Schulveranstaltungen ist das gar nicht geeignet“, erklärt er. So gibt es genau eine Steckdose im Bühnenbereich. Gebraucht würden etwa 30, rechnet Baars vor. „Ich weiß nicht, wer sich darüber keine Gedanken gemacht hat.“

Mit der technischen Ausstattung der Aula gibt’s Probleme

Sein Wissen hat sich der Schüler im Vorwege des Projekts erarbeitet. Die Schüler wollten an ihrem neuen Wolfgang-Borchert-Gymnasium mitwirken und schrieben ein Technikkonzept für die Aula. Dafür sprachen sie auch mit Experten vom Thalia-Theater und vom Festival Wacken. Und so referiert der Schüler des diesjährigen Abijahrganges detailliert über nötige Anschlüsse, Kabelbreiten und die Stromversorgung.

Überall gebe es Probleme. Aus seiner Sicht wurde oft an der falschen Stelle gespart. So lassen sich die Vorhänge auf der Bühne nicht verstellen. Die Stromversorgung des neues Saals von außen sei aufgrund eines fehlenden Trafohauses nicht gegeben. Zudem fehlten Mikroanschlüsse, und ein Tontest offenbarte, dass „es draußen vor dem Gebäude so laut ist wie drinnen“, so der Schüler. Er ist unsicher, wie das bei den Anwohnern ankommt. Die Technikprobleme in der Aula stehen auf der langen Mängelliste, die Schüler und Lehrer bereits erarbeitet haben und die jetzt an die Gemeinde geht.

„Das ist bei einem solchen Neubau dieser Größe normal. Glaube ich“, nimmt Schulleiter Schneegaß das Ganze gelassen. Überhaupt wirkt der Direktor an seinem ersten Schultag im Neubau enorm entspannt. Um ihn herum herrscht ordentlich Trubel. Schüler suchen sich aufgeregt ihren Weg durchs Gebäude. Lehrer huschen an nicht ausgepackten Umzugskartons vorbei. Der am meisten gehörten Satz am Montag: „Wo ist denn nun...?“ Es fehlt an Schwämmen für die hochmodernen Tafeln, die Drucker sind da, das nötige Papier nicht. Dafür wurde das Team der Mensa unerwartet mit Brötchen beliefert. Schneegaß fordert per Durchsage auf, zahlreiche Brötchen zu kaufen – allerdings gebe es die heute ohne Belag. „Das muss man mit Humor nehmen, sonst bekommt man Magengeschwüre“, sagt Schneegaß.

Er wirkt nicht nur entspannt, sondern im Vergleich zum jungen Technikfan Baars auch glücklich. Besondern freut ihn, dass die Bücherei in den Neubau gezogen ist und damit mehr Synergien entstehen. Schneegaß richtet den Blick in die Zukunft, will die positive Atmosphäre aus dem Altbau in die neue Schule hinüberholen. Doch eines ist klar, die Philosophie der offenen Tür hat ausgedient. Zwangsweise.

Denn im Neubau wurde aus Sicherheitsgründen ein Konzept zum Schutz vor Amokläufern umgesetzt. Alle Klassen- sowie Außentüren lassen sich nur von innen öffnen und verfügen über Sicherheitsglas, um den Besucher sehen zu können. Wer in die Schule will, muss sich anmelden. „Das hat Vorteile. Früher standen plötzlich fremde Leute im Flur, und es beugt Diebstählen vor“, so Schneegaß, der bereits seinen Nachfolger Veit Poeschel einarbeitet. Er übernimmt ab Februar die Schule.