Seester/Haselau. Ein Mutter-Tochter-Konflikt wird filmisch aufgearbeitet. Aus einer Tragödie entsteht eine Stück mit komödiantischen Zügen.
„Die vom Film sind freundliche Menschen“, steht für Ernst Schüder und Ernst von Drathen fest. Alle würden sich duzen. Die Beiden waren hautnah dabei, als in den vergangenen Tagen die Komödie „Maikes schwarze Schafe“, so jedenfalls der Arbeitstitel, in der Haseldorfer und Seestermüher Marsch für das Erste Programm gedreht worden ist. Von Drahten stellte sein Seesteraner Haus für die Aufnahmen zur Verfügung. Schüder ist Schafzüchter und sorgte für die vierbeinigen Komparsen. „Man muss das einfach mal erlebt haben“, blickt der Haselauer zurück.
Die Produktionsfirma „sabotage films“ aus Berlin realisiert den Streifen für die ARD-Tochter Degeto. Ein Generationenkonflikt wird mit Julia Hartmann und Suzanne von Borsody in den Hauptrollen aufgearbeitet. Eine Schwangerschaft machte die Mutter einst zum „schwarzen Schaf“ des Dorfes. Die Tochter ist nun auf der Suche nach ihrem Vater. Gezeigt wird der Film voraussichtlich im kommenden Frühjahr „in der Prime-Time“, wie der Geschäftsführer Karsten Aurich erklärt.
An Ost- oder Nordfriesland dachte er bei der ersten Lektüre das Drehbuches. Doch die Logistik inklusive An- und Abreisen hätte einige Kosten verursacht. Dann erinnerte sich Aurich an seine Kindheit, die Zeit, bevor er in Berlin Film studierte und die Produktionsfirma gründete. Aufgewachsen in Hamburg-Hoheluft hatte der Teenager einige Freunde in Wedel und war mit ihnen oft auf „dieser typischen Touristenroute“ an der Elbe Richtung Hetlingen unterwegs. Das wäre die bessere Location, stand für ihn fest.
Der Berliner begab sich auf Erkundungstour durch die Marsch. Seine damals gemachten Fotos wirkten sich positiv bei den Redakteuren der ARD aus, die letztlich entscheiden, ob der Film realisiert wird oder nicht. Außerdem knüpfte er Kontakte in die Region, wobei sich die Gespräche mit dem Haselauer Bürgermeister Rolf Herrmann als besonders ergiebig herausstellten. Er war es auch, der den Kontakt zu Schafzüchter Schüder herstellte. „Bei Ernst in der Küche haben wir einiges besprochen“, so Aurich.
Die weitere Suche überließ der Chef seinen Location-Scouts. Einer stand eines Sonntags vor dem 1837 erbauten Haus der von Drathens. Das Ehepaar war neugierig und finanziell konnte man sich bald einigen.
„Wir sind total happy mit diesem Drehort“, so der Geschäftsführer. Vor der Tenne erstreckt sich ein Platz, auf dem das Grün wuchert. Es gibt einen großen alten Unterstand und genügend Raum für die Filmmacher. Das Team baute ein Baumhäuschen, über das sich die Enkel des Hausbesitzers freuen dürften. Nur der Wintergarten musste mittels ein paar Brettern verdeckt werden, die jetzt einen Schuppen erahnen lassen.
Anders als an anderen Orten unterstützten die Anwohner den Dreh
Die Hauptdarstellerin berichtet von anfänglichen Berührungsängsten mit den Schafen. Die konnte Julia Hartmann abbauen. 50 Jungtiere von der Schäferei Schüder kamen zum Einsatz, jedoch nie gleichzeitig. Wegen des Tierschutzes durften sie nur eine begrenzte Zeit mitwirken. Dass die Vorgaben eingehalten werden, hat das Kreis-Veterinäramt während eines Besuchs am Set überprüft. „Ernst ist besser als jeder Tiertrainer“, urteilt Aurich. Sein Zaubermittel ist die Box mit Leckerlies. Wird die geschüttelt, gucken alle Schafe in die gewünschte Richtung.
Überhaupt ist Aurich voll des Lobes für die Unterstützung aus der Region. Die Süßmosterei Paul Hell in Seester fungierte als Basisstation. Die Neuendeicher „Aal-Kate“ wurde zur Dorfkneipe umfunktioniert, die Klevendeicher Drehbrücke und der Haselauer Hafen für schöne Optiken genutzt. Bauern halfen bei Landschaftsaufnahmen. Wenn Absperrungen nötig waren, gab es aus der Bevölkerung kein Murren, so Aurich. „In Berlin, wo viel gefilmt wird, ist das anders.“
Die Dreharbeiten begannen täglich um 12.30 Uhr, wobei es zwei- bis zweieinhalb Stunden Vorlauf gibt, etwa für den Aufbau der Kulisse und das Schminken. Schluss ist bei Sonnenuntergang. „Das beste Licht hat man gegen 18 Uhr“, begründet Aurich die ungewöhnlichen Zeiten. Für einen 90-Minuten-Film werden 20 bis 25 Drehtage veranschlagt. 24 Drehtage setzte sabotage films an. Weil mit Tieren und Kinder gearbeitet wurde, gab man sich ausreichend Zeit.
Suzanne von Borsody zieht am Ende der Dreharbeiten Parallelen zwischen den Menschen ihrer bayrischen Heimat und der Marsch. Die seien „authentisch, manchmal etwas derb, aber mit einem guten Kern.“