Halstenbek. Enken Osina Niemann, 17, aus Halstenbek belegt beim NDR-Schreibwettbewerb „Vertell doch mal“ den fünften Platz.

Warum sich Enken Osina Niemann mit ihren 17 Jahren für die plattdeutsche Sprache interessiert? Darauf hat die Halstenbekerin eine verblüffend einfache Antwort: „Für mich gehört sie einfach zum Alltag dazu. Meine Eltern, meine Schwester und ich unterhalten uns Zuhause nur auf Plattdeutsch.“

Die Familientradition brachte der Schülerin des Gymnasiums Schenefeld jetzt sogar eine vordere Platzierung bei „Vertell doch mal“, dem 27. Schreibwettbewerb des Norddeutschen Rundfunks (NDR) ein. Er stand 2015 unter dem Motto „Op de Straat“. Die Schülerin belegte mit ihrer Geschichte „Op de Straat twischen gestern und morgen“ den fünften Platz und durfte sich über ein Preisgeld in Höhe von 300 Euro freuen. Zudem gehört ihre Erzählung zu den besten 25 Geschichten, die in dem Buch unter dem Titel „Vertell doch mal! – Op de Straat“ veröffentlicht worden sind.

„Ich schreibe schon immer gerne Geschichten und Gedichte. Meine Mutter ist auf die Idee gekommen, dass ich doch an dem Schreibwettbewerb teilnehmen könnte.“ Für die 17-Jährige war das ein spannendes Experiment. „Ich hatte bisher immer nur plattdeutsch gesprochen, nie aber geschrieben.“

Dass die niederdeutsche Sprache in der Halstenbeker Familie die Alltagssprache ist, liegt in der Herkunft der Eltern der 17-Jährigen begründet. „Mein Vater kommt von Pellworm, meine Mutter von Föhr.“ Dort wuchsen sie mit dieser Sprache auf und gaben diese am neuen Wohnort Halstenbek an die beiden Töchter weiter. Und für die ist die Familientradition keine Pflicht, sondern ein Vergnügen.

Im Freundeskreis konnte sie bisher niemanden für Plattdeutsch begeistern

„Ich sehe Plattdeutsch als interessante Ergänzung zur deutschen Sprache“, sagt Enken Osina Niemann. Beim Versuch, ihre Geschichte in die niederdeutsche Schriftform zu transferieren, hat die 17-Jährige einen einfachen Weg beschritten. „Ich habe das einfach so geschrieben wie es klingt.“ Der NDR habe vor dem Abdruck in dem Buch daher noch die eine oder andere Korrektur vornehmen müssen, so die Halstenbekerin weiter.

In ihrer Geschichte hat sie Kindheitserinnerungen verarbeitet. „Eine poetische Geschichte über eine Straße, die das Gestern mit dem Heute verbindet“, urteilte die Jury über das Werk. Die Halstenbekerin ist stolz über die Auszeichnung – und will auch nach dem Erwachsenwerden der plattdeutschen Sprache die Treue halten. „Wenn ich später mal Kinder haben sollte, werde ich mit ihnen auch plattdeutsch reden“, sagt sie. In ihrem Freundeskreis hat sie bisher niemanden mit ihrer Leidenschaft angesteckt. „Meine Freundinnen finden das interessant, mehr aber nicht.“ Bei der Preisverleihung, die vor kurzem im Hamburger Ohnsorg-Theater stattfand, war die Halstenbekerin die jüngste Preisträgerin. „Die meisten waren mindestens 50 Jahre oder älter. Aber einer war nur vier Jahre älter als ich.“ Ob die 17-Jährige auch am nächsten Schreibwettbewerb teilnimmt, weiß sie noch nicht. „Ich mache nächstes Jahr mein Abitur. Außerdem spiele ich Querflöte, singe im Schulchor und bin Mitglied im Schulorchester und der Big-Band der Schule.“ Viel Zeit für das Plattdeutsche bleibt da naturgemäß nicht. Aber dank ihrer Familie und der Familientradition bleibt die Sprache für Enken Osina Niemann ohnehin jeden Tag lebendig.