Ellerbek. Horst Pahl aus Ellerbek liebt die plattdeutsche Sprache und erfreut seit vielen Jahren alte und junge Menschen mit seinen Geschichten.

Schon als Kind in Husum, erinnert sich Horst Pahl, habe er staunend zugehört, wenn sein Vater und Großvater oder die Hafenarbeiter sich auf Plattdeutsch unterhielten. Die niederdeutsche Sprache hat ihn nicht mehr losgelassen. Heute, mit 70, besitzt der Mann, der sein ganzes Berufsleben in Pinneberg verbrachte und seit vielen Jahren mit seiner Frau Benita in Ellerbek lebt, 600 plattdeutsche Bücher.

Damit nicht genug. Zehn Jahre lang hat er regelmäßig Senioren in Altenheimen mit plattdeutschen Geschichten erfreut. Er gehört einem Gesprächskreis an, der sich der niederdeutschen Sprache verschrieben hat. Erst- und Zweitklässlern hat der Ellerbeker jahrelang jede Woche spannende Erzählungen wie die vom Sams auf Hochdeutsch lebendig vorgetragen. Und im Abendblatt geht er dem sprachlichen Ursprung des Hamburger Schnacks auf den Grund, indem er Begriffe von Buhei und Klapskalli bis zu Grasbotter für die Serie „Sprechen Sie Hamburgisch“ aufdröselt und erklärt.

„Plattdeutsch ist eine sehr bildreiche Sprache. Ich habe sie schon als Kind mit Begeisterung aufgesogen“, sagt Pahl. So gebe es für die schöne Formulierung „klei mi an’n Mors“ keine richtige Entsprechung. „Das kann man auf Hochdeutsch nicht sagen.“ Darum ist er fest davon überzeugt: „Plattdeutsch wird weiterleben.“

Früher habe es in jeder Region Schleswig-Holsteins andere Variationen des Plattdeutschen gegeben. Heute seien es immer weniger Menschen, die diese schöne Sprache sprechen könnten, bedauert Pahl. „Ich höre oft von Leuten, dass sie das Plattdeutsche gerne hören und zum großen Teil auch verstehen können.“ Von sprechen oder gar lesen könne bei den meisten aber keine Rede sein. Und so lernten auch die Kinder sie nicht mehr so wie er früher, sagt der ehemalige Großhandelskaufmann. „Nicht einmal als Geheimsprache taugt sie noch.“

Sogar Demenzkranke blühten auf bei Horst Pahls Geschichten op Platt

Darum hat er es sich nach einem regulären Volkshochschulkurs in Bönningstedt vor rund zehn Jahren zur Aufgabe gemacht, alte Menschen mit plattdeutschen Döntjes und Geschichten zu unterhalten. Die seien regelrecht aufgeblüht, weil sie sich an eigene Erlebnisse in ihrer Kindheit erinnert fühlten. Selbst Demenzkranke fingen plötzlich an, Spaß daran zu haben, wenn er ihnen von Naschkram und spielenden Kindern auf der Straße vertellte oder wie es früher drei Tage brauchte, um die Wäsche zu waschen.

Da er oft im Altenstift in Othmarschen bei seiner Mutter den alten Leuten vorlas, stieß er dort auf seine wohl prominenteste Zuhörerin: Ohnsorg-Theater-Ikone Heidi Kabel, damals schon in den 90ern, sagte ihm da: „Ich höre Ihnen immer so gerne zu.“ Dieser Ritterschlag von einer Frau, auf deren Grabstein die Weisheit steht „To’t Leben hört de Dood“ hätten ihm deutlich gemacht, wie sehr die alten Menschen diese plattdeutschen Geschichten genießen, auch wenn sie dies aufgrund ihres hohen Alters nicht immer zeigen könnten, sagt Prahl.

Für Horst Pahl war diese Erkenntnis eine Aufforderung weiterzumachen, auch wenn ihm sein Gesundheitszustand allmählich abverlange, kürzer zu treten. „Aber ich rate allen Leuten, sich einfach zu trauen. Zu machen und nicht zu schnacken.“ Jeder habe bestimmt ein Talent, mit dem er andere Leute, insbesondere Kinder und Senioren, erfreuen und begeistern könnte. Eine Schülerin sagte zu ihm mal: „Mensch Pahl, du bis ein richtiges Sams.“ Mehr Lob geht nicht.