Kreis Pinneberg. Der 72-jährige Volker Clasen organisiert ein Teilstück der 1470 Kilometer langen Strecke. Los gehts am 13. September in Flensburg.

„Gutes Schuhwerk ist das A und O.“ Geht es ums Wandern, weiß Volker Clasen, wovon er spricht. Der 72-Jährige ist leidenschaftlicher Pilger. Als der gebürtige Pinneberger im vergangenen Februar von einem für Herbst 2015 geplanten Projekt hörte, musste er nicht lange überlegen. Er verstärkt seitdem das Team, das den ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit mit Leben erfüllt. Einen Weg, der die Strecke von insgesamt 1470 Kilometern bemisst. Los geht es am 13. September in Flensburg, Ziel ist Paris, wo für Anfang Dezember eine Abschlussveranstaltung geplant ist. Anlass des Pilgerns ist der Weltklimagipfel in der französischen Hauptstadt, von dem wichtige Weichenstellungen erhofft werden.

Clasen, der in Pinneberg lebt und Mitglied einer Hamburger Pilgergruppe ist, wird selbst ab 19. September von Rendsburg aus mitlaufen. Nortorf, Neumünster und Bad Bramstedt werden passiert. Für den Rentner eine überschaubare Strecke, er pilgerte bereits 500 Kilometer durch Süditalien. In Alveslohe wird es dann ernst für den 72-Jährigen. Dort übernimmt Clasen die Gruppe und geleitet sie durch den Kreis Pinneberg bis zum Appener Schäferhof. Insgesamt ist er verantwortlich für eine Strecke von 46 Kilometern. Seine Aufgabe sei es, „die Schnellsten zu bremsen und die Langsamsten zu motivieren“.

Mit dem Projekt stoße er auf offene Ohren, so Clasen. So sei den Pilgern bereits zugesagt worden, im Himmelmoor bei Quickborn den Torfabbau besichtigen zu können. Auch die Wulfsmühle sowie ein Hofladen in Rellingen werden angesteuert. In Pinneberg werde die Gruppe im Sozialcafé Pino an der Bahnhofstraße von Propst Thomas Drope empfangen. Eine Übernachtungsmöglichkeit sei ebenfalls bereits gefunden: Die Klimapilger dürften ihr Nachtlager in der katholischen Kirche am Fahltskamp aufschlagen. Auch die türkische Moschee und das jüdische Gemeindezentrum sollen besucht werden. Begleitet wird die Gruppe auf ihrem Weg von Pfadfindern, die für den Fall von Wetterkapriolen eine Jurte, eine Art Nomadenzelt, im Gepäck haben.

Das Pilgern – für den 72-Jährigen ein Weg, zu sich selbst und zu Gott zu finden. Und die Natur zu entdecken. Dabei muss es für ihn nicht der touristisch erschlossene Jakobsweg in Nordspanien sein. „Da ist mir zu viel Halligalli.“ Norddeutschland und das benachbarte Dänemark hätten attraktive Pilgerwege zu bieten, so Clasen. Überall gebe es Herbergen, in denen übernachtet werden könne. „Oft in Scheunen, die mit Doppelstockbetten ausgestattet sind.“

Immer mehr junge Menschen entdecken das Pilgern für sich

Gerade unter jungen Menschen erkennt Clasen einen sich verstärkenden Trend zum Pilgern, bei dem auch für ihn der dazugehörige Stab nicht fehlen darf. „Immer mehr werden wach gerüttelt, wollen sich für einige Zeit von Internet-Denken und Handy verabschieden und die Natur erleben.“ Fruchtbare Gespräche auf den Wegen seien ein weiteres Argument, die Stiefel zu schnüren.

Die Regeln des ökumenischen Pilgerns für den Klimaschutz sind denkbar einfach. Alter und Konfession spielen keine Rolle. Voraussetzung ist lediglich die Fähigkeit, eine Strecke von bis zu 25 Kilometern am Tag zurückzulegen. Wie viele der Etappen die Teilnehmer absolvieren, entscheiden sie selbst. Ob es jemanden gibt, der den gesamten Weg nach Paris in Angriff nehmen wird, weiß Clasen nicht. Er hofft, dass Schulklassen und Konfirmandengruppen das Projekt für sich entdecken. „Ich habe bereits beide Pinneberger Gymnasien angesprochen.“

Wie viele Menschen das Teilstück durch den Kreis Pinneberg gemeinsam erwandern, mag Volker Clasen nicht prognostizieren. Er hofft darauf, dass sich 50 Pilger finden. Freuen würde der 72-Jährige sich, wenn sich noch die eine oder andere Unterkunft fände. Wer sein Privatzimmer kostenlos zur Verfügung stellen will, kann sich per Mail an v.clasen@freenet.de direkt an den Organisator des Teilstücks wenden. Auch für Fragen und Anmeldungen steht Clasen zur Verfügung.

Der internationale Pilgerweg für Klimagerechtigkeit steht unter dem Motto „Geht doch“ und fußt auf einer Initiative des ökumenischen Bündnisses aus Landeskirchen, Diözesen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und Jugendverbänden. Workshops und Aktionen entlang des Wegs sollen das Bewusstsein für die Klimagerechtigkeit auf der Erde schaffen. Es werden auch Teilnehmer aus Skandinavien erwartet.