Elmshorn. Etwa 140 Beschäftigte beteiligen sich im Briefzentrum an der Kurt-Wagener-Straße am Streik

Ruhig war es gestern vor dem Briefzentrum Elmshorn. Vereinzelt rollte ein gelber Lastwagen vom Hof. Doch die meisten Briefsortiermaschinen blieben am Dienstag aus. Etwa 140 von 220 Beschäftigten der Deutschen Post in Elmshorn waren der Aufforderung der Gewerkschaft Verdi Nord gefolgt und hatten sich dem unbefristeten Streik der acht norddeutschen Briefzentren angeschlossen.

„Der Rückhalt der Kollegen ist groß“, sagt Silvia Reichert, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Nord und Hamburg. Sie hatte zwischen 5 und 13 Uhr im lokalen Streikmobil vor dem Briefzentrum an der Kurt-Wagener-Straße die Streikliste geführt, mit Betroffenen gesprochen und diese über ihre Rechte informiert. „Gerade die neuen Kollegen mit befristeten Verträgen sind verunsichert“, sagt sie. Aus Angst vor der Kündigung hätten sie die Arbeit im Briefzentrum aufgenommen. „Der Druck, den die Geschäftsleitung in Kiel aufbaut, ist groß.“ Etwa 13.200 Post-Mitarbeiter sind laut Verdi bundesweit befristet beschäftigt, fast elf Prozent der Belegschaft. Auch dagegen richte sich der Protest, so Reichert.

So habe der Fall der Zustellerin Anja Helffenstein aus Schwerin für Schlagzeilen gesorgt, weil sie nach
88 Zeitarbeitsverträgen gerichtlich gegen die Deutsche Post AG vorgegangen sei. „Das ist ein Extremfall. Doch ich kenne viele Kollegen, die sechs Jahre mit befristeten Verträgen arbeiten“, sagt Reichert. Frauke Hammerich, Betriebsrätin und Mitglied der Betriebsgruppe Brief Kiel, befürchtet, dass die Ausgliederung in die Tochtergesellschaft der Anfang der Zerschlagung der Deutschen Post ist. „Auszubildende, die zwei Jahre im Mutterkonzern gelernt haben, bekommen Verträge bei Delivering zu schlechteren Bedingungen angeboten“, sagt sie. Das sei nicht einzusehen, zumal die Post seit Jahren Milliardengewinne erwirtschafte.

„Bislang waren die Streikauswirkungen relativ gering“, sagt Post-Sprecher Jens-Uwe Hogardt. Etwa 7000 Beschäftigte seien dem Aufruf Verdis am Dienstag gefolgt. „Bundesweit sind täglich rund 65 Millionen Briefsendungen im Umlauf. Davon werden nun sieben Millionen verzögert ausgeliefert.“ Laut Verdi sei in Elmshorn mit Rückständen von 3,6 Millionen Briefen pro Woche zu rechnen.