Rellingen. Vor 50 Jahren beschloss die Wehr, eine Nachwuchsabteilung zu gründen. Vier der 21 Gründungsmitglieder sind noch aktiv

21 Jungen trafen sich am 1. April 1965 vor der alten Rellinger Feuerwache an der Hauptstraße. „Wir waren ganz schön aufgeregt damals“, erinnern sich Rainer Müller und Johannes Oesting. Die beiden Mittsechziger zählen zu den Gründungsmitgliedern der Rellinger Jugendfeuerwehr – und halten auch fünf Jahrzehnte später der Gemeindewehr die Treue.

Die Nachwuchswerbung zu intensivieren und den Brandschutz in der Gemeinde dauerhaft zu sichern: Das waren die Ziele, als der Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Rellingen am
16. März 1965 die Gründung einer Jugendabteilung beschloss. Mithilfe einer Werbekampagne an den Schulen sollte versucht werden, möglichst viele Anwärter für die dreijährige Ausbildung zu begeistern. „Das sprach sich im Freundeskreis irgendwie rum“, erinnert sich Oesting. Er war sofort Feuer und Flamme für die Idee – genauso wie Rainer Müller.

Schon am ersten Abend durften die 15 Jahre alten Jugendlichen die blaue Arbeitskluft der Feuerwehr anprobieren, inklusive des schweren Stahlhelms, der damals noch üblich war. „Die technischen Möglichkeiten der Ausbildung waren damals natürlich sehr begrenzt“, erinnert sich Müller. Dennoch sei es den drei Ausbildern Hermann Bornholdt, Herbert Heydorn und Karl-Heinz Schmidt gelungen, die Jungen auf den späteren Einsatz in der Wehr vorzubereiten. Im Gegensatz zu heute waren die Jugendlichen auch an den echten Einsätzen beteiligt. „Wenn was

© Arne Kolarczyk

war, waren wir alle ganz heiß darauf, mit dabei sein zu können“, berichtet Oesting (rechts auf dem Bild, links Rainer Müller).

Alarmiert wurde per Sirene, sodass die Jugendlichen sofort wussten, dass ein Einsatz ansteht. Mit an die vorderste Front durften die Mitglieder der Jugendwehr nicht. Am Wasserverteiler war Schluss – sehr zum Leidwesen der Nachwuchs-Brandschützer.

Müller und Oesting haben ein Foto aufbewahrt, das den ersten Jahrgang der Rellinger Jugendfeuerwehr in ihrer Ausgehuniform zeigt. Die Jacke und das Käppi stiftete mit Emil Hatje ein örtlicher Geschäftsmann, Hose, Stiefel, Hemd und Krawatte mussten die Jugendlichen selbst auftreiben. 1968, mit Erreichen des 18. Lebensjahrs, traten die Jugendfeuerwehrleute in die aktive Wehr über. „Heute geht das automatisch, damals fand noch eine geheime Abstimmung in der Hauptversammlung statt“, berichtet Oesting. Er und seine Kameraden hätten sich einzeln vor versammelter Mannschaft vorstellen müssen, dann seien sie rausgeschickt worden und hätten nach erfolgter Abstimmung das Ergebnis erfahren.

Die heutige Rellinger Jugendfeuerwehr
Die heutige Rellinger Jugendfeuerwehr © Arne Kolarczyk

Vier der 21 Jugendfeuerwehr-Gründungsmitglieder sind heute noch der Rellinger Feuerwehr treu. Andere traten aus beruflichen oder privaten Gründen aus. Wieder andere zogen weg und waren in anderen Wehren aktiv. So gehörte etwa der langjährige Pinneberger Wehrführer Uwe Kuhlmann zu den Rellinger Jugendfeuerwehrleuten der ersten Stunde. „Mehr als 80 Prozent der heutigen Mitglieder der Rellinger Feuerwehr haben unsere Jugendabteilung durchlaufen“, sagt Kai-Uwe Otto, der heutige Wehrführer. Das gilt auch für ihn: Otto trat 1975 der Jugendfeuerwehr bei.

1995 nahm die Jugendfeuerwehr in Rellingen das erste Mädchen auf

20 Jahre später stieß das erste Mädchen dazu. Andere Jugendwehren waren in diesem Punkt deutlich schneller. „Bei uns hatte vorher nie ein Mädchen angefragt“, erläutert Wehrführer Otto. Aktuell gehören drei junge Damen der Jugendabteilung an, auch in der aktiven Wehr gehören Frauen wie selbstverständlich dazu. Geändert hat sich auch das Einstiegsalter für die Jugendfeuerwehr, die inzwischen Kinder ab zehn Jahren aufnimmt.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens richtet die Jugendfeuerwehr Rellingen in diesem Jahr das Pfingstzeltlager der Jugendfeuerwehren im Kreis aus. Vom 22. bis zum 25. Mai werden 900 Personen – Jugendliche und ihre Betreuer – ihre Zelte auf dem Gelände der Caspar-Voght-Schule aufschlagen. 150 Helfer der Rellinger Feuerwehr organisieren das Spektakel, an dem sich 38 Jugendfeuerwehren beteiligen.