Tangstedt. Nachfolger von Detlef Goos soll Mittwoch im Gemeinderat gewählt werden. Es gibt nur einen Kandidaten – und dem fehlen die Unterstützer
Steht Tangstedt bald ohne Bürgermeister da? Amtsinhaber Detlef Goos, FDP, hat seiner Ankündigung, nach der Hälfte der Wahlperiode zurückzutreten, Taten folgen lassen. „Ich lege mein Amt zum 23. April aus Altersgründen nieder“, sagt der 77-Jährige. Alle Versuche von FDP, CDU und SPD, sich auf einen Nachfolger zu verständigen, sind jedoch gescheitert.
Damit droht die Wahl eines neuen Bürgermeisters, die am Mittwoch, 22. April, im Gemeinderat (20 Uhr, Sellhorns Gasthof) ansteht, zu scheitern. Der einzige Kandidat, der bisher seinen Hut in den Ring geworfen hat, dürfte vermutlich durchfallen. Manfred Majuntke, der 75 Jahre alte FDP-Gemeindevertreter und Bauausschussvorsitzende, kann sich nur der fünf Stimmen seiner Fraktion sicher sein. Um gewählt zu werden, müssen jedoch sieben der 13 Gemeindevertreter (absolute Mehrheit) für ihn votieren. „Ich weiß nicht, wie das ausgeht. Die Abstimmung erfolgt in geheimer Wahl, vielleicht bekommen wir ein paar Stimmen dazu“, hofft Majuntke.
Es gab keine Alternative
Er wolle die erfolgreiche Arbeit von Detlef Goos fortführen und auch seinen Stil, eng mit den Bürgern zusammenzuarbeiten, fortsetzen. „Früher herrschte hier im Dorf ein anderer Ton.“ Majuntke betont, dass er die drittmeisten Stimmen aller Bewerber um das Gemeinderatsmandat erhalten habe und sieht sich als Übergangslösung bis zur Kommunalwahl 2018. „Wir haben neue, jüngere Kräfte in der Fraktion. Für die kam das jetzt zu früh, eine andere Alternative gab es nicht.“
Als Alternative hatte sich CDU-Fraktionschef Hermann Ahrens ins Spiel gebracht. „Ich wäre zur Kandidatur bereit gewesen, wenn ich eine Mehrheit erhälten hätte. Stand jetzt sehe ich diese Mehrheit nicht, also werde ich nicht kandidieren“, betont Ahrens. FDP-Mann Majuntke werde seine fünfköpfige Fraktion nicht unterstützen. „Für uns ist er nicht der richtige als Bürgermeister.“ Angesichts des hohen Alters des Kandidaten glaube die CDU, „dass er der Sache nicht gewachsen ist“.
Für die CDU fehlt der versprochene Generationenwechsel
Der jetzige Bürgermeister habe angekündigt, mit seinem Rücktritt einen Generationenwechsel einleiten zu wollen. „Den sehen wir bei diesem Kandidaten nicht.“ Die SPD, mit ihren drei Mandatsträgern eventuelles Zünglein an der Waage, will weder den FDP-Kandidaten noch den „Joker“ von der CDU unterstützen. „Wir werden uns voraussichtlich enthalten“, kündigt Fraktionschef Thomas Gröber an. Er spricht von Defiziten in der Zusammenarbeit zwischen SPD und FDP in der jüngsten Zeit. „Wir als SPD hätten da deutlich mehr erwartet.“ Beim CDU-Fraktionschef Ahrens kritisiert Gröber, dass dieser bei der vorigen Kommunalwahl zu wenig Rückhalt der Wähler erhalten habe, um dieses Amt ausüben zu können.
Doch wer soll es dann machen? Verfehlt Majuntke als einziger Kandidat bei der Abstimmung die notwendige Mehrheit, wird ein zweiter Wahlgang erforderlich. Kommt wiederum keine absolute Mehrheit zustande, gilt die Wahl als gescheitert und es kommt in der nächsten Ratssitzung zu einer neuen Runde. Ein dritter Wahlgang, bei dem eine einfache Mehrheit ausreicht, käme nur zustande, wenn es zwei Bewerber gibt. Dann gäbe es eine weitere Besonderheit: Sollte im dritten Wahlgang eine Stimmengleichheit herrschen, würde das Los entscheiden. Auf ein derartiges Prozedere will sich CDU-Mann Ahrens nicht verlassen. „Ich habe keine Lust, ein geloster Bürgermeister zu sein“, blockt er ab.
Amtsinhaber Goos regte mehrfach eine Nachfolgersuche an
Eine Lösung für die verfahrene Situation gibt es nicht. Alle drei Fraktionen haben sich bereits zum Krisengipfel mit Detlev Brüggemann, dem Leitenden Verwaltungsbeamten des Amtes Pinnau, getroffen. Auch untereinander haben die Fraktionen bereits mehrfach miteinander gesprochen. Jedoch erfolglos. Noch-Bürgermeister Goos zum Weitermachen zu bewegen, klappte auch nicht. „Einen Rücktritt vom Rücktritt wird es nicht geben. Der Schritt ist unumkehrbar“, betont Goos. Er habe ihn mehrfach angekündigt und stets darauf hingewiesen, dass man sich frühzeitig Gedanken um die Nachfolge machen solle. Goos will bis zur Kommunalwahl Gemeindevertreter bleiben und seinen Nachfolger bei der Arbeit unterstützen. „Ich bin ganz froh, wenn ich nicht mehr jeden Tag ins Amt muss und deutlich weniger Sitzungen besuchen kann.“ Er wolle sich mehr um seinen Garten kümmern und mal wieder ein gutes Buch lesen, so der 77-Jährige.
Sollte es keinen Nachfolger geben, muss die stellvertretende Bürgermeisterin Henriette Krohn, CDU, in die Bresche springen. „Ich hätte mir gewünscht, dass sie kandidiert“, verrät Goos, der sie als „tüchtige Stellvertreterin“ bezeichnet. Allerdings habe Henriette Krohn klar zu verstehen gegeben, dass sie Vize-Bürgermeisterin bleiben möchte. Laut Gemeindeordnung würde sie bis zur Wahl eines neuen Bürgermeisters die Geschäfte führen – notfalls bis zur nächsten Kommunalwahl. Sollte der CDU-Frau die Zeit zu lang werden und sie ebenfalls zurücktreten,, wäre der zweite Bürgermeister Matthias Meier, SPD, am Zug. Erst wenn dieser ebenfalls die Brocken hinschmeißt, würde ein Bevollmächtigter vom Amts wegen bestellt. So weit will es in Tangstedt aber niemand kommen lassen.