Schülerunternehmen aus Pinneberg und Elmshorn machen aus alten Europaletten und ausgedientem Besteck Unikate wie Zeitungsständer und Stehlampen.

Elmshorn/Pinneberg. Bei der Schülerfirma WoodenPal ist die Produktpalette mehr als nur eine Floskel: Die Abiturienten der Johannes-Brahms-Schule (JBS) fertigen aus alten Europaletten Wohnaccessoires wie Zeitungsständer, Blumenkästen, Utensilienboxen und Schlüsselbretter. Geschäftsführerin Luca Beermann vermeldete kürzlich in der Aula ihren Mitarbeitern, dass der Geschäftsbericht fertig sei. Mit ihm will sich das 17-köpfige Team für den Landeswettbewerb der „Junior Schülerfimenprogramme“ des Institutes der deutschen Wirtschaft mit Sitz in Köln empfehlen.

Zwischen fünf und zehn Stunden wöchentlich investieren die Schüler neben der Schule in die Firma. „Es läuft gut“, sagt Luca Beermann. Wegen der großen Nachfrage hätten sie keine Lagerbestände mehr, aber volle Auftragsbücher. Trotzdem war bei der Gründung im vergangenen Oktober klar, dass im Juli 2015 wieder Schluss sein wird, egal wie gut es läuft. Das sehen die Regeln des Programms vor.

Ziel ist es, jungen Menschen die Grundprinzipien unternehmerischen Handelns nahezubringen. Die Schüler sollen Unternehmen mit Nachhaltigkeitsanspruch gründen, um praktisch zu erfahren, wie sich das eigene Handeln wirtschaftlich, sozial und ökologisch auswirkt. Unterstützt wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie diverse Unternehmen. Im Schuljahr 2014/15 haben sich in Schleswig-Holstein 44 Schülerunternehmen angemeldet, davon sechs im Kreis Pinneberg. So bieten zum Beispiel Elsa-Brändström-Schüler in Elmshorn unter dem Namen „Flotter Stecher“ Tische aus Heugabeln an und an der Johann-Comenius-Schule in Pinneberg hat sich das Eventmanagement „Dicker Hund“ gegründet.

Wer sich mit seinen Prototypen, Marketingstrategien, Hauptversammlungen mit Anteilsscheineignern sowie dem Nachhaltigkeitskonzept bewährt, darf sich in Kiel am 23. April mit anderen Schülerfirmen aus Schleswig-Holstein messen. Die Gewinner treten dann im Bundesfinale an.

„Wir bieten nachhaltige Produkte an – jedes Stück wird handgefertigt und ist somit ein Unikat“, sagt Luca Beermann. Das Unternehmen sei strukturiert in verschiedene Abteilungen wie Finanzen, Verwaltung oder Marketing. In der Produktion müsste jedoch jeder mit anpacken. Zwei Schichten gäbe es wöchentlich. Jeder Mitarbeiter ist zur Teilnahme an mindestens einer verpflichtet. Die Fertigstellung eines einzelnen Produktes dauere etwa acht Stunden und könne im eigenen Onlineshop bestellt werden. Die Jungunternehmer verkaufen aber auch auf Märkten. Demnächst werden sie mit einem Stand in der Pinneberger Rathauspassage vertreten sein. Das junge Unternehmen kann auch deshalb so erfolgreich agieren, weil sie in der Baumschule Pflanzmich in Ellerbek einen Sponsor für ausgediente Paletten gefunden haben.

Unter dem Label LamperaLicht fertigen auch 17 Schüler der Bismarckschule in Elmshorn Unikate aus recyceltem Material. Bei ihnen werden Flachen und Besteck zu Stehlampen.

„Unser Anfangsbudget haben wir anhand des Verkaufes von 90 Anteilsscheinen über zehn Euro verdient“, sagt Geschäftsführer Jasper Ritscher. Eltern, Freunde, aber auch der Bürgermeister hätten sich finanziell beteiligt, und die Schüler brachten Eigenkapital ein. „Im Januar fand unsere erste Hauptversammlung statt, zu der wir alle Anteilscheineigner eingeladen hatten.“ Von dem Startkapital mussten Materialien eingekauft, aber auch Löhne bezahlt werden. „Der Stundenlohn liegt bei 55 Cent brutto“, sagt Ritscher.

Ihre Arbeiten sind in der Volksbank, der Buchhandlung Heymann, dem Dekoladen Bajazzo in der Elmshorner Innenstadt zu sehen. Außerdem stellten sie sich mit einem Stand auf dem Buttermarkt sowie bei der Osterausstellung der Hobbykunstfreunde vor. Mittlerweile haben sie rund 20 Lampen, deren Preis zwischen 26 und 30 Euro liegt, verkauft. „Eine Firma hat weitere acht bestellt“, sagt Marketingchefin Lara Breyer. „Wir fertigen auch nach individuellen Wünschen. Das dauere von der Bestellung bis zur Auslieferung selbst bei sehr exquisiten Vorstellungen weniger als zwei Wochen.