Städte und Gemeinden im Kreis beteiligen sich am landesweiten Putztag. Quickborn erwägt Video-Überwachung. Denn oft wird Abfall illegal entsorgt
Kreis Pinneberg. Auch im Kreis Pinneberg unterstützen Gemeinden und Städte am Sonnabend, 28. März, wieder die Aktion „Unser sauberes Schleswig-Holstein“. An der Sammelaktion beteiligen sich regelmäßig mehr als 20.000 Müllsammler in rund 200 Orten im Land. Doch während die einen freiwillig Müll sammeln und Verantwortung für die Umwelt übernehmen, entsorgen andere ihren Müll illegal in der Landschaft.
„Die Hemmschwelle, schnell mal mit dem Auto vorzufahren, und seinen Dreck am Straßenrand abzuladen, sinkt“, sagt Dirk Putzer. Der Leiter der Straßenmeisterei Quickborn und seine 22 Mitarbeiter finden immer häufiger illegal entsorgten Müll. Der reicht von Bauschutt bis Sondermüll. „Wir finden Nachtspeicheröfen, asbesthaltiges Material sowie diverse Flüssigkeiten wie Öl. Altreifen werden nach dem Wechsel einfach zurückgelassen“, sagt Putzer. Geldstrafen schreckten nur selten ab. Selbst wenn die Täter von der Belegschaft auf frischer Tat ertappt werden, fühlten sie sich oft noch im Recht.
Ein Ärgernis sind immer wieder die Containerplätze – zum Beispiel an der Straße Güttloh in Quickborn. Diese würden als „Müllabladeplätze“ missbraucht, ärgert sich CDU-Fraktionschef Klaus H. Hensel. Seine Fraktion habe die Verwaltung angemahnt, den Entsorger aufzufordern, die Container häufiger zu entleeren. „Zudem halten wir es für sinnvoll, an besonders kritischen Stellen mit Videoaufzeichnungen für Abschreckung zu sorgen“, so Hensel. Die Verwaltung möge prüfen, wie und wo dies möglich sei. „Wir stellen uns vor, dass eine deutlich gekennzeichnete Kamera installiert wird und an zentraler Stelle eine Aufzeichnung erfolgt, die dann automatisch nach einem entsprechenden Zeitraum gelöscht wird.“
Die Straßenmeisterei ist für die Straßen in Quickborn und die Landesstraßen bis Bad Bramstedt im Norden und Itzstedt im Osten zuständig. Auch die A7 gehört zwischen der Anschlussstelle Neumünster-Nord und der Landesgrenze zu Hamburg derzeit noch zu dem Gebiet. Natürlich reagierten er und seine Kollegen, so Putzer, auch auf Anrufe von Anwohnern, die sich über Müll beschwerten. „Aber wir haben auch noch was anderes zu tun“, sagt er. Schließlich sei die Reinigung nur eine Aufgabe von vielen.
Mehr als 980 Teilnehmer nahmen im vergangenen Jahr an der Aktion „Elmshorn macht Putz“ teil. Besonders viele Kitakinder und Schüler, immerhin rund 710, folgten dem Aufruf und befreiten die Stadt von Unrat. Denis Schümann hat beim städtischen Betriebshof Elmshorn vor fünf Jahren die Organisation der Veranstaltung übernommen. „Die Aktion stärkt das Gemeinschaftsgefühl“, sagt der Verwaltungsfachangestellte. Denn nach dem Müllsammeln treffen sich die freiwilligen Helfer vielerorts zum gemütlichen Klönschnack. Jedes Jahr komme mehr Müll zusammen, so Schümann. Waren es 2011 noch 2,5 Tonnen, kamen 2014 bereits 3,6 Tonnen zusammen.
Schon vor Beginn des diesjährigen Großputztages sind die Schüler der Elmshorner Grundschule Hafenstraße aktiv geworden: Sie suchten nach Müll im Liether Wald, in den sie einmal im Monat gehen. Mehr als 50 Teilnehmer aus drei Klassen förderten innnerhalb einer Stunde vom Bonbonpapier bis zur Scherbe einiges zutage. „So lernen die Kinder, dass Müll nicht in den Wald gehört“, so Schümann. Andere haben offenbar nichts gelernt und werfen ihren Abfall achtlos auf die Straße.
„Besonders schlimm sieht es im Umkreis der Fastfood-Restaurants aus“, sagt Schümann. Am Ramskamp, an der Ernst-Appel-Straße oder am Grauen Esel lohne sich der Arbeitseinsatz besonders. Alle Straßen befinden sich in unmittelbarer Nähe zur A23 – Einsatzgebiet der Straßenmeisterei Elmshorn. Deren Team führt einen schier aussichtslosen Kampf (das Abendblatt berichtete). Vor allem an der Autobahnabfahrt Pinneberg-Mitte sieht es regelmäßig aus wie auf einer Müllhalde. Einmal im Monat räumt ein Mitarbeiter an der Anschlussstelle am Ortseingang Rellingen auf. „Wenn man zwei oder drei Tage später erneut dort vorbeifährt, sieht es fast genauso schlimm aus wie vorher“, so Mitarbeiter Oliver Schmidt. Schlimm sehe es auch im Bereich des Autohofs Tornesch aus. Etwa 100 Kubikmeter Abfälle sammeln die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Elmshorn pro Jahr im Bereich der Autobahn ein, hinzu kommen mehrere Tonnen Sperrmüll. Während an Rastplätzen vor allem Möbel und Elektrogeräte entsorgt werden, sind es an der Strecke und den Anschlussstellen vor allem Verpackungen.
Dabei ist jegliche Abfallentsorgung außerhalb dafür vorgesehener Behältnisse illegal. Wenn dadurch die Umwelt gefährdet ist, liegt nach Paragraf 326 Strafgesetzbuch sogar eine Straftat vor.