Sieben Wochen vegan: Diesmal versucht unsere Autorin, mithilfe einer Wärmflasche aus Bakterien pflanzlichen Joghurt herzustellen
Pinneberg. Seit der Umstellung auf vegane Ernährung stehe ich vor einem Problem: Mittags gab es früher für mich stets Joghurt mit Müsli und Obst zu essen. Auch am Morgen ist die Mahlzeit schnell zubereitet, sie ist frisch und gesund. Joghurt ist für mich eine Art Grundnahrungsmittel. Schade nur, dass ich seit 28 Tagen keine Milchprodukte mehr verzehren darf.
Natürlich gibt es Soja-Alternativen mit Vanille-, Kirsch-, oder Pfirsich-Geschmack – doch wirklich der Hammer sind diese Produkte nicht. Beim Öffnen des Bechers riecht es zwar nach den angegebenen Geschmacksrichtungen, doch nach dem ersten Löffel ist die Enttäuschung groß. Bis auf die Variante mit Apfelstrudel-Geschmack, die, wie der Name schon vermuten lässt, mit einer ordentlichen Portion Zucker angereichert ist, konnte ich mich mit keiner Sorte anfreunden.
Mein Lösungsweg lautet: googeln. Die Suchmaschine hat bekanntlich auf fast alles eine Antwort. Hier lautet sie: do-it-yourself, also: selbermachen. Zwei Klicks später wird mir das erste Rezept angezeigt. Zu den Zutaten zählen fünf Kapseln mit Milchsäurebakterien. Aha, jetzt wird es interessant. Vor fünf Wochen habe ich noch genüsslich einen Burger belegt mit doppelt Käse gegessen – und jetzt soll ich eine Bakterienfarm züchten, damit mein Mittagessen pflanzlich, zuckerfrei und genießbar ist. Ich hoffe, die Milchkuh weiß diesen Aufwand zu würdigen.
„Für alle, die eine günstige Darmflora aufbauen wollen, ist die Zubereitung mit Joghurt-Ferment geeignet“, sagt Britta Segnitz-Kammler, Filialleiterin des Reformhauses Engelhardt in Pinneberg. „Darin sind die präbiotischen Bakterien, die für eine gute Darmflora sorgen, enthalten.“ Doch wie bringe ich die Bakterien dazu, sich in einen cremigen Joghurt zu verwandeln? Die Fachfrau erklärt mir die Zubereitung Schritt für Schritt: „Einfach einen Liter Milch nehmen, erhitzen und auf 44 bis 40 Grad Celsius abkühlen lassen.“ Anschließend soll ich eine Tüte Bakterien einrühren. „Unter Bewahrung der 40 Grad die Behälter sieben Stunden lang an einem ruhigen Ort stehenlassen“, sagt Segnitz-Kammler.
Nach Feierabend versuche ich mein Glück. Zum Erhitzen der Hafermilch drehe ich den Herd auf die höchste Stufe. Die Milch muss schließlich eine Temperatur von genau 44 Grad erreichen, der Hersteller des Joghurt-Ferments setzt die richtige Temperatur für eine erfolgreiche Zubereitung voraus. Geduld ist also gefragt. Zum richtigen Zeitpunkt rühre ich die Bakterien in die Hafermilch. In der Packungsbeilage steht geschrieben, dass diese Mischung nun in Gläser des Joghurtbereiters abgefüllt werden soll. Joghurtbereiter? Habe ich in meinem Haushalt nicht, eine Flasche und ein Behälter aus Glas müssen ausreichen.
Es folgt die nächste Herausforderung: Den Joghurt bei 40 Grad sieben Stunden lang ziehen zu lassen. Ich wickele die Gläser einfach in eine Decke, lege eine Wärmflasche dazu und stelle den Haufen unter die Heizung. Gute Nacht Bakterien, gedeiht schön. Doch das Ergebnis am Morgen ist ernüchtern: Die Mischung ist immer noch flüssig, Joghurt sieht anders aus. Ich probiere das Ergebnis lieber nicht. Veganes Leben kann schon schwer sein.