Bürger stimmten gegen Bau einer städtischen Ruhestätte. Jetzt könnte dort Schenefelds neuer Kindergarten entstehen
Schenefeld. An einer sandigen Seitenstraße in Schenefeld liegt seit Jahrzehnten unberührt ein Grundstück. Auf der Streuobstwiese am Sandstückenweg plante die Stadt einst einen eigenen Friedhof. Doch seit dem Bürgerentscheid am 25. Mai 2014, bei dem mehr als 70 Prozent der Schenefelder gegen eine Ruhestätte stimmten, ist dieses Projekt begraben. Nun könnte auf der etwa 20.000 Quadratmeter großen Fläche statt ewiger Ruhe das blühende Leben einkehren – der Neubau einer Kita ist im Gespräch.
Am Donnerstagabend kam die Idee erstmals zur Sprache, die im Sozialausschuss durch die Fraktionen hinweg positiv aufgenommen wurde. Der neue Plan wird wohl auch manchem entgegen kommen, der vor knapp einem Jahr die geplante Ruhestätte ablehnte. Denn zahlreiche Friedhofs-Kritiker argumentierten damals: „Dafür sollte die Stadt nicht so viel ausgeben. Das Geld könnte man besser investieren, zum Beispiel in Kitas.“
Ihr Wunsch scheint sich mehr als zu erfüllen. Denn die Kommunalpolitiker planen nicht nur, in den Neubau einer Kita kräftig zu investieren, sondern diesen auch ausgerechnet auf der Fläche zu errichten, die einst für die stadteigene Ruhestätte vorgesehen war.
Dabei stand am Donnerstag ein ganz anderes Thema zur Debatte. Im Kern sollte es nicht um den Neubau einer Kita, sondern um die Einrichtung von dringend benötigten Hortplätzen gehen. Einmal mehr ist der Bedarf nach einer nachschulischen Betreuung bis 17 Uhr in Schenefeld gestiegen, einmal mehr muss die Stadt nachsteuern.
Derzeit bietet Schenefeld den Eltern 129 Hortplätze bis 17 Uhr an. Eine Bedarfsumfrage zeigte nun, dass zum kommenden Kindergartenjahr von August an eine weitere Hortgruppe mit 15 Plätzen in der Nähe der Grundschule Altgemeinde benötigt wird. Zudem soll die nachschulische Betreuung an der Gorch-Fock-Schule bis 15 Uhr ausgebaut werden.
In der Altgemeinde steht die Stephanskirche als Träger bereit, in der Siedlung würde der Verein Rasselbande die Arbeit übernehmen. Allerdings fehlt in beiden Fällen der Platz.
Während in der Gorch-Fock-Straße auf eine Containerlösung gebaut wird, war der Plan für die Grundschule-Altgemeinde, den bisherigen Hortbau auf dem Schulgelände um eine Etage aufzustocken. Für die so entstehenden rund 100 Quadratmeter für zwei Gruppenräume, die flexibel auch als Räume für Krippen- und Elementargruppen genutzt werden könnten, kämen auf die Stadt Kosten von mindestens 350.000 Euro zu. Dafür könnte die Erweiterung laut Bauamtschef Günter Leimert bereits innerhalb von drei bis vier Monaten abgeschlossen sein. Der Hortbetrieb im Erdgeschoss solle nur in der Ferienzeit von möglichen lautstarken Arbeiten gestört werden.
Das Problem ist, dass die Stadt bei einer Erweiterung nicht auf Zuschüsse von Land und Bund hoffen kann – bei einem Neubau schon. „Mir fällt es schwer, das jetzt zu beschließen. Ich habe Bedenken, 350.000 Euro an dieser Stelle auszugeben, wenn wir ohnehin eine weitere Kita brauchen“, erklärte Monika Stehr, die für die SPD den Sozialausschuss leitet. „Dann sollten wir gleich Nägel mit Köpfen machen und eine Kita mit vier Gruppen bauen und dort auch Hortplätze vorsehen.“
Mit dem Gelände des Friedhofes hätte die Stadt eine freie Fläche in der Nähe zur Schule Altgemeinde. Dort wäre auch Platz für eine mögliche Erweiterung. Eine Idee, für die sich auch Hans-Gerhard Schwarz, Grüne, begeistern konnte. „Der Vorschlag ist charmant“, sagte er zu den Erweiterungsplänen, die der Schenefelder Bauamtschef am Donnerstag für die Altgemeinde präsentiert hatte. „Aber es ist doch nur eine Notlösung. Ich bin für eine ganzheitliche Lösung für Schenefeld, mit dem wir das Problem ein für alle Mal in den Griff bekommen“, so Schwarz über die Idee eines großen Kita-Neubaus.
Bauamtschef Leimert warnte, dass für die Friedhofsfläche erst ein Bebauungsplan her müsste und es bis zu zwei Jahre dauern könne, bis die Kita stünde. Doch die Politiker vertagten die Entscheidung über die Horterweiterung. Als provisorische Lösung soll eine zwölfköpfige Gruppe von August an im Gebäude der Altgemeinde eingerichtet werden. Dem hatte die Heimaufsicht für ein Jahr zugestimmt. Die Kosten in Höhe von 12.000 Euro gaben die Politiker frei. Gleichzeitig gaben sie der Verwaltung den Prüfauftrag, die Kosten für einen Neubau und die Höhe möglicher Zuschusse zu ermitteln. Möglichst schnell soll eine Entscheidung fallen.