Sechs waren es 2014 im Kreis Pinneberg, 55 in ganz Schleswig-Holstein. Zum Vergleich: 2007 fielen den Beamten im nördlichsten Bundesland ganze 13 Plantagen in die Hände.
Kreis Pinneberg. Hanfanbau in den heimischen vier Wänden wird immer beliebter. Während die Politik über die Legalisierung von Marihuana diskutiert, hebt die Polizei von Jahr zu Jahr mehr Indoorplantagen aus. Sechs waren es 2014 im Kreis Pinneberg, 55 in ganz Schleswig-Holstein. Zum Vergleich: 2007 fielen den Beamten im nördlichsten Bundesland ganze 13 Plantagen in die Hände. „Für Schleswig-Holstein sehen wir einen Trend, die Cannabis-Nachfrage durch Eigenproduktionen unter professionellen Bedingungen zu bedienen“, so Stefan Jung vom Landeskriminalamt (LKA) in Kiel.
Im Kreis Pinneberg sind an den Kripo-Standorten Pinneberg und Elmshorn neun Beamte mit der Aufklärung von Drogendelikten befasst. Die Ermittlungsgruppe Betäubungsmittel erzielt bisweilen öffentlichkeitswirksame Ermittlungserfolge. So nahmen die Fahnder kurz nach Weihnachten 2014 einen 39-jährigen Familienvater aus Pinneberg fest, der in seiner Wohnung mehr als ein halbes Kilogramm an Marihuanablüten sowie geringere Mengen an synthetischen Drogen hortete.
Ende November gingen den Beamten zwei 47- und 49-jährige Pinneberger ins Netz, die in ihren Wohnungen Cannabiskraut in nicht geringen Mengen hergestellt hatten. In einer der Wohnungen, übrigens ganz in der Nähe des Pinneberger Polizeireviers, befand sich eine in Blüte stehende Cannabisaufzucht, die kurz vor der Ernte stand.
„Beim Ausheben derartiger Cannabisplantagen finden wir oftmals Pflanzen in unterschiedlichsten Wachstumsphasen vor. Das ermöglicht dem Kriminellen fortlaufende Ernten und regelmäßige Erträge aus dem Handel mit den Pflanzen“, sagt LKA-Sprecher Jung. Nach seinen Angaben verlange der illegale Markt verstärkt nach Cannabis mit einem hohen Wirkstoffgehalt. Über die professionalisierte Zucht unter gärtnerischen Bedingungen lasse sich ein wesentlich höherer THC-Gehalt erzielen. Dieser unterscheide sich erheblich zu den in der Natur wachsenden Pflanzen. Jung: „Damit ist das auf dem Markt gehandelte Cannabis hochwirksam und nicht mit Cannabis der 60er- oder 70er-Jahre vergleichbar.“
Dass die Pflanzen von heute viel gefährlicher sind, bestätigt auch Ingo Minnerop, Chef der für den Kreis Pinneberg zuständigen Kriminalinspektion. „Wir haben es immer öfter mit Hochleistungspflanzen zu tun, mit denen sehr gute Ernten erzielbar sind.“ Früher seien die Ganoven nach Holland gefahren, um sich dort mit Stoff einzudecken. „Das Entdeckungsrisiko war ungleich höher als heute.“ Nun würden lediglich noch die Setzlinge aus den Niederlanden importiert, die sich unauffällig ins Land schmuggeln lassen.
Zwar müssten die Täter in die Aufzucht investieren, etwa für Bewässerungssysteme, Düngemittel, Speziallampen und Luftfilter zur Unterbindung des markanten Geruchs sorgen, dennoch würde sich die Ausgabe rechnen. „Bei eigener Aufzucht wird der Erzeugerpreis ausgeschaltet, die Gewinnmarge ist viel höher“, sagt Minnerop.
Teilweise würden die Täter die eigene Wohnung als Herstellungsort nutzen. Andere Ganoven wiederum mieteten dafür eigens Wohnungen an oder würden einsam gelegene Resthöfe erwerben, um dort die Aufzucht in großem Stil zu betreiben.
Juristisch gesehen stellt bereits die Herstellung und der Besitz von Cannabiskraut in nicht geringer Menge einen Verbrechenstatbestand dar. Täter werden mit einer Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr bestraft. Sollte ihnen ein Weiterverkauf nachgewiesen werden können, erhöht sich die Strafe deutlich. Am härtesten wird der gewerbsmäßige Handel mit Drogen bestraft.
Ein 32-jähriger Pinneberger, der in zwei Wohnungen in Thesdorf Marihuana anbaute, erhielt in zweiter Instanz vor dem Landgericht Itzehoe eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten. Ein 52 Jahre alter Prisdorfer, in dessen Haus im Januar 2013 insgesamt 500 Cannabispflanzen entdeckt worden waren, kam mit einer Verurteilung von einem Jahr und zehn Monaten Haft zur Bewährung glimpflicher davon. In zweiter Instanz erstritt sich ein Haseldorfer, der einen Resthof zur Indoorplantage mit mehr als 1000 Pflanzen umfunktioniert hatte und im Dezember 2012 aufgeflogen war, eine zweijährige Bewährungsstrafe.