Wegen Schulneubau und weiteren Krippenplätzen müssen andere Projekte zurückgestellt werden. Ein drängendes Problem in der Gemeinde bleibt die Unterbringung der zahlreichen Flüchtlinge.
Halstenbek. Am 23. Januar ist Richtfest. Dann ist ein weiteres Etappenziel auf dem Weg zum Neubau des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums in Halstenbek erreicht. „Das ist unser wichtigstes Projekt 2015“, sagt Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann. Einer termingerechten Fertigstellung des Schulbaus steht aktuell nichts im Wege. Die Übergabe erfolgt laut Vertrag am 15. September.
„Wenn das fertig ist, dann haben wir unsere ganze Schullandschaft modernisiert. Darauf können wir sehr stolz sein“, so die Verwaltungschefin. Am 31. Januar vorigen Jahres hatten die Gemeinde und der Baukonzern Hochtief den Vertrag über das Projekt in öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP) geschlossen. Der Neubau auf dem ehemaligen Parkplatz des Gymnasiums kostet knapp 21 Millionen Euro und umfasst eine Bruttogeschossfläche von 11.600 Quadratmetern.
Das dreistöckige Gebäude, das in Teilen um ein Staffelgeschoss ergänzt wird, ist für 1000 Schüler und 100 Lehrer ausgelegt. Sie lernen in 35 Klassen- und 15 Fachräumen, außerdem stehen ihnen eine Aula mit 500 Plätzen, eine großzügige Mensa/Caféteria und zwei Schulhöfe zur Verfügung. Integriert ist die Zweigstelle der Gemeindebücherei. Zusätzlich zu den Baukosten zahlt die Gemeinde Hochtief weitere zehn Millionen Euro für den Betrieb des Schulgebäudes. Der Vertrag läuft 2033 aus.
„Der Rohbau ist fertiggestellt, Hochtief liegt im Zeitplan“, berichtet Hoß-Rickmann. Vertragsbestandteil ist auch der Abriss des asbestbelasteten Altgebäudes. Es wird zunächst entkernt und von den Schadstoffen befreit. Wenn der Abriss im Frühjahr 2016 abgeschlossen ist, können der neue Schulhof und die Außenanlagen wie Parkplätze in Angriff genommen werden. Das Projekt wird im Juli 2016 abgeschlossen.
Gebaut werden soll auch an der neuen Kindertagesstätte, die am Osterbrookweg entsteht. Hoß-Rickmann: „Ich habe im Dezember den Kaufvertrag für das Grundstück unterzeichnet.“ Der Bau soll analog zur Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek in Modulbauweise entstehen. „Dieses Projekt hat uns Mut gemacht, es bei den Kindergärten auch so zu machen. Der Bau ist qualitativ gut geworden, es gibt keine Mängel und es ging sehr schnell.“ Bereits Anfang 2016 soll die Kita in Betrieb gehen.
Dabei wird es nicht bleiben. „Es besteht in der Politik Einigkeit, dass wir auch einen zweiten Kita-Neubau brauchen“, so die Bürgermeisterin. Ein möglicher Standort wäre der Behelfsparkplatz des Gymnasiums. Hoß-Rickmann: „Ich hoffe, dass wir 2015 für dieses Projekt Pflöcke einschlagen. Wir müssen uns anstrengen, das Defizit an Kita-Plätzen so schnell wie möglich abzubauen.“
Das sieht Tobi Higle genau so. Der 33-Jährige ist Vorsitzender des Halstenbeker Wirtschaftskreises, Chef der gleichnamigen Tanzschule und Vater von zwei kleinen Kindern. „Meine Frau und ich hatten angesichts der Lage schon Angst, dass wir keinen Kindergartenplatz bekommen.“ Mittlerweile ist für seine Tochter ab Juni ein Platz in der Awo-Kita reserviert. „Es beruhigt mich sehr, dass die Gemeinde in diesem Bereich etwas tut“, sagt Higle.
Für Hoß-Rickmann ist klar, dass zumindest im Krippenbereich durch die Inbetriebnahme von zwei Neubauten eine Entspannung eintritt. An der Awo-Kita Lotta Lemke am Holstenstieg sowie an der Kita Bickbargen sind Anbauten für jeweils zwei Krippengruppen entstanden. „Sie gehen im Januar in Betrieb“, so die Bürgermeisterin.
Die großen Investitionen in Bildung und Betreuung bringen den Haushalt der Gemeinde an seine Grenzen. „Wir müssen 2015 ganz konzentriert in eine Konsolidierung eintreten. Die Politik muss sich sehr genau überlegen, wie wir die wenigen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen“, fordert die Bürgermeisterin.
Der Entwurf für den Haushalt, den die Verwaltung kurz vor Weihnachten an die Kommunalpolitiker verschickt hat, weist im Ergebnishaushalt ein Defizit von 3,5 Millionen Euro aus. Hoß-Rickmann: „Wir werden an der einen oder anderen Stelle sehr schmerzhafte Einschnitte hinnehmen müssen.“ Auch eine Erhöhung der Grundsteuern könnte ein Thema sein.
Möglich wäre auch, bereits beschlossene Projekte nach hinten zu verschieben, um den Haushalt zu entlasten. Der zweite Abschnitt des Rathausvorplatzes müsse wie geplant realisiert werden, fordert Higle. „Das darf keine Baustelle bleiben.“ Der Halstenbeker lobt die bisherige Umgestaltung und will mit dem Wirtschaftskreis Spenden sammeln, um das für den zweiten Bauabschnitt gewünschte Wasserspiel zu bekommen. „Viele kleine Spenden werden uns dem näher bringen“, glaubt Higle und fordert alle Halstenbeker auf, Ideen zu sammeln, wie Geld akquiriert werden kann. Die Kosten betragen voraussichtlich 70.000 Euro.
Um die Einnahmesituation der Gemeinde zu verbessern, hofft die Bürgermeisterin auf eine schnelle Ausweisung weiterer Gewerbeflächen. „Wir haben jede Menge Anfragen, aber keine einzige freie Fläche.“ 2015 müssten die Planungen für das Greve-Gelände angrenzend an die Wohnmeile vorangetrieben werden. „Ich vertraue darauf, dass die Politik schnell den Aufstellungsbeschluss für den B-Plan fassen wird.“
Wirtschaftskreis-Chef Higle sorgt sich auch um die Einzelhandelsflächen in der Gemeinde. „Mir fällt auf, dass nicht alle vermietet sind.“ Beispielsweise in den Neubauten gegenüber dem Rathaus sei noch Vakanz. Auch eine Fläche an der Friedenstraße, in der einst ein Penny-Markt residierte, stehe seit längerem leer. Hoß-Rickmann wünscht sich einen Fahrrad- und einen Fischladen als Ergänzung des Angebots in der Gemeinde. Sie bedauert die hohen Mieten, die so manchen Investoren abschreckten.
Abgeschlossen wird 2015 der Ausbau und die Sanierung des Luruper Weges. Neue Geräte spendiert die Gemeinde dem Spielplatz an der Feldstraße. Ein drängendes Problem bleibt die Unterbringung der Flüchtlinge, die Halstenbek zugewiesen werden. „Wir suchen weiterhin Immobilien zum Kauf oder zur Miete“, sagt Hoß-Rickmann. Um die Betreuung der Personen sicherzustellen, habe die Gemeinde den Vertrag mit dem Diakonischen Werk modifiziert. „Wir sind meines Wissens die einzige Kommune, die eine Ausweitung der Stundenzahl beschlossen hat“, sagt die Bürgermeisterin. Dem Diakonischen Werk stehen seit diesem Jahr 25 statt 19,25 Wochenstunden für die Flüchtlingsbetreuung zur Verfügung.