Die Stadtwerke Barmstedt senken als einziger der neun Energieversorger im Kreis Pinneberg den Gaspreis zum 1. Februar. Alle anderen halten sich zurzeit noch bedeckt oder verweisen auf steigende Netzentgelte.
Kreis Pinneberg. Die Benzinpreise an den Tankstellen purzeln vielerorts, die Gas- und Strompreise eher nicht. Für viele Bürger im Kreis Pinneberg bleibt dies eine Enttäuschung. Beim Erdgas rechnen bis auf eine Ausnahme alle Grundversorger des Kreises Pinneberg vorerst nicht mit einer Veränderung ihrer Tarife in diesem Jahr. Lediglich die Stadtwerke Barmstedt senken die Preise ihrer Gasgrundversorgung zum 1. Februar um sechs bis 8,1 Prozent, je nach Tarif. Ein Haushalt, der jährlich 30.000Kilowattstunden Gas verbraucht, spart auf diese Weise immerhin bis zu 135,84 Euro im Jahr.
Zwar orientiert sich der Gaspreis gewöhnlich am Ölpreis, doch die meisten Haushalte können in diesem Punkt wohl nicht von den derzeit niedrigen Ölpreisen profitieren. Der Grund: Viele Versorger kaufen das Gas bereits einige Jahre im voraus ein. Das Gas, das heute beim Verbraucher ankommt, wurde in der Regel zu einer Zeit vom Versorger eingekauft, als Öl und Gas teurer waren als heute. Wegen der langfristigen Lieferverträge müssen diese überholten Preise eingehalten werden.
Die Stadtwerke Barmstedt, erklärt deren Werkleiter Fred Freyermuth, betrieben eine andere Einkaufspolitik. Sie würden den Rohstoff erst einkaufen, wenn tatsächlich Bedarf bestehe, zum Beispiel wenn Verträge neu abgeschlossen werden. Sie kauften zwar kleinere Mengen ein, sagt er, dafür aber öfter, sodass der Preis für Gas dort schneller auf Schwankungen reagiert.
Immerhin: Obwohl es meist noch keine genauen Angaben gibt, geht keine der im Kreis ansässigen Stadt- und Gemeindewerke von einer Erhöhung ihrer Preise aus. Weder beim Gas noch beim Strom. Manche sprechen sogar davon, für letzteres den Preis ein wenig zu senken. Ob die Verbraucher dann wirklich etwas sparen werden, ist aber fraglich.
Zum Beispiel sinken die Preise der Barmstedter Grundversorgung gerade einmal um zwei Prozent. „Die zurzeit niedrigen Energiepreise werden von den vorgelagerten Netzbetreibern aufgefressen“, sagt Freyermuth und meint in diesem Fall die Schleswig-Holstein Netz AG, denn die habe ordentlich an der Preisschraube gedreht und das Netzentgelt um 22 Prozent erhöht.
Die SH Netz finanziere so den Ausbau und die Wartung ihrer Stromtrassen, die wegen der Energiewende notwendig geworden seien, erklärt deren Sprecher Ove Struck. In Schleswig-Holstein werde vergleichsweise sehr viel erneuerbare Energie produziert, wovon ein wesentlicher Teil des Stroms aber in andere Teile der Bundesrepublik transportiert wird. Die Kosten lege der Netzbetreiber auf seine Kunden, die Stadt- und Gemeindewerke, wieder um, die sie bis zum Verbraucher durchreichten, sagt Ove Struck.
Da die Infrastruktur die gestiegenen Strommengen teilweise noch nicht bewältigen kann, könne es sogar vorkommen, dass Windräder abgeschaltet werden müssen. Die Kraftwerksbesitzer müssten dann von den Netzbetreibern entschädigt werden, so Struck weiter. Diese sogenannte Einspeisevergütung gehört ebenfalls zum Netzentgelt. Die SH Netz gebe darin die ebenfalls gestiegenen Gebühren des ihr wiederum vorgelagerten Netzbetreibers Tennet an ihre Kunden weiter. Diese wurden, je nach Transportart, um fünf beziehungsweise 7,5 Prozent erhöht.
Was die Verbraucher am Ende davon zahlen müssen, liegt im Ermessen ihrer Versorger. Unterm Strich werden aber alle Entgelte auf die Verbraucher umgelegt. Privathaushalte zahlen 2015 netto etwa 8,2 Cent Netzentgelt für eine Kilowattstunde Strom. Struck schätzt, dass die Netzentgelte inzwischen ein Viertel des Strompreises ausmachen. Ein Durchschnittshaushalt zahle heute monatlich etwa 4,20 Euro mehr Netzentgelt als im vorigen Jahr.
Daher werden sich die Verbraucher nur auf wenig spürbare Preissenkungen beim Strom einstellen können. Wie beim Gas haben manche kommunale Versorger, wie in Pinneberg, Rellingen, Uetersen oder Halstenbek, bisher nicht vor, die Strompreise in diesem Jahr anzupassen. Andere sind noch dabei, die gesunkenen Energiekosten mit den dafür gestiegenen Netzentgelten aufzurechnen und neue Preise zu bestimmen. Bei den Elmshorner, Quickborner und Wedeler Stadtwerken ist das der Fall, allerdings machen deren Chefs auf Nachfrage dazu keine konkreten Angaben. Nach einer vorsichtigen Prognose der befragten Versorger gehe die Tendenz dort aber, wie auch bei den Stadtwerken Tornesch, in Richtung Preissenkung.