Ein mörderisch köstlicher Abend: Mit der Häppchenlesung von Gisa Pauly ist die Lesereihe “Morden im Norden“ in Schenefeld zu Ende gegangen. Weil die Krimireihe so gut ankam, geht sie 2015 in die Verlängerung.
Schenefeld. Als Appetitanreger gab’s Bruschetta mit Tomaten und einen Orangen-Fenchel-Oliven-Salat. Als Nachspeise tischte Gisa Pauly ihren Zuhörern einen delikaten Mord auf Deutschlands beliebter Urlaubsinsel Sylt auf. Das Konzept der Autorin ist ungewöhnlich, aber es zündet – zumindest in Schenefeld. Häppchenlesung nennt Pauly die Veranstaltungsform, bei der sie den Teilnehmern einen Genuss für gleich mehrere Sinne serviert. Ein besonderer Genuss war für die Krimifans im ausverkauften Ratssaal gleich zu Beginn der Veranstaltung die Ankündigung von Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof, dass es weitergeht.
Die Lesereihe „Morden im Norden“ wird nach dem erfolgreichen Start mit durchweg ausverkauften Veranstaltungen 2015 fortgesetzt. Nicht nur die Lesungen, sondern auch die Krimis kommen in Schenefeld gut an, wie das Team der Stadtbücherei weiß. Eine, die gern auf die umfangreiche Sammlung der mörderisch guten Geschichten der Stadtbibliothek zurückgreift, ist die Bürgermeisterin. „Wenn ich das Buch beiseite lege, weil das Blut aus dem Buch tropft, dann ist es für sie genau das richtige“, sagt Stadtbücherei-Mitarbeiterin Annelore Wilke. Sie war es, die zusammen mit Küchenhof auf die Idee kam, eine Krimi-Lesereihe ins Lebens zu rufen und damit den kulturellen Kalender der Stadt nach dem Ärger um die Bespielung des Forums wieder etwas aufzuwerten.
Drei Krimilesungen, dreimal ausverkauft: Was die Faszination am „Morden im Norden“ ausmacht? Für Krimifan Wilke sind es die Kommissare, ihre Eigenheiten, ihre schrulligen Charaktere. Schenefelds Bürgermeisterin reizt dagegen die Handlung. Umso intelligenter, umso besser. Und gruselig und eben blutig dürfe es sein. Damit sind die Bücher von Pauly doch eher ein Fall für Wilke. Denn in ihren Geschichten um Hauptfigur Mamma Carlotta geht’s doch eher selten blutig zu. „Ich hab ein schlichtes Erschießen und Erschlagen lieber. Quälen mag ich die Opfer nicht“, sagt die Krimiautorin.
Für ihre Geschichten hat sie eine Ideenbox parat, in der sie alles sammelt, was sich für einen Krimi eignen könnte. So wie der Vorfall im Parkhaus in Dresden, der später als Vorlage für den Roman „Kurschatten“ diente. „Auf diese Weise hätte ich beinahe meinen Mann umgebracht“, sagt die in Münster geborene Autorin. Das Ehepaar wollte sein Fahrzeug abstellen, erkannte aber zu spät, dass es sich um ein vollautomatisches Parkhaus handelt. Während Gisa Pauly aus dem Wagen stieg, blieb ihr Mann im Auto sitzen. Auf der Suche nach Hilfe drückte sie auf einen roten Knopf. Ein Fehler. Die Glastür schloss, der Boden öffnete sich, der Wagen verschwand über eine Hebebühne im Boden, berichtet Pauly. „Ich habe gleich gedacht, den Mord hat so noch keiner.“
Mehr mörderische Geschichten gibt es 2015. Die Termine für die Fortsetzung der Lesereihe „Morden im Norden“ stehen bereits fest, auch die Krimiexperten sind bereits gebucht. Mit Klaus-Peter Wolf gibt es am Freitag, 9. Oktober, ein Wiedersehen mit einem ausgezeichneten Autor. Wolf hatte bereits bei der Erstauflage der Lesereihe mitgewirkt und aus seinem Roman „Ostfriesenfeuer“ vorgelesen. Mit Simone Buchholz kommt am Freitag, 6. November, eine Hamburger Krimispezialistin nach Schenefeld. Auch ihre Hauptfigur, Staatsanwältin Chastity Riley, ist Hanseatin. Sie lebt im Stadtteil St. Pauli und löste bislang Fälle wie „Knastpralinen“, „Eisnattern“ und „Bullenpeitsche“.
Mit Hannes Nygaard wird die Veranstaltung am 4. Dezember dann wieder richtig norddeutsch. Nygaard lebt auf der nordfriesischen Halbinsel Nordstrand. Seine Krimis wie „Das Dorf in der Marsch“ und „Todesküste“ spielen überwiegend in Schleswig-Holstein. Seine mörderischen Krimiideen bildeten auch schon Grundlage für den Tatort.