Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat für das Wochenende erneut zu Streiks aufgerufen. Von Sonnabend bis Montag sollen die Lokführer die Arbeit niederlegen. Bahn richtet Notfahrplan ein.
Kreis Pinneberg. Wer am Wochenende einen Ausflug mit der Bahn machen wollte, sollte möglichst umplanen. Denn die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat erneut zu Streiks aufgerufen. Von Sonnabend um 2 Uhr bis Montag um 4 Uhr sollen Fern- und Regionalzüge stehenbleiben. Auch die S-Bahn-Züge sind betroffen.
Hintergrund sind die stagnierenden Tarifverhandlungen zwischen GDL und der Deutschen Bahn. Die Gewerkschaft fordert fünf Prozent mehr Lohn und zwei Wochenarbeitsstunden weniger für die Lokführer. Bereits am Mittwoch hatten diese gestreikt, die Bahn reagierte mit einem Notfahrplan.
An diesem Wochenende beginnen in Berlin, Hessen, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern die Herbstferien. Zudem endet die Urlaubszeit in Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Die Streiks der Lokomotivführer sollten im Güterverkehr bereits am Freitag, 17. Oktober, um 15 Uhr beginnen, bevor von Sonnabendmorgen an auch der Personenverkehr bestreikt wird.
Madeleine Kühne kommt aus Pinneberg und muss am Wochenende arbeiten – in Hamburg-Poppenbüttel. Die 24-Jährige hat keinen Führerschein und ist somit auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. „Ich werde vermutlich auf Busse und U-Bahnen umsteigen“, sagt sie. „Aber das ist für mich extrem umständlich.“ Dennoch hat die Modeberaterin Verständnis für die streikenden Lokführer. „Ich mache ihnen keinen Vorwurf“, sagt sie.
Matthias Kirchheim aus Neumünster sieht das anders. „Es geht doch gar nicht mehr um die Lokführer und ihre Gehälter, sondern nur noch um die GDL“, sagt er. Die Gewerkschaft habe Angst, an Bedeutung zu verlieren, meint der 49 Jahre alte Berufspendler.
Auch Wiebke Jungnickel aus Norderstedt ist vom Ausfall der Bahnen betroffen. „Ich habe erst am Freitagmorgen von dem Streik erfahren“, sagt sie. Das Wochenende verbringt die 55-Jährige in Frankfurt. Wie sie am Sonntag den Rückweg bestreiten will, weiß sie noch nicht. Grundsätzlich finde sie es zwar gut, dass die Gewerkschaften durch Streiks auf Missstände aufmerksam machten, sagt Jungnickel. „Aber die Lokomotivführer jammern auf hohem Niveau.“
Mehr Gehalt wünsche sich schließlich jeder, sagt auch Nikoline Jonas. „Auch andere Berufsgruppen hätten mehr Geld verdient.“ Die 35-Jährige aus Pinneberg ist persönlich nicht vom Streik der GDL betroffen. Sie findet es aber in Ordnung, wenn jeder seine Interessen vertritt.
Sigrid Pohlmann vom Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert den Streik scharf. „Das ist eine echte Sauerei. In sieben Bundesländern beginnen am Wochenende die Herbstferien, der Streik trifft vor allem Reisende und Urlauber.“ Zwar seien die Berufspendler diesmal nicht betroffen. „Dennoch dürfen die Fahrgäste nicht so sehr unter den Streiks leiden“, so die Vorsitzende des Regionalverbandes Westholstein.
Sollten die Tarifverhandlungen nicht zu einem baldigen Ende kommen, rechnet sie mit weiteren Streiks in den kommenden Wochen. „Ich habe mir für das Wochenende einen fahrbaren Untersatz besorgt und ich würde auch den Reisenden raten, auf das Auto umzusteigen“, sagt Pohlmann.
Die Gewerkschaft kritisiert die Deutsche Bahn, weil diese „nach vier harten Streiks immer noch nur darüber reden will, wie die GDL für andere Berufsgruppen verhandeln könnte“, heißt es von der Gewerkschaft. Hartmut Petersen, GDL-Vorsitzender für den Bezirk Nord, sagt: „Es herrscht natürlich eine große Unzufriedenheit über die Zugausfälle.“ Er könne den Unmut der Fahrgäste nachvollziehen. Es sei am Arbeitgeber, Verständnis für Reisende und Angestellte zu zeigen, so Petersen. Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky fordert die Deutsche Bahn auf, „ihre Blockade auf dem Rücken der Kunden zu beenden“.
Die Deutsche Bahn spricht von einer „rücksichtslosen Aktion“. Im Nah- und Fernverkehr in Schleswig-Holstein werde ein Notfahrplan erarbeitet, kurzfristige Zugausfälle seien trotzdem möglich, sagt Bahn-Sprecherin Sabine Brunkhorst. „Wir möchten bei den S-Bahnlinien S 1, S 3 und S 21 zudem einen 20-Minuten-Rhythmus einhalten.“