Bundeswehr schickt alle deutschen Helfer vor ihrem Einsatz in Liberia zur Schulung in die Unteroffizierschule. Dort lernen sie den Umgang mit den Schutzkleidung und wie sie sich vor einer Infektion schützen.

Appen. Bei der deutschen Hilfe zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie spielt Appen eine wichtige Rolle. Von Montag an werden in der Unteroffizierschule der Luftwaffe die ersten Helfer der Bundeswehr auf ihren Einsatz in Westafrika vorbereitet. Dort findet deutschlandweit die zentrale Schulung für alle Ärzte und Sanitätskräfte der Armee statt, die voraussichtlich Mitte November in das Krisengebiet entsandt werden.

„Die Zeit drängt“, sagt Oberstleutnant Matthias Frank, Sprecher des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Die Armee werde gemeinsam mit dem DRK in Liberia im Raum Monrovia eine mobile Klinik aufbauen und betreiben, in der Ebola-Infizierte behandelt werden. Noch bis zum 17. Oktober befindet sich ein sechsköpfiges Team der Bundeswehr in der Hauptstadt Monrovia, um die Details für den Auslandseinsatz festzulegen. „Dann steht fest, wie viel Personal wir benötigen“, sagt Frank.

Der Bedarf wird laut Einschätzung der Organisatoren groß sein. So dürfen die Helfer aus Sicherheitsgründen maximal vier Wochen in dem Krisengebiet bleiben. Und ihre tägliche Einsatzzeit ist auf 60 bis maximal 120 Minuten begrenzt. „Dort herrschen tropische Temperaturen, und die Helfer können nur in Ganzkörperschutzanzügen arbeiten“, erläutert der Oberstleutnant. Um sich nicht selbst zu infizieren, sei gerade beim Ausziehen der Schutzkleidung auf äußerste Sorgfalt zu achten. Frank: „Deshalb ist die tägliche Einsatzzeit stark limitiert, damit die Konzentration nicht nachlässt.“

Die Bundeswehr stellt das Material für eine Bettenstation bereit, die bis zu 50 Patienten aufnehmen kann. Mit den Kapazitäten des DRK könnte eine Erweiterung auf eine mobile 300-Betten-Klinik erfolgen, die dann personell von DRK und Bundeswehr betrieben werden soll. Die Klinik soll offenbar nicht nur Ebola-Kranke behandeln, sondern eine Gesundheitsversorgung in allen Bereichen leisten. Hauptsächlich soll jedoch die Ebola-Epidemie bekämpft werden. Gerade in Liberia wird die Lage als besonders dramatisch eingeschätzt, dort müssen täglich schwerkranke Patienten abgewiesen werden.

Auch das DRK sucht inzwischen Personal für diesen humanitären Einsatz. Damit sind auch Rechtsfragen verbunden, die noch zu klären sind. Etwa, wie jemand, der sich trotz aller Vorsicht infiziert, nach Deutschland zurückgeholt werden kann. Und auch Versicherungsfragen sind noch offen. Was passiert etwa, wenn sich ein Helfer infiziert und stirbt, und wie sieht es in einem solchen Fall mit Regressansprüchen von Verwandten aus?

Nach einem Aufruf von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen haben sich 2700 Armeeangehörige freiwillig für den Einsatz im Seuchengebiet gemeldet. „2000 Personalbögen sind ausgefüllt zurückgekommen“, erläutert Frank. Es handele sich dabei überwiegend um Ärzte und Sanitätspersonal. 80 bis 90 Prozent davon würde über Auslandserfahrung verfügen, da bei nahezu jedem Auslandseinsatz der Bundeswehr der Sanitätsdienst benötigt werde.

Keine Erfahrung haben die Helfer dagegen im Umgang mit hochansteckenden Patienten. Dies werden sie nun ab kommender Woche in Appen lernen. Die Ausbildung dauert fünf Tage, pro Lehrgang werden 20 Teilnehmer geschult. „Das erste Seminar startet am Montag“, sagt Frank.

In den folgenden Wochen bestehe je nach Personalbedarf außerdem die Möglichkeiten, mehrere Gruppen parallel zu unterrichten, um schnell eine größere Zahl Helfer ausbilden zu können. Diese werden nach Absolvieren der Schulung zunächst in ihre Einheiten zurückkehren und dann zu einem späteren Zeitpunkt die Reise nach Monrovia antreten.

Die Teilnehmer lernen, wie sie sich vor einer Ansteckung mit der in den meisten Fällen tödlichen Krankheit schützen können – und zwar in Theorie und Praxis. So wird das An- und das Ausziehen sowie der Umgang mit den Ganzkörperschutzanzügen geprobt, es gibt Informationen zur Krankheit und den möglichen Übertragungswegen. Auch über das Gastgeberland und die Menschen wird informiert, ein weiterer Teil der Schulung betrifft die Stressbewältigung. Einen Teil der Ausbildung werden Spezialisten des Hamburger Bernhard-Nocht-Institutes (BNI) übernehmen.

Mit dem BNI arbeitet das Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg, das über ein Fachbereich Tropenmedizin verfügt, eng zusammen. „Aus diesem Grund haben wir Hamburg als Standort für den Lehrgang favorisiert“, berichtet der Oberstleutnant. Weil die Teilnehmer auch vor Ort übernachten müssen, sei das Bundeswehrkrankenhaus nicht infrage gekommen.

Die Spezialisten vom Sanitätsdienst nahmen die anderen Bundeswehr-Standorte in Hamburg unter die Lupe und landeten letztlich in Appen. „Das ist eine große Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr“, sagt Frank. Dort fänden die Lehrgangsteilnehmer ideale Bedingungen vor.