Die Ausgangslage ist gut, aber es fehlt an einem Konzept und Umsetzung neuer Ideen, wie Quickborn attraktiver gemacht werden kann, so das Ergebnis einer Bestandsanalyse, die der Politik vorgestellt wurde.
Quickborn. Die Stadt Quickborn habe wegen ihrer guten Lage, der hohen Kaufkraft, den vielen Arbeitsplätzen und dem bunten Vereinsleben beste Voraussetzungen, sich gut zu vermarkten. Doch dieses gute Potenzial bleibe oft ungenutzt, es fehle am richtigen Stadtmanagement und an Veranstaltungen, die über die Stadtgrenze hinaus Menschen anlocken. Das ist das Ergebnis einer ersten Standortanalyse von mehreren Arbeitsgruppen, die sich seit Anfang des Jahres mit dem Thema Stadtmarketing auseinandergesetzt haben. An zündenden Ideen, wie Quickborn sich als Einkaufs- und Kulturstadt besser verkaufen könnte, mangelt es den beteiligten 54 Bürgern nicht, die sich zu diesem Thema weitreichende Gedanken gemacht haben.
Dem Hauptausschuss der Ratsversammlung präsentierten sie auf dessen jüngster Sitzung ein ganzes Bündel an möglichen Verbesserungen, die vom Kultur-Café über Jahrmarkt und Oldtimertreffen bis zu Public-Viewing-Aktionen und einem Internet-Portal für die Angebote der Kaufleute in der Innenstadt reichten.
„Quickborn hat die beste Lage im Zentrum der Metropolregion“, begann Johannes Schneider seine Analyse. 90 Prozent der Bürger wohnten in Eigenheimen, die Mieten und das Bauland seien relativ günstig, das Vereinsleben mit 99 Vereinen vielseitig und rege, die Anbindung an den Nahverkehr mit dem AKN-Bahnhof gut und die Arbeitsmarktlage mit 5400 Arbeitsplätzen im Ort hervorragend. Gleichwohl gebe es viele leer stehene Geschäfte in der Innenstadt, die Ladenmieten seien recht hoch, viele Geschäfte veraltet, die Zahl der Parkplätze zu gering, bilanzierte Schneider. „Es gibt keine Flaniermeile. Jeder Investor baut, wie er will.“
Bei den Veranstaltungen mache sich eine Überfülle negativ bemerkbar. „Wir haben Masse statt Klasse“, bemängelte Schneider. „Schlager-Move oder Harley-Days wären in Quickborn unmöglich.“ Es fehle eine abgestimmte Wirtschaftsplanung. „Es gibt keine Vision 2020.“ Nicht einmal das 30.000 Quadratmeer große Filetgrundstück der ehemaligen Schokaladenfabrik mitten in der Stadt ließe sich zurzeit angemessen vermarkten. Dabei seien die vier Hallen dort sofort nutzbar und ausbaufähig. Für moderne Dienstleistungsfirmen, innovatives Handwerk, Start-Up-Unternehmen oder Fachschulen wäre dieses brach liegende Gelände ideal, so die Analyse der Arbeitsgruppen, die sich mit Stadtmarketing befasst haben.
Manches könnte schnell umgesetzt werden, schlug Frank-Peter Köhnen aus den Arbeitsgruppen vor. So könnte der Wochenmarkt mit Live-Musik belebt werden, der künftig nur noch sonnabends angeboten werden sollte. Am Mittwoch sei das Angebot und der Besuch zu schlecht, als dass sich dieser Termin noch für Marktbeschicker und Verbraucher lohne. Stattdessen sollte der Sonnabend-Termin aufgewertet werden, mit längeren Öffnungszeiten am liebsten bis 14 Uhr statt wie jetzt nur bis 12 Uhr. Auch ein Café auf dem Wochenmarkt wäre hilfreich, so Köhnen. „Die meisten Kunden wollen nicht stumpf einkaufen, sondern mit Bekannten klönen.“
Weitere Vorschläge für Maßnahmen, die Quickborn für Bürger und Gäste attraktiver machen könnten, sind ein Boule-Platz, Lesungen, Minigolf, Kultur-Café, Kammermusiktage, Patenschaften für Grünanlagen, verkaufsoffene Sonntage, Keramik- und Blumenmarkt, mehr Parkplätze, ein Radwegekonzept, ein Ausflugslokal im Himmelmoor sowie Aktionen wie Artistenvorführungen in der Innenstadt.
Vor allem der zunehmende Leerstand vieler Läden in der Bahnhofstraße und drumherum ist den Stadtmarketing-Vordenkern ein Dorn im Auge. Darum schlägt Matthias Fischer-Willwater vor, den Weihnachtsmarkt von der Marienkirche in die Innenstadt zu verlegen. Und Wolfgang Kluge appelliert an die Kaufleute, dem steigenden Stellenwert des Onlinegeschäfts mit einem eigenen Webportal zu begegnen. Die Quickborner Geschäftsleute könnten demnach ihre Produkte und Dienstleistungen über das Portal umfassend präsentieren, damit sich die Internet-affinen Kunden dort informieren und anschließend bei ihnen einkaufen könnten.
Der Hauptausschussvorsitzende Bernd Weiher, CDU, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Engagement der Arbeitsgruppen. „Hut ab. Das sind qualitativ sehr gute Vorschläge, die wir gehört haben.“ Nicht alles ließe sich von heute auf morgen umsetzen. „Das muss wachsen“, sagt Weiher. Aber einiges wie die Wochenmarkt-Situation könnte recht schnell verbessert werden. Dazu solle die Verwaltung jetzt mit den Marktbeschickern darüber reden, ob sie nicht die Öffnungszeiten um ein, zwei Stunden verlängern könnten.
Zudem sollte die Arbeit der Arbeitsgruppen bis zum Jahresende in der Gründung eines Stadtmarketingvereins münden, beschreibt Weiher die weitere Vorgehensweise. „Das sollte die Verwaltung jetzt vorbereiten.“ Die Stadt werde daran mitarbeiten und habe mit 50.000 Euro erstmals ein Jahresbudget zur Verfügung gestellt. Aber die Initiative müsse aus der Bürgerschaft und der Wirtschaft kommen.