Glänzend im Geschäft: Die Panther-Gruppe aus Tornesch gehört international zu den Spezialisten für Verpackungen und innovative Verkaufsdisplays

Tornesch. Wer einmal umgezogen ist und dabei seine Sachen in Kartons verstaut hat oder wer zum Beispiel Säfte, Süßigkeiten, Chips oder Bier im Supermarkt gekauft hat, der hat mit großer Sicherheit schon ein Produkt Made in Tornesch in der Hand gehabt. Denn die Panther-Gruppe ist groß im Geschäft, wenn es um Verpackungen aus Wellpappe, moderne Papierproduktion und innovative Verkaufsdisplayentwicklungen geht. Eine gute Anzahl an namhaften, teils internationalen Firmen, die in Europa ihre Waren auf den Markt bringen, schwören auf das Knowhow der in Tornesch ansässigen Panthergruppe. Und das seit Jahrzehnten.

Welche Firmen zu den Kunden der Panther-Gruppe zählen, dass darf Carin Hilmer-Brenzinger, die gemeinsam mit Axel Hilmer das Unternehmen führt, nicht sagen. Aus vertraglichen Gründen. Sonst drohen Konventionalstrafen. Doch die Liste der Kunden der Panther-Gruppe ist beeindruckend lang und vielfältig. Und sie zeigt, dass das Unternehmen am Markt sehr gut etabliert ist.

„Es gibt drei große Anbieter in unserem Bereich in Europa. Für sind die Nummer fünf oder sechs“, sagt die Geschäftsführerin. Damit könne die Firma zufrieden sein, auch wenn sie weiter wachsen will. Auf dem Weltmarkt gebe es zwar noch größere Spezialisten als Panther, wenn es um Wellpappen-Verpackungen und Displays geht, doch die Tornescher können mit einem Punkt auftrumpfen, der dem Unternehmen in seiner mehr als 110-jährigen Geschichte immer gut zu Gesicht gestanden hat. Und das ist die Nähe zu den Kunden.

Die Panther-Gruppe besteht aus elf Unternehmen an sechs Standorten, vier der Unternehmen sind in Tornesch, dem Herzen des Unternehmens, angesiedelt. „Wellpappe ist, obwohl sie weitverbreitet ist, ein regionales Produkt. Wir haben unsere Standorte in Deutschland gezielt so ausgewählt, dass wir maximal 250 Kilometer von unseren Kunden in Deutschland und den Nachbarländern entfernt sind“, sagt Hilmer-Brenzinger. „Diese Entfernung ist sinnvoll. Bei größeren Distanzen wird sonst zu viel Luft transportiert“, sagt die Geschäftsführerin. Und das koste unnötig viel Geld. Außerdem könnten die einzelnen Unternehmen der Panther-Gruppe so eigenständig agieren und auf die regionalen Kundenwünsche schnell eingehen. Kurze Wege seien in der Branche wichtig.

Sinnvoll sei das ebenfalls. Denn der kurze unbürokratische Weg zu den Kunden ermögliche es den einzelnen Unternehmen der Gruppe, immer wieder Innovationen entweder im Auftrag von Kunden oder aus Eigeninitiative für die Kunden zu entwickeln. „Wir wollen und müssen neue Dinge entwickeln, auch ohne einen speziellen Kundenauftrag. Wir stehen in einem Wettbewerb und wollen daher auch Lösungen anbieten, bevor Probleme da sind“, sagt die Geschäftsführerin. Denn jedes Produkt, das verpackt und transportiert werden muss, habe andere Anforderungen an Wellpappe.

Gläser brauchen besonderen Schutz, Kartons für Kartoffelchips müssen so gestaltet werden, dass die Chips auch bei einem längerem Transport nicht zerkrümeln und kleinere Verpackungen müssen maschinell innerhalb von Sekunden in größere verpackt werden können. Es stecke viel Mathematik und Physik in der Berechnung und Entwicklung von Verpackungen und Displays, oftmals gehe es in der Produktion um Millimeterarbeit und darum, in wie viel Sekunden ein Karton oder Display gefaltet und aufgebaut werden kann. „Wenn ein Karton nicht millimetergenau gearbeitet ist, kann das zur Folge haben, dass der Abpackprozess eines Unternehmens stockt und ein ganzes Fließband stehen bleibt“, erklärt Hilmer-Brenzinger. Daher sei Sorgfalt bei der Planung und Umsetzung der Verpackungsprodukte für das Tornescher Unternehmen immens wichtig.

Für die Vermarktung der Innovationen des Unternehmens gibt es eine eigene Sektion mit dem klangvollen Namen „Juiceful Things“. Neben der innovativen Marketingabteilung, die unter anderem Kartonagen mit Düften, LED’s und Motoren entwickelt hat, gibt es in der Panther Gruppe noch die Firmen Panther Packaging, Südwestkarton, Wepoba Wellpappenfabrik, RRK Wellpappenfabrik, Papierfabrik Meldorf, Print-Pack, Panther Display, Panther Print, Panther Cargo, PaKa Packaging-Service und natürlich die Altonaer Wellpappenfabrik. Letztere ist die eigentliche Keimzelle des Unternehmens.

1902 wurde in Altona die Altonaer Wellpappenfabrik gegründet. Wellpappe war damals noch ein relativ neues Verpackungsmaterial, 1871 wurde sie in den USA erfunden. Die beiden Hamburger M. Laub und Wilhelm Landmann erkannten den Wert des neuen Produktes und gründeten daher ihre eigene Firma, die schon bald expandierte. 1905 erfolgte ein erster Umzug von der Lohmühlenstraße an die Schützenstraße. Dort hatte das Unternehmen Platz für eine weitere Expansion.

1926 wurde die Firma erstmalig am neuen Standort erweitert, das Panther-Logo wurde 1930 zum Markenzeichen des Unternehmens. Die Geschäfte liefen gut – bis 1943 die Fabrik im zweiten Weltkrieg komplett zerbombt wurde. An der Schützenstraße bei der J.Köster Kartonagenfabrik wurde die Produktion vorübergehend fortgesetzt, ehe 1948 ein neues Werk von Firmenchef Fritz Landmann aufgebaut wurde. Das neue Werk war aber 1961 wieder zu klein, da die Aufträge beständig zunahmen. Es folgte ein Neubau in Tornesch, wo genügend Entwicklungsraum vorhanden war. „Bis 1975 haben wir an beiden Standorten gearbeitet. Danach ist das Werk vollständig von Altona nach Tornesch umgezogen“, sagt Hilmer-Brenzinger. Und von dort aus ist es nach Stuhr, Wustermark, Bottrop, Schwabach und Illingen expandiert.

1015 Mitarbeiter zählt das Unternehmen derzeit, davon sind 120 Auszubildende. 312 Mitarbeiter sind an den vier Firmen der Gruppe in Tornesch beschäftigt. Der Kern des Geschäftes liegt in der Wellpappenherstellung und -verarbeitung. Mit allen Firmenteilen zusammen generiert das Unternehmen einen Jahresumsatz, der zuletzt bei 303 Millionen Euro lag.

Natürlich geht es dem Unternehmen darum, Gewinn zu erzielen. Wichtig ist aber auch die Nachhaltigkeit. Das Unternehmen arbeitet soweit möglich im Druckprozess mit Farben, die auf Wasserbasis und Mineralölfrei sind und damit Umweltverträglich. Beim Rohstoff für ihre Produkte setzt die Firma vor allem auf Altpapier. Was im Produktionsprozess beim Papierschnitt an Resten anfalle, werde wieder genutzt. 80 Prozent des eingesetzten Papiers sei recycelt.

Auch wenn Hilmer-Brenzinger gerne komplett mit recyceltem Papier arbeiten würde, so ganz ohne frische Holfasern geht es dann doch nicht. 20 Prozent der Rohstoffe müssen frisch zum Produktkreislauf hinzukommen. „Die frischen Holzfasern sind deshalb nötig, weil Papier nur acht mal recycelt werden kann, bevor die Fasern zu klein werden“, sagt die Geschäftsführerin. Ohne die zugefügten frischen Holzfasern würde neu produziertes Papier sofort zerbröseln.