Nur 15 Prozent der über 50-Jährigen gehen zur empfohlenen Darmkrebsvorsorge. Im Kreis erkranken rund 300 Menschen jährlich neu am bösartigen Darmtumor. Dabei ließen sich diese Adenome gut entfernen.
Elmshorn. Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen. Mehr als 70.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an einem bösartigen Darmtumor. Im Kreis Pinneberg erhalten rund 300 Menschen jährlich diese Diagnose. Um ihnen eine optimale Behandlung zu ermöglichen, haben die Regio Kliniken nach Pinneberg nun auch am Klinikum in Elmshorn ein Darmzentrum eröffnet. Es hat am Mittwoch offiziell seine Arbeit aufgenommen.
Es soll nicht als Konkurrenz zum Darmzentrum in Pinneberg, sondern als zusätzliches Angebot verstanden werden. Dr. Ulf Niemann, Chefarzt für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Regio Klinikum Elmshorn, leitet das neue Zentrum. „Der Bedarf für ein eigenes Darmzentrum ist in Elmshorn vorhanden. Die Stadt ist groß und hat ein weites Einzugsgebiet über die Grenzen des Kreises hinaus“, sagt Niemann, der im April die Leitung der Abteilung übernommen hat. Vor seinem Wechsel nach Elmshorn verantwortete er das Qualitätsmanagement eines Darmzentrums in Süddeutschland.
„Die Klinik hat eine gute gastroenterologische Abteilung und verfügt über moderne Diagnosetechnik“, sagt der Ärztliche Direktor, Dr. Oliver Hader. „Wir arbeiten eng mit den niedergelassenen Ärzten zusammen.“ Marc Voß, Leiter der Gastroenterologie, wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit koordinieren.
Rund 200.000 Euro hat die Klinik in neue, hoch auflösende Kameras und Monitore zur Untersuchung des Magen-Darm-Traktes investiert. „Damit können wir kleinste Veränderungen in der Magen- und Darmschleimhaut erkennen“, sagt Voss. Leider würden zu wenig Menschen ab 50 Jahren zur Darmkrebsvorsorge gehen – lediglich 15Prozent. Da im Darm keine Nerven vorhanden sind, verspürt der Patient kaum Schmerzen und der Krebs bleibt lange unbemerkt. Umso wichtiger ist die Darmspiegelung zur Vorsorge.
Während es früher eine relativ klare Trennung zwischen den Disziplinen Chirurgie und Innere Medizin gab, sind die Grenzen mittlerweile fließend. In den medizinischen Zentren arbeiten Mediziner fachübergreifend. Die Regio Kliniken verfügen über 13 medizinische Zentren, sechs davon sind von der jeweiligen Fachgesellschaft zertifiziert. So arbeiten in den Darmzentrum Darmchirurgen, Gastroenterologen sowie Gynäkologen und Urologen eng und nach festgelegten Kriterien zusammen.
Wird ein Darmtumor durch einen niedergelassenen Gastroenterologen bei einer Darmspiegelung entdeckt, überweist er den Patienten an das Krankenhaus. Im Darmzentrum wird der niedergelassene Arzt weiter in die Behandlung einbezogen. In wöchentlichen Tumorkonferenzen tauschen sich die niedergelassenen Ärzte und Krankenhausmediziner unterschiedlicher Fachrichtungen aus, um Behandlung und Nachsorge abzustimmen. Den Patienten werden bei Bedarf Psychoonkologen, Ernährungsberater oder Selbsthilfegruppen zur Seite gestellt. Sie werden von der Diagnose bis zum Ende der Behandlung geführt und müssen sich nicht mit der Organisation der einzelnen Behandlungsschritte befassen.
Die Deutsche Krebsgesellschaft, aber auch andere Fachgesellschaften, bieten eine Zertifizierung medizinischer Zentren an. Sie prüfen die Einrichtungen durch unabhängige Experten der jeweiligen Fachgesellschaften. Die Zentren müssen zum Beispiel die Zahl der Komplikationen oder die Höhe der Sterblichkeit offenlegen. Gefordert wird zudem der Nachweis einer Mindestmenge an Behandlungen, um notwendige Erfahrungen zu gewährleisten. Voss und sein Kollege Dr. Klaus Zimmer untersuchen jährlich 2500 Patienten. Ziel ist es, das Darmzentrum in Elmshorn bis zum Herbst 2015 zu zertifizieren. Das Pinneberger Zentrum besitzt dieses Gütesiegel bereits.