Von 59 Schülern, die sich der Abiturprüfung an der Elmshorner Leibniz Privatschule gestellt haben, waren nur 45 erfolgreich. Darüber wird nun im Umfeld der Schule viel geredet.

Elmshorn. Unbeschwerte Ferien dürfte es für einige Schüler der Leibniz Privatschule nicht geben: Die auf den ersten Blick hohe Durchfallquote bei den Abiturprüfungen hat im Umfeld der Elmshorner Bildungseinrichtung für Diskussionsstoff gesorgt. Von 59 Schülern, die sich der allerersten Abiturprüfung an der Privatschule gestellt haben, waren 45 erfolgreich. Sieben weitere haben das Abitur nicht geschafft, ihnen konnte aber immerhin die Fachhochschulreife zuerkannt werden. Fünf Schüler fielen auch hier durch. Die anderen beiden haben die Prüfung aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen, was als nicht bestanden gilt.

Zahlen, von denen sich Schulleiterin Barbara Manke-Boesten nicht bange machen lässt. „Natürlich ist die Erfahrung nicht schön“, sagt sie – und sieht die Verantwortung zu großen Teilen beim Kieler Bildungsministerium. „Hier wird Politik auf den Rücken der Kinder gemacht, weil man offenbar keine Privatschulen will.“ Laut der Schulleiterin seien die Prüfungsanforderungen gegenüber staatlichen Schulen und anderen privaten Einrichtungen wie etwa Waldorfschulen erheblich höher gewesen, so dass Probleme vorprogrammiert gewesen seien.

So hätten staatliche Schulen die Möglichkeit, Schüler mit einer sehr hohen Durchfallwahrscheinlichkeit gar nicht erst zur Prüfung anzumelden. Manke-Boesten: „Wir konnten das nicht, sondern mussten alle Schüler, die eine Teilnahme wünschten, zum Abitur zulassen.“ Dabei sei es bei fünf Schülern klar gewesen, dass sie den Anforderungen nicht gewachsen sein würden. Das bestätigt auch Klassenlehrer Sebastian Fentroß: „Wir haben diese Schüler und ihre Eltern vorher eindringlich gewarnt, dass sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durchfallen werden.“ Jedoch seien die Warnungen in den Wind geschlagen worden.

Wichtig zu wissen sei auch, dass an staatlichen Schulen die Vornoten ins Abitur einfließen würden, während an der Leibniz Privatschule allein die Noten aus den Prüfungen gezählt hätten. Acht Prüfungen waren zu bestehen – vier schriftlich, vier mündlich.

„Die schriftlichen Prüfungen des Zentralabiturs waren nicht das Problem für unsere Schüler. Die mündlichen aber waren es schon“, sagt die Schulleiterin. Einige Schüler hätten sich sechs Prüfungen in drei Tagen stellen müssen. Teilweise hätten zwei bis drei mündliche Prüfungen an einem Tag zwischen 7.30 und 19 Uhr stattgefunden. Manke-Boesten: „Die Schüler waren fertig. Selbst unsere beste Schülerin, die das Abitur mit 1,4 bestanden hat, ist aus der letzten mündlichen Prüfung mit sieben Punkten herausgekommen.“ Sechs Schüler hätten eine 1 vor dem Komma stehen, 14 weitere ein 2er-Abitur vorzuweisen.

Der Termindruck ergab sich dadurch, dass externe Prüfer die Verantwortung trugen. Sie waren vonnöten, weil der Leibniz Schule die staatliche Anerkennung zur Abnahme der Abiturprüfung noch fehlt. „Wir werden darauf drängen, dass die staatliche Anerkennung so schnell wie möglich kommt.“ Die Leibniz Privatschule erfülle alle formalen Kriterien, so Manke-Boesten weiter.

Über den Stand des Anerkennungsverfahrens hüllt sich Thomas Schunck, Sprecher des Kieler Bildungsministeriums, in Schweigen. „Die Durchfallquote bei der diesjährigen Abiturprüfung führt nicht automatisch zur Verweigerung der staatlichen Anerkennung“, beruhigt er. Es werde vielmehr ein ganzes Bündel formaler Kriterien abgeprüft, etwa die Qualität der Lehrerausbildung, des Unterrichts sowie die Einhaltung der Lehrpläne. Wie hoch die Abi-Durchfallquote an anderen Privatschulen des Landes ist, will das Bildungsministerium nicht preisgeben. Schunck: „Die Bedingungen sind überall anders, jeder Vergleich würde hinken.“

Die einzige weitere Schule in freier Trägerschaft, an der Schüler im Kreis Pinneberg ihr Abitur ablegen können, ist die Waldorfschule Elmshorn. Ihre Prüfungsordnung ist nicht mit der vergleichbar, die für die Leibniz Schule gilt, bestätigt Schulleiterin Elke Möller. An der Waldorfschule gibt es acht Abiturfächer. Die Schüler legen in der Regel vier Prüfungen schriftlich und zwei mündlich ab. In diesen Fächern fließen die Vornoten nicht in die Abinote ein. In den restlichen zwei Fächern wird die Jahresleistung in die Abiturnote übernommen. „Wenn der Schüler das wünscht, kann er sich auch in diesen Fächern zur mündlichen Prüfung anmelden“, sagt Möller. Auch an die Waldorfschule kommen externe Prüfer. Möller: „Wir verzichten auf eine staatliche Anerkennung, weil wir unsere besondere Pädagogik bis in die zwölfte Klasse übernehmen wollen.“ 25 Schüler sind 2014 zur Abiturprüfung angemeldet worden. Alle haben bestanden. „Das ist aber nicht immer so. Auch bei uns fällt mal der eine oder andere durch“, sagt Möller.

Dass es beim zweiten Abiturjahrgang 2015 an der Leibniz Privatschule bessere Zahlen geben wird, davon ist Leiterin Manke-Boesten überzeugt. „Wir werden Konsequenzen ziehen.“ Zusätzliche Rollenspiele sollen die Schüler besser auf die Prüfungen vorbereiten – auch auf die mündlichen. Auch eine psychologische Begleitung stehe zur Debatte. „Das Konzept der Schule ist extrem gut, unsere Kinder entwickeln sich super. Wir lassen uns das nicht mies machen“, sagt Gesamtelternvertreterin Stephanie Brammer. Sie weist darauf hin, dass die Leibniz Schule auch Kinder aufnimmt und zum Abitur begleitet, die an staatlichen Schulen keine Chance hätten. „Aber kaufen kann man das Abitur bei uns nicht“, so Manke-Boesten. Dies sei wie auch an staatlichen Schulen „das Ergebnis harter Arbeit".