Beim neunten Hörnerfest in Brande-Hörnerkirchen feierten am Wochenende etwa 2000 Menschen aus ganz Deutschland mit Musik, Met und Apfelsaft. Viele Stammgäste schätzen die freundschaftliche Stimmung.

Brande-Hörnerkirchen. Wer ein richtiger Mittelalter-Freak ist, der kleidet sich zünftig. So schlüpfte auch Tobias Hoyn, 21, aus dem niedersächsischen Scheeßel in maßgefertigte Stiefel, eine Wikingerhose und einen weinroten Waffenrock, als er am Wochenende das neunte Hörnerfest in Brande-Hörnerkirchen besuchte. Der 21-Jährige hatte zudem gepolsterte Armschienen, ein Trinkhorn, einen Sax – ein einschneidiges Hiebschwert – und einen Eineinhalbhänder, auch Bastardschwert genannt, mit eigener Gravur mit zu dem Spektakel in der 1600-Einwohner-Gemeinde im Norden des Kreises Pinneberg gebracht.

„Ich bin jetzt schon das fünfte Jahr hintereinander auf diesem Open-Air-Musikfestival rund ums Mittelalter“, sagte Tobias Hoyn. „Das Hörnerfest ist nicht zu groß und nicht zu klein. Die Atmosphäre ist schön familiär. Hier trifft man viele alte Gesichter.“

Etwa 2000 Besucher aus vielen Teilen Deutschlands zählte Veranstalter Thomas Tegelhütter aus Brande-Hörnerkirchen am Wochenende. Auch die Eltern von Tobias Hoyn waren von Scheeßel in den Kreis Pinneberg gekommen. „Mir gefällt das nette Treiben auf dem Mittelaltermarkt und im Heerlager“, sagte der Maschinenführer Andreas Hoyn, 45. Er näht zu Hause Mittelalterschuhe und -hemden und baut Steckstühle und Wikingerzelte. „Die werde ich später einmal verkaufen.“

Sohn Tobias zog am Sonnabend mit seinem Freund Christoph „Keiler“ Keil, 18, über den Mittelaltermarkt. Geboten wurden zünftige Speisen und Getränke wie Met und Bier. „Wichtig ist, dass man ein eigenes Zelt hat“, sagte Tobias Hoyn, „oft vergisst ja jemand, wo sein Zelt ist, oder man gabelt mal was auf. Dann ist es blöd, wenn noch ein Kumpel im Zelt schläft.“ Sein Freund nannte noch zwei andere Gründe, warum es wichtig sei, mit einem eigenen Zelt auf ein Mittelalterfestival zu reisen: „Manchmal ist ein Zelt kaputt oder es ist warm und die Bierdosen explodieren. Dann ist es gut, wenn ein Ersatzzelt da ist.“

Ganz ohne Bier kam am Wochenende Jörn Soltau, 40, aus Lüneburg aus, der den Spitznamen „Jörn der Wikinger“ trägt. „Ich habe 28 Jahre lang Party gemacht“, sagte der Mann in der Wikinger-Gewandung, der in einem Volkswagen T 4 übernachtete und mit einem großen Hammer über den Mittelaltermarkt lief. „Ich kann hier auch gut mit Cola und Apfelsaft feiern.“

Aus Eckernförde angereist war Philipp Herold, 32. Er ist von Beruf Marktbeschicker, Tennistrainer sowie Radio- und Fernsehtechniker. Herold verkaufte Lammfelle und schabte mit einem Messer das Fett von einem Schafsfell ab. „Das ist eine sehr meditative Arbeit, die erdet“, sagte der 32-Jährige. „Man verrichtet eine Tätigkeit, die die Menschen seit Tausenden von Jahren machen.“

Auf den beiden Bühnen standen sowohl deutsche als auch internationale Bands. Mit dabei waren die Gruppen Cruachan aus Irland, Firkin aus Ungarn, Baldrs Draumar aus Holland, Svartby aus Russland, Vanir aus Dänemark, Skiltron aus Argentinien sowie die deutschen Bands Versengold, Tanzwut, Punch'n'Judy, Potentia Amini, Metusa, Letzte Instanz, Ignas Fatuu, Heimataerde, Gernotshagen, Freiwächter und Feuerseele.

Im Heerlager kochten Annette von Malottki, 52, aus Haselau und Kerstin Tolkiehn, 31, aus Hamburg-Altona derweil auf offenem Feuer eine Dinkelgrütze mit Kohl, Lauch, Karotten und Zwiebeln. „Wir nehmen jedes Jahr an acht bis neun Lagern teil und übernachten hier auch“, sagte Annette von Malottki. „Auf den Mittelalterfesten sind die Leute sehr entspannt, auch wenn sie bewaffnet sind. Davon träumt manches Dorffest, mit so wenig Ordnern auszukommen.“