Die Berufliche Schule Elmshorn und die Agenturen für Arbeit im Kreis Pinneberg bieten ausbildungsbegleitende Hilfen für überforderte Lehrlinge an, wenn nötig auch schon zum Ausbildungsbeginn.

Kreis Pinneberg. Die Ausbildungsplatzsuche geht in den Endspurt. Am 1. August ist offizieller Ausbildungsbeginn. Noch sind bei der Arbeitsagentur im Kreis Pinneberg mehr offene Ausbildungsplätze als suchende Bewerber gemeldet. „Wer noch eine Ausbildung sucht, sollte jetzt Vollgas geben“, sagt Thomas Kenntemich, Leiter der Agentur für Arbeit Elmshorn. Zu spät sei es nicht. Gerade kleine Handwerksbetriebe würden ihre Ausbildungsstellen häufig erst kurzfristig im Sommer besetzen. Für Ausbildungsplatzsuchende lohne sich daher der regelmäßige Blick in die Jobbörse der Arbeitsagentur (www.jobboerse.arbeitsagentur.de). Fast täglich würden von Unternehmen neue Ausbildungsplätze gemeldet. Bewerbungsunterlagen sollten bereit liegen, damit sie bei Bedarf sofort persönlich beim Betrieb vorbeigebracht oder auf Wunsch zugesandt werden können.

Seit Oktober 2013 meldeten sich im Kreis Pinneberg 1642 Ausbildungsplatzbewerber bei der Berufsberatung, 132 mehr als im Vorjahreszeitraum. Von den gemeldeten Bewerbern waren Mitte Mai noch 745 auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Im gleichen Zeitraum haben die Unternehmen im Kreis 1561 Ausbildungsplätze gemeldet. Dies sind 133 mehr als im Vorjahr. Von den gemeldeten Ausbildungsstellen waren im Mai noch 777 unbesetzt, beziehungsweise die Bewerbungsverfahren nicht abgeschlossen. Häufig gesucht werden junge Leute, die Kaufmann im Einzelhandel (93), Verkäufer (55), Fachkraft für Lagerlogistik (30), Anlagenmechaniker in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (28), Friseur (24), Feinwerkmechaniker (23), Kaufmann im Groß- und Außenhandel (22) oder in der Bäckerei (20) lernen wollen.

Viele Betriebe möchten zukunftsorientiert ausbilden, haben aber zunehmend Probleme, geeignete junge Menschen zu finden. Bewerber haben oft einen schwachen Schulabschluss oder sind noch nicht in der Lage, den Anforderungen der Arbeitswelt nachzukommen. Jeder vierte Lehrling bricht vorzeitig ab, besonders im ersten Jahr. Oft, weil sie Anforderungen in Theorie und Praxis nicht gewachsen sind.

Diese Erfahrung hat auch Jan Müller gemacht, der den Salon Hair Dressy in Pinneberg leitet, der zu Friseur Baas gehört. „Es ist sehr schwer, geeignete Azubis zu finden“, sagt der 25-Jährige. Viele hätten eine schlechte Arbeitsmoral, seien unzuverlässig, würden Anweisungen widersprechen, seien ständig krankgeschrieben, zu spät, würden ihre Aufgaben nicht ernst nehmen. Das koste Nerven. Derzeit werden in den fünf Baas-Filialen im Norden vier junge Erwachsene ausgebildet. „In diesem Jahr werden wir keine neuen ausbilden“, sagt Müller. „Wir wollen uns auf die Azubis, die wir haben, konzentrieren.“ Darunter seien auch Glanzstücke, aber die Schere gehe doch stark auseinander.

„Viele unterschätzen die Anforderungen des Friseurberufs“, sagt Müller. Daher gebe es unter den Auszubildenden viele Abbrecher. „In meiner Berufsschule haben von 60 lediglich 18 die Ausbildung bis zum Schluss durchgezogen.“ Müller selbst war so gut, dass er seinen Gesellenbrief nach zwei Jahren in den Händen hielt. Nach zwei Monaten als Geselle wurde ihm die Leitung des Salons angeboten. „Wer gut ist, dem bieten sich in der Branche auch Aufstiegsmöglichkeiten“, sagt er. Gefordert seien Kreativität, Durchhaltevermögen, Menschenkenntnis. „Man sollte schon mit dem Herzen dabei sein, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet.“

Um angehende Friseure, die sich überfordert fühlen, individuell zu unterstützen und ihre unterschiedlichen Probleme aufzuarbeiten, bietet die Berufliche Schule Elmshorn, Langelohe 4, zusammen mit den Friseurbetrieben ein Berufsgrundbildungsjahr Friseur an. (Die Beruflichen Schulen in Elmshorn und Pinneberg bilden insgesamt rund 7000 Lehrlinge aller Berufe in der Theorie aus.) Das Angebot läuft parallel zum regulären ersten Ausbildungsjahr. In dieser neu eingerichteten Klasse werden den Jugendlichen neben dem Unterrichtsstoff des ersten Ausbildungsjahres auch die Grundlagen vermittelt, sich in der Berufswelt sicher zu bewegen. Begleitend dazu bieten die Friseurbetriebe an ein bis zwei Tagen pro Woche Einblick in die Praxis. Interessierte können sich bis 25. August unter www.bs-elmshorn.de anmelden.

Eine abgebrochene Lehre führt oft in die Arbeitslosigkeit. Und dem Betrieb fehlt später eine wichtige Fachkraft. Um dies zu vermeiden, bieten auch die Agenturen für Arbeit ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) an. Diese sind sinnvoll bei Bildungsdefiziten, die den Berufsschulerfolg gefährden, Lücken in Theorie oder Praxis, Prüfungsängsten, Sprachproblemen oder auch Schwierigkeiten im sozialen Umfeld. Sie können auch schon zu Beginn einer Ausbildung gewährt werden. Die Arbeitsagenturen schnüren individuelle Hilfspakete. Durchgeführt werden die Maßnahmen dann von externen Bildungsträgern als Einzelunterricht oder in Kleingruppen für drei bis acht Stunden, üblicherweise nach der eigentlichen Arbeitszeit. Die Hilfe ist für Betriebe und Azubi kostenlos. Infos erhalten Auszubildende bei der Berufsberatung, Betriebe beim Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur.

Interessierte erhalten am Mittwoch, 16. Juli, im Berufsinformationszentrum (BiZ), Bauerweg 23, in Elmshorn Tipps zu Bewerbungsunterlagen (9.30 Uhr), Einstellungstest (10.45 Uhr) und Vorstellungsgespräch (12.30 Uhr). Anmeldung unter 04121/480380 oder im BiZ. Nächster Termin: 21. August.