Seit die Wahlunterlagen verschickt wurden, können Bürger ihre Stimme per Briefwahl bereits abgeben. Städte und Gemeinde im Kreis melden Rekord, erwarten aber keine hohe Beteiligung am Wahlsonntag.

Kreis Pinneberg. „Wir fliegen am Sonntag in den Urlaub“, sagt Jürgen Herrfurth. Der 63 Jahre alte Wedeler hat sich deshalb am Mittwochmittag zusammen mit seiner Frau zum Rathaus aufgemacht. In der Kabine im Wahllokal macht er sein Kreuzchen und das bereits vier Tage vor der Europawahl. Die Eheleute finden es sehr wichtig, vor ihrem Trip nach Mallorca noch ihre Stimme abzugeben. So wie die Herrfurths machen es derzeit viele Wedeler. Auf dem Flur vor dem eigens eingerichteten Wahllokal im ersten Stock des Rathauses bilden sich seit Wochen Schlangen.

Bereits am ersten Tag, nachdem die Benachrichtigungskarten an die insgesamt 25.300 Wahlberechtigten der Stadt verschickt worden waren, strömten zahlreiche Vorwähler ins Rathaus. „Das war irre“, erinnert sich Günter Lutz aus dem Wedeler Wahlbüro. Bereits jetzt sei der Rekord mit etwa 2500 abgegebenen Briefwahlunterlagen im Vergleich zur vergangenen Europawahl und sogar im Vergleich zur Kommunalwahl gebrochen worden.

Allerdings geht Lutz nicht davon aus, dass das auch auf eine hohe Beteiligung am 25. Mai hindeutet. „Ende Mai ist Urlaubszeit. Das wirkt sich aus. Viele entschließen sich bei dem guten Wetter auch kurzfristig, das Wochenende zu nutzen.“ Damit alle die Möglichkeit haben, ihr Recht auf Stimmabgabe wahrzunehmen, hat das Wahllokal tagsüber durchgehend geöffnet, auch außerhalb der Öffnungszeiten des Rathauses. Lutz: „Hier wird keiner weggeschickt.“

In der Kreisstadt Pinneberg ist das etwas anders. Hier kann nur während der Öffnungszeiten oder nach Terminabsprache vorab ein Kreuz gesetzt werden. 31.642 Frauen und Männer sind in Pinneberg zur Europawahl aufgerufen. „Wir haben bis Mittwoch 2615 Briefwahlunterlagen ausgehändigt“, sagte Wahlsachbearbeiterin Kathrin Goldau. Das entspricht einer Briefwahlbeteiligung von 8,26 Prozent. Damit ist die Briefwahlquote in diesem Jahr schon höher als bei der Europawahl 2009. Damals nutzten 1594 Pinneberger die Briefwahl, eine Quote von fünf Prozent.

„Rund 1500 Briefwahlumschläge sind schon wieder bei uns gelandet“, sagte Goldau. „600 Pinneberger haben bereits direkt im Sitzungsraum C gewählt.“ Nun werden die Wahlbriefe auf die Briefwahlvorstände verteilt.

Auch Schenefeld verzeichnet eine Rekordbeteiligung. Allerdings gibt es in der Düpenaustadt einen weiteren Faktor, der sich wohl auf die Wahlbeteiligung auswirkt. Denn die Schenefelder sind gleichzeitig dazu aufgerufen, ihre Stimme für den Bürgerentscheid der Stadt zum Thema Friedhof abzugeben. Etwa 1100 Schenefelder haben bereits bis Mittwoch gewählt. 14.749 (nur Europawahl) beziehungsweise 15.633 (mit den Jungwählern für den Bürgerentscheid) sind in Schenefeld wahlberechtigt. Daniel Arwers, zuständiger Fachdienstleiter, erklärt sich die hohe Beteiligung auch mit den vereinfachten Kriterien für die Briefwahl. Heute brauche man keine Begründung, um den postalischen Weg oder die Vorabwahl im Bürgerbüro zu nutzen. „Wir verzeichnen dadurch im Allgemeinen eine stetigen Zuwachs bei der Briefwahlbeteiligung.“

In Uetersen sind knapp 13.700 Bürger stimmberechtigt. Die Stadt rechnet mit einer Wahlbeteiligung von etwa 40 Prozent. Die Briefwahl haben auch hier überraschend viele Bürger in Anspruch genommen. 950 Briefwähler sind bislang registriert. Bei der vergangenen Wahl waren es knapp 500. In Tornesch mit etwa 10.600 Wahlberechtigten wird ebenfalls stärker als sonst per Brief gewählt. 693 Anträge lagen bis Mittwoch vor, doppelt so viele wie 2009. Die Zahl an Briefwählern, die sich im Ausland aufhalten, ist aber sehr gering.

In Rellingen haben von 11.307 Wahlberechtigten bis Mittwoch etwa 1200 Briefwahlunterlagen angefordert. „Das ist Rekord“, sagt Michaela Warnecke vom Ordnungsamt. Bei der Europawahl 2009 verzeichnete die Gemeinde lediglich 734 Briefwähler. In Halstenbek hofft Rathausmitarbeiter Holger Lohse, dass seine bestellten Vordrucke ausreichen. „1500 Exemplare habe ich bestellt, bis Mittwochmittag sind 1375 angefordert worden.“ Die Zahl der Wahlberechtigten liege bei 13.260.

Mitarbeit: Arne Kolarczyk, Fabian Schindler, Andreas Schmidt