Kirchenvorstandsvorsitzender Hartmut Ermes stieß beim Bücherstudium auf das 425-jährige Bestehen der ersten Kirche in der Eulenstadt. Das Gotteshaus galt damals als schlicht und armselig, trotz der bunten Fenster.
Quickborn. Die Marienkirche in Quickborn feierte vor fünf Jahren ihr 200-jähriges Bestehen. Der später angebaute Kirchturm ist 150 Jahre alt. Aber die heute 7000 Mitglieder zählende Kirchengemeinde Quickborn-Hasloh ist noch wesentlich älter.
„Jetzt im Mai sind wir genau 425 Jahre alt“, sagt Hartmut Ermes stolz. Der Kirchenvorstandschef ist eher zufällig bei der Lektüre über die Kirchen Schleswig-Holsteins auf dieses kleine Jubiläum gestoßen. 1589, sieben Jahrzehnte nach der Reformation und drei Jahrzehnte vor dem Dreißigjährigen Krieg ist damals der erste Kirchbau in Quickborn errichtet worden. Andere Gemeinden wie die in Rellingen oder Pinneberg sind zwar noch viel älter, weiß Ermes. „Aber für Quickborn und seine damals erst 300 Einwohner bedeutete das Kirchspiel eine echte Belebung und einen wirtschaftlichen Aufschwung.“
Zum Quickborner Kirchspiel gehörten zunächst die Gemeinden Renzel (heute Ortsteil von Quickborn), Bilsen, Alveslohe, Ellerau und Harksheide (heute Stadtteil von Norderstedt). 100 Jahre später kamen Hasloh und Garstedt, 1821 Friedrichsgabe (gehören beide heute zu Norderstedt) hinzu. Bereits zwei Jahre vor dem Kirchbau erhielt Quickborn mit Daniel Hakemann seinen ersten Pastor. Das Jahr 1587 markiert demnach den Baubeginn der Kirche Quickborns. Ihr Standort war hinter der heutigen Marienkirche auf dem Gelände des späteren Friedhofes.
Wie die erste Kirche Quickborns aussah, ist nicht genau überliefert. Ermes geht davon aus, dass sie ziemlich genau der Kirche von Fuhlenhagen im Kreis Herzogtum-Lauenburg geähnelt habe, die etwa um 1550 erbaut wurde und heute noch gut erhalten ist. Auch der stellvertretende Landeskonservator Dirk Jonkanski gibt ihm recht. „Nach meinen Recherchen handelte es sich um einen Holz-Fachwerkbau mit hölzernen Schindeln, ohne Turm, aber mit schönen bunten Glasfenstern ausgestattet“, beschreibt Ermes das Gotteshaus. Es war fast quadratisch und 100 Quadratmeter groß. Für die 100 Kilogramm schwere Kirchenglocke sei an der Westseite ein Dachreiter angebaut worden.
Auf die Zeitgenossen habe die erste Kirche Quickborns eher schlicht gewirkt: „Unser im übrigen schlichtes und geringes, indessen aber mit verschiedenen bunten Fenstern geziertes Kirchengebäude“, zitiert Ermes einen Augenzeugen. In der damaligen Kirchenchronik wird „von der armen und geringen Kirchen in Quickborne“ gesprochen, die auch als Kaspel und Kirspel Quickborn beschrieben wurde. Außer dem Pastor gehörten ein Küster und ein Totengräber zum Kirchspiel. Eine Schule und das Armenwesen schlossen sich später an. Der Pastor verlas die Verordnungen der Drostei Pinneberg von der Kanzel herab an die Gemeinde. Der Kirchenvogt hatte dann die Funktion der Ordnungspolizei. Eine Regelung, die bis 1900 erhalten blieb.
Trotz des aufstrebenden Kirchspiels blieb die junge Kirchengemeinde lange abgeschieden. „Bis 1832 war Quickborn eine Sackgasse“, sagt Ermes. Der Ort lag nicht an den Hauptverbindungsstraßen. Dies änderte sich erst mit dem Bau der Kieler Straße, die Altona über Quickborn und Neumünster mit Kiel verband.
Ähnlich wie später bei der Marienkirche, wo der Turm erst 50 Jahre nach der Kirche errichtet wurde, bekam die Kirche von 1589 erst 100 Jahre später einen Kirchturm. 200 Jahre nach ihrer Errichtung war die erste Kirche Quickborns bereits marode. Der Hofbaumeister Frederik Hansen beschrieb sie bereits 1776 als baufällig. Doch erst als am 9. Oktober 1803 während einer Predigt bei Windstille ein Stichbalken aus dem Turm herauskrachte, wurde die Kirche versiegelt und ein Kirchneubau angeordnet. Den betrieb und gestaltete Hansen mit der Marienkirche, die 1809 eingeweiht wurde. Die Gemeinde würdigte 2009 Hansens Wirken damit, den Kirchenvorplatz nach ihm zu benennen.