Schnelles Internet ab 2015: Stadtwerke setzen im Unterschied zu Nachbarn statt auf Glasfaser auf eine andere Technik

Wedel. Wenn Wedeler in die Pedale treten, die Heizung aufdrehen oder das Licht anschalten, dann machen das größtenteils die Stadtwerke möglich. Neu ist, dass bald auch in Sachen Telefon und Computer das Wedeler Unternehmen ein Wörtchen mitreden will. Denn der Stadtwerke-Chef Adam Krüppel möchte einen weiteren Vertriebsbereich erobern, und zwar das Telekommunikationsgeschäft. Ziel ist es, endlich auch in Wedel für ein schnelles Internet von mindestens 50 Megabits pro Sekunde zu sorgen. Denn bislang hinkt die Stadt in Sachen Breitband hinterher. Wenn es nach den Stadtwerken geht, könnte sich das bereits von 2015 an deutlich ändern.

Eine Mehrheit der Ratsmitglieder erweiterte hinter verschlossenen Türen eigens dafür den Gesellschaftszweck der Stadtwerke GmbH. Bislang war es Aufgabe des Unternehmens Kunden mit Elektrizität, Gas, Wasser und Fernwärme zu versorgen – und das möglichst sparsam und umweltschonend. Von sofort an können die Wedeler Stadtwerke auch Dienstleistungen rund ums Telefon und Internet anbieten, und zwar im Kreis Pinneberg und dem Hamburger Westen. Zudem wurde die Errichtung und der Betrieb eines Telekommunikation- und Datennetzes in Wedel als Gesellschaftszweck aufgenommen.

Allerdings setzen die Wedeler Stadtwerke beim geplanten Ausbau der Internet-Datenleitung auf Highspeed-Geschwindigkeit nicht wie andere Städte und Gemeinden auf die Glasfasertechnik. Um was es genau geht und mit wem die Stadtwerke den Anschluss suchen, darüber hüllt sich Krüppel als Leiter des Unternehmens in Schweigen. Er verweist auf laufende Verhandlungen und darauf, dass es sich um noch nicht öffentliche Pläne handelt. Ob es zu dem Deal kommt, der Wedel ins Turbointernet-Zeitalter katapultieren soll, stellt sich laut Abendblatt-Informationen Mitte dieses Jahres heraus. Klar ist, dass die Stadtwerke mit Hilfe eines Partners eine kostengünstigere Variante in Angriff nehmen wollen.

In den Ausbau eines eigenen Glasfasernetzes hätte Wedel laut Schätzungen der Stadt bis zu 60 Millionen Euro investieren müssen. Das wäre schon vor dem Einbruch der Gewerbesteuereinnahmen im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich für die Stadt eine Mammutaufgabe geworden. Aber auch so müssen die Stadtwerke investieren. Laut Abendblatt-Informationen rechnet das Unternehmen nicht vor 2017 mit schwarzen Zahlen, zudem würde der Einstieg anfangs eine sechsstellige Summe erfordern. Allerdings kostet die Stadt das langsame Internet Sympathiepunkte bei Wirtschaftsunternehmen. Sowohl Firmen, die sich in Wedel neu ansiedeln wollen, stört der langsame Draht ins World Wide Web. Aber auch bereits hier ansässige Betriebe kämpfen mit der fehlenden Breitbandversorgung.

Andere Kommunen im Kreis Pinneberg haben deshalb schon viel früher mit dem Breitbandausbau begonnen. Sie setzen allerdings alle auf die Glasfasertechnik, um ihren Bürgern und Betrieben einen schnellen Internetanschluss zu ermöglichen. „Wir setzen damit konsequent auf eine Technik, die langfristig Bestand hat. Alles andere wie DSL 2 oder Vectoring sind Brückentechnologien“, sagt Peter Jansen, Geschäftsführer der azv Südholstein Breitband GmbH. Das Unternehmen brachte seit 2011 Breitband in die Dörfer. Ingesamt 3000 Kunden zählt der azv in Hasloh, Holm, Lentföhrden und Heist. Der Ausbau des Glasfasernetzes kostete eine zweistellige Millionen Euro Summe.

Während es in Elmshorn vorerst bei einer Pilotphase am Hasenbusch blieb, kooperieren Quickborn, Pinneberg, Halstenbek und Rellingen mit dem Norderstedter Anbieter wilhelm.tel. Quickborn hat dafür die Stadtwerke-Tochter tel.quick gegründet, die seit 2011 das Stadtgebiet mit Glasfaserkabeln ausrüstet und 4200 Kunden zählt. Bis 2016 werden zwölf Millionen Euro in den Ausbau investiert. In Pinneberg ist es die pinnau.com, in Halstenbek die GWHtel, die dies in ihren Gemeindegebieten machen. In Rellingen gab Bürgermeisterin Anja Radtke vorige Woche den Startschuss für den Ausbau des Glasfasernetzes, für den die Gemeinde je nach Zahl der Nutzer sieben bis elf Millionen Euro ausgibt. Hier ist die Besonderheit, dass Rellingen das Netz an wilhelm.tel verpachtet, also keine eigene Gesellschaft gründet.

Barmstedt geht einen eigenen Weg mit der Stadtwerke-Tochter Xitylight, die 1500 Kunden am Netz hat, wie Chef Fred Freyermuth sagt. „Jeden Monat kommen 100 weitere hinzu.“