Vanessa Valera Rojas aus Tornesch hat es bei der Castingshow DSDS unter die besten Zwölf geschafft. An diesem Sonnabend ist ihr erster Liveauftritt
Tornesch/Köln. Vor knapp einem Jahr jobbte Vanessa Valera Rojas noch als Kinderbetreuerin in Hamburg. An diesem Sonnabend werden Millionen Fernsehzuschauer verfolgen, wie sie live auf der Bühne singt und tanzt. Anschließend stellt sie sich dem Urteil der Jury der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Denn die 23 Jahre alte Tornescherin hat sich mit ihrer Stimme gegen Tausende Kandidaten durchgesetzt. Als eine der besten zwölf darf sie bei den Liveshows mitmischen, die am 29. März mit dem Motto „Dance“ beginnen.
Im September vorigen Jahres trat die Tornescherin in Berlin beim Casting an, wie 32.000 andere Bewerber auch. Heute hat sie knapp 92.000 Fans, die ihren Internetauftritt bei Facebook verfolgen. Mehrere Tausend reagieren, wenn sie einfach nur eine gute Nacht wünscht. Ihr prominentester Fan: Musiker und Produzent Dieter Bohlen. Der wollte der gelernten Arzthelferin nach ihrem jüngsten Auftritt schon eine goldene Schallplatte verleihen. So begeistert war er.
„Ich hätte niemals gedacht, dass mich so viele Menschen unterstützen würden“, sagt Vanessa im Abendblatt-Interview kurz vor ihrem großen Auftritt. Es sei ein tolles Gefühl. Aber: „Man will die Fans auch nicht enttäuschen.“ Der Druck ist hoch für die junge Frau, die seit Anfang dieser Woche zusammen mit den anderen Kandidaten in einer Wohnung in Köln lebt. Dort gehen die Kameras niemals aus. 24 Stunden am Tag werden Bilder aus dem gemeinsamen Wohnzimmer der Sänger aufgenommen. Vanessa nimmt es gelassen. „Das bekommt man gar nicht mit, und das ist auch das Witzige für die Fans. Sie erleben uns, wie wir wirklich sind. Da kann man sich nicht auf Dauer verstellen“, so die 23-Jährige.
Blitzlichtgewitter, Interviewtermine, ständig laufende Kameras: Wenn es der Sängerin zu viel wird, sucht sie sich eine stille Ecke, zieht sich fünf Minuten zurück. Als besonders schlimm empfindet sie die ihr jetzt zugeschriebene Favoritenrolle. „Es ist ganz grausam, als Favorit betitelt zu werden. Man hat doch so oft erlebt, dass die Favoriten rausfliegen, weil zu wenig für sie anrufen, weil ja alle denken, dass sie weiterkommen. Außerdem werden so hohe Erwartungen an einen gestellt.“
Gegen den Medienkoller und den Druck helfen ihr die regelmäßigen Gespräche mit Freunden und der Familie. Die kommen auch am 29. März nach Köln. Ihre Eltern, Freund Jan aus Appen, die Fußballfreunde: Etwa 25 Leute machen sich im Auto auf, um sie zu unterstützen. Dabei wäre Vanessa, die jetzt zu den Favoriten zählt, beinahe gar nicht soweit gekommen.
Denn angesichts ihrer vielen Wackler und Textpannen während des Aufenthalts der Kandidaten auf Kuba musste die gelernte Arzthelferin, die jeden Tag eine Stunde singen übt, ganz schön um ihr Weiterkommen zittern. Die vierköpfige Jury aus Dieter Bohlen, Marianne Rosenberg, Prince Kay One und Mieze Katz gab ihr eine Chance, sie musste noch einmal allein ran. „Ich habe um mein Leben gesungen“, sagt Vanessa. „Ich habe alles um mich herum vergessen. Das war der bislang schönste Moment.“ Das fanden auch die Juroren, die zu Tränen gerührt waren. Das Lied „Clown“ von Emeli Sandé hatte sie sich selber ausgesucht. „Das ist mein Herzenssong.“
Ihr gutes Händchen beim Aussuchen von Liedern wird die Tornescherin weiterhin brauchen. Denn erstmals sollen die Kandidaten der Castingshow an diesem Sonnabend alles selber bestimmen. Sie haben das letzte Wort in Sachen Kleidung und Song. Die Tornescherin nutzt die Chance und zeigt Mut zur Mütze. „Die ist mein Markenzeichen. Auf Kuba war es dafür zu heiß. Aber jetzt trage ich wieder eine.“
Bei der Wahl des richtigen Liedes ließ sie sich dann doch reinreden. Aber der Tipp kam auch von Dieter Bohlen. Er riet von Balladen ab und empfahl ihr „Next To Me“, ebenfalls von Emeli Sandé. Hinzu kommt, dass die Kandidaten auch ihr tänzerisches Talent zeigen sollen. „Wir haben uns beim Tanztraining kaputtgelacht. Ich bin ein Körperclown. Wir versuchen, das mit zwei Tänzern zu kaschieren“, sagt die 23-Jährige, die sich relativ selbstsicher gibt, was die jetzt anstehenden Solo-Auftritte vor großem Publikum angeht.
„Ich bin mehr der Einzelkämpfer. Ich stehe gern allein auf der Bühne und mache mein Ding.“ Ihren ersten großen Auftritt hatte Vanessa übrigens vor zehn Jahren. Im Urlaub mit ihren Eltern meldete sie sich für eine Karaokeshow an. „Meinen Eltern war es peinlich, weil ich singen wollte“, erinnert sie sich. „Aber als ich anfing, kamen die Kellner und fragten, wer das ist. Sie fanden es richtig gut.“ Heute sei es ihren Eltern nicht mehr peinlich, wenn sie vor Publikum singe. Im Gegenteil. „Sie sind stolz auf mich.“