Urte Steinberg hat für eine Werbekampagne schrille Klamotten angezogen. Vielen Pinnebergern gefällt die Aktion

Pinneberg . Die neue Werbekampagne der Stadt Pinneberg sorgt für Gesprächsstoff in der 42.000-Einwohner-Stadt vor den Toren Hamburgs. „Wir können auch anders!“ lautet der neue Slogan der Kreisstadt. Pinneberg, so die Botschaft, sei „persönlich, ehrlich, anders.“

Jetzt sind die ersten beiden Anzeigenmotive der Stadt erschienen. Sie zeigen den Pinneberger Taxifahrer Ben Yusuf Hamadi Kefi, der Pinnebergern wegen seines Outfits als „Elvis“ bekannt ist. Auch Bürgermeisterin Urte Steinberg (parteilos) ist in den Anzeigen zu sehen. Steinberg posiert dabei mit einer weiß-rosa-gelb-blau-grünen Punk-Perücke auf dem Kopf, sie hat ein rosa T-Shirt und zwei nietenbesetzte schwarze Lederarmbänder angezogen.

Bei den Pinneberger Politikern löste die Werbekampagne mit der Punk-Bürgermeisterin überwiegend positive Reaktionen aus. Spitzenvertreter fast aller Parteien finden die Kampagne „witzig“ und „imagefördernd“; die 30.000 bis 40.000 Euro, die die Agentur Team Drei aus dem baden-württembergischen Villingen-Schwenningen in diesem Jahr für ihrer Arbeit erhält, seien „gut angelegtes Geld“.

„Ich finde die Kampagne gut und auf den Punkt gebracht“, sagte der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD, Gerhard Thomssen, der seit 1972 in Pinneberg lebt. „Über die Punk-Bürgermeisterin werden die Pinneberger schmunzeln. Die Arbeit der Agentur ist ihr Geld wert, Qualität hat ihren Preis. Pinneberg muss seine Stärken nicht verstecken: Nach Norden hin haben wir eine tolle Umgebung, Pinneberg ist ein idealer Standort für Gewerbe, hat einen schönen Stadtwald und viele liebenswerte Bewohner. Das alles sind Werte, die es zu mobilisieren gilt.“

Andreas Meyer, Fraktionsvorsitzender der CDU, lebt seit 2000 in Pinneberg und unterstützt die Kampagne. Er weiß aber nicht, ob sie funktionieren wird. „Wichtig ist, dass Pinneberg ins Gespräch kommt", sagte Meyer. „Wir müssen am Image der Kreisstadt arbeiten. Pinneberg gilt ja eher als Schlafstadt im Muskelring von Hamburg. Wir sollten uns als Stadt bemerkbar machen. Die Werbekampagne erregt Aufmerksamkeit und regt zu Diskussionen an. Man muss nicht unbedingt von Pinneberg nach Hamburg fahren. Die meisten Dinge kann man auch in Pinneberg erledigen.“

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen und Unabhängigen, Joachim Dreher, lebt seit 1984 in Pinneberg. Er musste beim Anblick der Punk-Bürgermeisterin schmunzeln. „Ich finde die Kampagne in Ordnung“, sagte Dreher. „Die Kampagne regt an, Pinneberg einmal mit anderen Augen zu betrachten. Pinneberg ist eine Wohnstadt im Grünen – das wollen wir erhalten. Die Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr ist hervorragend. Wir liegen nur 20 Kilometer vom Hamburger Zentrum entfernt und haben zwei Autobahnen vor der Tür.“

„Die meisten Pinneberger wohnen gerne in Pinneberg", sagt auch der Freidemokrat Olaf Klampe, der seit 2000 in Pinneberg lebt. Urte Steinberg als Werbepunkerin findet er „lustig“. „Es ist einfach zu sagen, dass Pinneberg blöd ist. Viele sagen das, ohne eine vernünftige Begründung dafür abzuliefern. Die Kampagne kann für neue Ideen begeistern. “

Allein der Vorsitzende der Bürgernahen, Uwe Lange, seit seiner Geburt 1948 in Pinneberg lebend, hat Probleme mit der Werbekampagne. „In diesen Zeiten haben wir kein Geld für so eine Aktion. Die Bürgermeisterin als Punkerin wirkt nicht vertrauenserweckend. Die Pinneberger sehen ihre Stadt gar nicht so negativ, wie es behauptet wird. Pinneberg ist eine Schlafstadt, in der sich sehr gut wohnen lässt. Daran ändert auch eine Werbekampagne nichts.“

Das Hamburger Abendblatt hat sich auch bei Pinnebergern umgehört und traf auf unterschiedliche Meinungen: Uwe Köster, 72, hält es für absolut richtig, das Image der Stadt „aufzumotzen“. „Die Kampagne ist keine schlechte Idee, denn die Stadt Pinneberg stirbt langsam aus“, sagte der Rentner. Auch Konrad Hämmel ist der Meinung, es sei der richtige Weg, junge Leute nach Pinneberg zu holen. „Ich glaube, die Aktion zeigt Wirkung“, sagte er über das farbenfrohe Outfit der Bürgermeisterin. „Mit der Kampagne kann man nichts falsch machen. Die Stadt muss ein jüngeres Gesicht bekommen.“

Eine Gegenstimme kommt hingegen von Janine Wiemer: „Die Kampagne ist doch bescheuert.“ Sie hat bessere Ideen, wie das Geld eingesetzt werden könnte: „Ich bin stinksauer. Das Geld fehlt in Pinneberg an allen Ecken und Enden, und die Schule meines Kindes geht den Bach runter. Mit dem Geld, das in die Kampagne fließt, könnte man viel besser eine Schultoilette oder eine Schimmelwand sanieren.“

Die Pinnebergerin Inge Müller hingegen ist der Meinung, die Bürgermeisterin solle „die Sache gradlinig durchführen: Wir müssen Frau Steinberg eine Chance geben. Es ist gut, wenn junge Leute nach Pinneberg kommen.“