Das Familienunternehmen beschäftigt am Standort am Ziegeleiweg 140 Mitarbeiter. Witt & Sohn produziert Ventilatoren für Tunnel – auch für den Hamburger Elbtunnel –, den Schiffbau und den Industrieanlagenbau.
Pinneberg. Der Empfangsraum ist schlicht, die Botschaft klar: Wir arbeiten hier hart und präzise und verzichten auf unnötigen Schnickschnack. Wer Karsten Witt, 55, den für den kaufmännischen Bereich zuständigen Vorstand des Pinneberger Ventilatorenbauers Witt & Sohn besucht, der wird von einer Mitarbeiterin erst einmal kurz in einem Empfangsraum platziert, in dem die frühen 1980er-Jahre wieder auferstehen. An der Wand hängt ein Pinneberg-Wappen, bronzefarben auf Holz. Neben den einfachen Stühlen steht ein Wasseraufbereitungsbehälter.
An der Wand hängt eine Botschaft auf englischer Sprache: „We want to do the right things, because wie perform our work immediately, in time, continously and for customers satisfaction.“ Auf Deutsch bedeutet das so viel wie: „Wir wollen die richtigen Dinge machen, weil wir unsere Arbeit sofort, in der Zeit, ohne Unterbrechung und zur Zufriedenheit der Kunden ausführen.“
Dieser Spruch trifft den Kern der Witt & Sohn AG, eines Familienunternehmens, das in dritter Generation von den Brüdern Karsten und Dr. Henrik Witt, 58, geleitet wird. Das Pinneberger Unternehmen beschäftigt am Standort am Ziegeleiweg 140 Mitarbeiter. Witt & Sohn produziert Ventilatoren für Tunnel – auch für den Hamburger Elbtunnel –, den Schiffbau und den Industrieanlagenbau. Das Unternehmen produziert und verkauft seine Produkte international. 60 Prozent der in Pinneberg gebauten Ventilatoren gehen in den Export. In der Gesamtgruppe arbeiten weltweit 400 Mitarbeiter, davon 100 in Indien. Es gibt Standorte in England, Schweden, Dänemark, der Schweiz und ein Joint venture in Indien. Lizenzfertigungen entstehen in Japan, Südkorea und in Indonesien.
„Ende 2013 haben wir unsere Joint Ventures in Singapur und in China beendet“, sagt Karsten Witt in seinem Büro, das ebenso einfach ausgestattet ist wie der Empfangsraum: der Co-Chef eines der größten Steuerzahler der Kreisstadt sitzt an einem Schreibtisch aus Kunstholzfurnier. Warum hat er die Zusammenarbeit in Fernost beendet? „Die ethischen Grundsätze der beiden Partner haben sich als unterschiedlich zu unseren erwiesen“, sagt Karsten Witt. „Lieber ein Schrecken mit Ende als ein Schrecken ohne Ende.“
Die Geschäfte laufen hervorragend am Ziegeleiweg: Vergangenes Jahr kam Witt & Sohn auf einen Umsatz von 26 Millionen Euro. „In diesem Jahr wollen wir um zwei Millionen Euro auf 28 Millionen Umsatz wachsen“, sagt Karsten Witt. In der Firmengruppe soll der Umsatz von 55 Millionen Euro auf 60 Millionen Euro wachsen. Zum Vergleich: Im Jahr 1960 erwirtschaftete Witt & Sohn einen Umsatz von einer halben Million D-Mark.
Der Firmen-Co-Chef, er wohnt in Rissen, analysiert die Erfolgs-Story mit hanseatischer Gelassenheit: „Für uns ist Wachstum an sich kein Ziel, sondern wir wollen langfristig solide wirtschaften. Wir sind ein Nischenanbieter, und wir müssen auch damit klarkommen, wenn die Nische kleiner wird. Als Mittelständler wissen wir, dass es immer ein Auf und Ab in der Entwicklung gibt. Deswegen muss man solide wirtschaften, eher weniger Schulden machen und mehr Geld in der Firma lassen.“
Auch wenn derzeit alles prächtig läuft in der Pinneberger Aktiengesellschaft: Karsten Witt sagt auch, „dass die Beine bei uns nicht in den Himmel wachsen. Es gibt einige andere Ventilatorenbauer, die auch hellwach sind. Wir machen alle einige Prozent Gewinn vom Umsatz“.
Wenn Kunden nach Pinneberg kommen, dann wehen neben der Einfahrt zum Firmengelände die Heimatflaggen der Besucher an großen Fahnenmasten. Flaggen von 70 Ländern hält Witt & Sohn vorrätig. Auch sonst geht es in der Firma international zu: Karsten und Henrik Witt sprechen miteinander Dänisch – ihr Großvater Willi stammt aus Vogelsang bei Eckernförde und gehörte zur dänischen Minderheit. Karsten und Henrik haben ihr Abitur im dänischen Næstved gemacht; beide haben die schwedische Staatsangehörigkeit. Karsten hat zwei erwachsene Kinder: Ian, 22, und Birgitte, 24; Henriks Kinder heißen Majken, 29, Astrid, 26, und Magnus, 24.
Auch privat lebt Karsten Witt international: Seine Ehefrau Sheila Cooke-Witt stammt aus Kanada. Beide sind passionierte Segler. Mit ihrer Yacht Gunvør XL sind sie um die Welt gesegelt. Das Ehepaar hat auf seiner Weltumrundung 28.000 Lichtbilder gemacht. Am schönsten fand Karsten Witt es in Französisch-Polynesien: „Das ist ein Paradies“, sagt der Firmen-Co-Chef. „Die Mischung aus bizarren ehemaligen Vulkanen, Atollen und Korallenriffen ist faszinierend.“