Basamid Granulat ist zwar offiziell verboten, wird aber trotzdem jedes Jahr per Ausnahmegenehmigung eingesetzt. Halstenbek will jetzt gegen das Pflanzenschutzmittel kämpfen.
Halstenbek. Der Einsatz von Basamid Granulat ist in Deutschland seit 2004 nicht mehr zugelassen. Trotzdem wird das Pflanzenschutzmittel weiter verwendet, weil es für Notfallsituationen zeitlich befristet erlaubt wird. Und zwar jedes Jahr. 2013 wurden im Kreis Pinneberg 40,8 Hektar Fläche mit Basamid behandelt. „Die gesetzlichen Auflagen, die mit der Ausbringung dieses Mittels verbunden sind, werden oftmals nicht eingehalten“, sagt Ines Strehlau, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen aus Halstenbek. Sie und ihre Halstenbeker Parteikollegen haben Beispiele für diese Verstöße gesammelt und wollen in die Offensive gehen. Mit einem Antrag im Halstenbeker Umweltausschuss am Dienstag – und mit einer Info an das Kieler Umweltministerium.
Basamid wird gegen Bodenmüdigkeit, verursacht durch Schädlinge, eingesetzt. Laut Beipackzettel ist jeder unnötige Kontakt mit dem Mittel zu vermeiden, ein Missbrauch kann zu Gesundheitsschäden führen.„Die Bodenmüdigkeit entsteht immer dann, wenn wiederholt Gehölze aus der Gruppe der Rosaceen angepflanzt werden. Dabei handelt es sich nicht nur um Rosengewächse, sondern auch um viele Obstarten“, so Frank Schoppa, Geschäftsführer des Landesverbandes Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen (BdB). Weil viele Betriebe auf den Anbau dieser Gewächse angewiesen seien und sie aufgrund der Flächenknappheit nicht auf andere Grundstücke ausweichen könnten, ergebe sich ein Problem. Schoppa: „Früher konnte man eine betroffene Fläche eine Zeit brachliegen lassen. Heute geht das nicht mehr. Und die Betriebe befinden sich im Wettbewerbsdruck, sind gezwungen, 1a-Ware zu produzieren.“
Daher habe das Mittel Basamid eine hohe Bedeutung in der Branche. „Wir machen uns dafür stark“, so Schoppa, der die jährliche Zulassung über den Hebel der Notfallsituation als „nervig“ bezeichnet. „In anderen EU-Ländern ist das Mittel erlaubt, bei uns nicht. Das führt zu einer Wettbewerbsverzerrung.“ Basamid sei in Deutschland früher viel stärker eingesetzt worden als heute. „Die Mengen, die noch bewilligt werden, sind eigentlich ein Witz.“ Die Kontrollen seien engmaschig, es werde genau hingeguckt. Schoppa: „Natürlich sind einzelne Verstöße nicht ausgeschlossen, sie sind hart zu kritisieren.“
Der BdB ist für seine Mitgliedsbetriebe der Antragsteller für den Basamid-Einsatz. Genehmiger ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, zuständige Kontrollbehörde die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. „Kontrollen erfolgen regelmäßig und stichprobenartig“, sagt Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer. Sie werde auch aktiv, wenn der Verdacht auf einen Verstoß besteht. Im Vorjahr habe die Kontrollstelle alle mit Basamid Granulat behandelten Flächen überprüft, wobei der Schwerpunkt auf der ordnungsgemäßen Abdeckung der Flächen mit Folie und auf Einhaltung der Regelung lag, dass die Flächen nur alle drei Jahre behandelt werden dürfen. Die Kontrollen hätten nach Abschluss der Behandlung stattgefunden. Rixen: „Die Überprüfungen ergaben keine Beanstandungen, die ordnungsrechtlich geahndet wurden.“
In der Vorlage der Gemeinde Halstenbek für die Umweltausschusssitzung am Dienstag sind diverse Verstöße aufgelistet, die sich in Halstenbek zugetragen haben. Darin heißt es, dass Basamid nicht nur auf Flächen angewandt wird, auf denen anschließend Rosaceen-Gehölze angebaut werden. Die Anwender würden nicht immer die vorgeschriebene Schutzkleidung tragen, der einzuhaltende Sicherheitsabstand von 50 Metern zu öffentlichen Verkehrswegen werde missachtet und die Folien seien oft schon nach einem Tag durch Vögel beschädigt oder durch den Wind weggeweht. „Das ist eine hochtoxische Chemikalie, die den Boden sterilisiert. Da ist hinterher alles Leben tot“, sagt Jürgen Malke, Grüne, Vorsitzender des Halstenbeker Umweltausschusses.
Seine Partei hat den Antrag gestellt, dass Halstenbek die Landesregierung auffordern soll, im ersten Halbjahr das Grund- und Oberflächenwasser in den Baumschulgebieten auf Rückstände und Abbauprodukte von Basamid zu beproben. Die Halstenbeker Gemeindewerke sollten ihre Trinkwasseranalysen auf diesen Stoff ausweiten. Zudem fordern die Grünen, dass Schleswig-Holstein sich gegen weitere Ausnahmegenehmigungen ausspricht und alle bisher behandelten Flächen und die eingesetzten Mengen veröffentlicht werden.
Laut Statistik der Landwirtschaftskammer wurde 2013 in 15 Orten Schleswig-Holsteins, darunter 13 aus dem Kreis Pinneberg, 45 Hektar mit Basamid behandelt. Dafür wurden 17.540 Kilo Granulat eingesetzt. 2012 und 2011 wurden 65 Hektar einer Behandlung mit 26.000 Kilo Granulat unterzogen.