Der 16-jährige Jannik Rank erhält den mit 1500 Euro dotierten Queisser-Juniorenpreis 2014. Ein Rollator, der über Kantsteine rollt, hat den jungen Forscher bekannt gemacht
Tornesch. Ein schlaues Köpfchen ist Jannik Rank schon seit langem. Bereits mehrfach ist der Teenager seinen Mitmenschen als überaus talentierter und kreativer Junge aufgefallen. Zuletzt sorgte der 16-jährige Tornescher mit zweien seiner Schulkameraden für Schlagzeilen, als diese gemeinsam einen Rollator entwickelten, der über Bordsteinkanten hinwegrollen kann und somit das Leben von Gehbehinderten erleichtern könnte. Von der Christoffel-Blindenmission wurde das Trio deshalb mit einem Preis ausgezeichnet. Nun kann sich Rank erneut über eine Auszeichnung freuen: Er ist der Träger des Queisser Juniorenpreises 2014.
Einstimmig hat sich die Jury in Flensburg für den Tornescher entschieden. Sein Engagement für das Gemeinwohl, sein besonderer Einsatz in Verbindung mit guten schulischen Leistungen, das verdiene eine Würdigung. Am Freitag hat er den Preis in Flensburg in einem Festakt erhalten. Darüber, so sagt Rank, freue er sich. Dass er den Preis bekommen würde, hatte er nie geglaubt.
„Ich hatte in der Schule einen Aushang für den Preis gefunden und einen Zettel mit nach Hause genommen“, erzählt er. Er fand den Preis interessant, als er aber die Voraussetzungen las, glaubte er, dass er den Preis eh nicht bekommen würde. Andere seien viel schlauer als er und sicher mindestens ebenso engagiert. Das sah seine Mutter ein wenig anders. „Jannik war immer neugierig, wollte alles wissen“, erzählt sie. Und dass der Junge etwas auf den Kasten hat, das war ihr schnell klar.
Ein Projekt nach dem anderen begann der Teenager, vorwiegend im Bereich der Naturwissenschaften, wo er sich zu Hause fühlt. Mehrfach nahm er erfolgreich an Jugend Forscht teil, seit der siebten Klasse war er immer wieder für Preisverleihungen vorgeschlagen und landete auf den vordersten Plätzen. Er werkelte unter anderem auch in einer Lego-AG an seiner Schule mit und organisierte zusätzlich seit der fünften Klasse als Jugendgruppenleiter die Astronomie-AG an der Klaus-Groth-Schule. Es waren so viele Aktivitäten, dass seine Eltern und auch seine Lehrer glaubten, dass es vielleicht zuviel für den Jüngling sein könnte, dass er sich in seinem Ehrgeiz begrenzen sollte.
Das sah Jannik Rank anders. Er forschte und werkelte munter weiter. Und da seine schulischen Leistungen entsprechend gut waren, gab es bald auch keine Kritik mehr. Janniks Mutter war überzeugt, dass ihr Filius angesichts seiner Aktivitäten, der bereits erhaltenen Preise und seines unbremsbaren Forscherdrangs eine Chance hätte, den Juniorenpreis zu bekommen. Also schlug sie ihn heimlich, ohne irgendjemandem davon zu erzählen, vor – mit Erfolg, wie sich wenig später herausstellte.
Für den Jugendlichen ist der Preis eine Chance, sich gleich in das nächste Abenteuer zu stürzen. Die 1500 Euro Preisgeld will er nämlich in eine Taucherausbildung investieren. Die soll ihm dabei helfen, sich für eines seiner Steckenpferde, die Meeresbiologie vorzubereiten. „Ich will demnächst das Ökosystem im Flachwasser der Ostsee mit einem Freund zusammen erforschen“, sagt der Teenager. Dafür sei die Taucherausbildung sinnvoll. Natürlich könne er das Geld auch für ein Smartphone oder ähnliches ausgeben, doch das sei nicht sein Ding. Er wolle lieber zielgerichtet investieren. So wie bei ihm fast alles recht zielgerichtet vor sich geht. Denn schon jetzt weiß er, dass er am liebsten Forscher werden will, entweder im physikalischen Bereich oder aber im Bereich der Biologie. „Es gibt da eine Menge an Optionen, ich weiß noch nicht genau, in welche Richtung es gehen soll“, sagt er.
Die Naturwissenschaften hätten ihn schon immer fasziniert. Als er klein war, wollte er entweder Fischer oder Forscher werden. Und wenn er durch die Gegend lief, hatte er sich immer wieder Fragen gestellt, warum bestimmte Dinge überhaupt funktionieren, welche Auswirkungen sie auf Mensch und Umwelt haben, und warum sie so und nicht anders in der Natur vorkommen. Diese Fragen kamen ihm oftmals durch Naturbeobachtungen, dadurch, dass er „mit offenen Augen“ durch die Welt gehe. Bei vielen Dingen könnte er natürlich recherchieren, was es damit auf sich habe, doch das, sagt er abwinkend, das sei einfach zu langweilig. Viel besser sei es, bestimmte Sachen und Phänomene selbst zu erforschen. „Ich mache die Dinge gerne selbst, weil ich es dann viel besser verstehe“, sagt er. Das sei wie mit einem Mathe-Merkzettel. Der zeige, wie eine Aufgabe theoretisch zu lösen ist. Doch um es zu verstehen, müsse man die Aufgabe nicht nur anschauen sondern selbst durchrechnen.
Überhaupt hält der Schüler gerne bei seinen Projekten die Fäden in der Hand. „Bei Forschungsprojekten habe ich gerne den Hut auf. Wenn etwas gut werden soll, muss man es meist selbst machen“, sagt er. Und manchmal sagt er daher auch deutlich seine Meinung. Diplomatie sei noch nicht sein Metier. Daher ecke er auch mal an, aber das nimmt er in Kauf.
Wer jetzt glaubt, der junge Forscher habe keine negativen Seiten, der irrt. So wie bei Albert Einstein ist auch Jannik Ranks Schreibtisch eine ausgemachte Katastrophe. Berge von Papier und anderen Utensilien stapeln sich auf dem 2,6 Meter breiten Schreibtisch. Die effektiv nutzbare Fläche beträgt vielleicht einen Meter breite. „Ordnung ist verschwendete Zeit“, sagt der Teenager. Die Zeit, die er mit, wie er sagt, planlosem Aufräumen verbringen müsste, verbringe er lieber mit Forschen.