Erfolgsideen aus der Region Firma C. Otto Gehrckens ist weltweit mit Spezial-Gummidichtungen im Geschäft
Ein Containerschiff liegt im Hafen von Istanbul. Am nächsten Tag soll es auslaufen. Aber es gibt Probleme in einem Motorblock. Einige Dichtungsringe aus Gummi sind defekt. Der Techniker weiß einen Ausweg: Er wählt eine Nummer in Deutschland – in Pinneberg. Dort, im Gewerbegebiet Gehrstücken, einen halben Kilometer von der Autobahnauffahrt Pinneberg-Süd entfernt, hat ein Spezialist in Sachen Dichtungsringen seinen Sitz: die C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG.
Kein Unternehmen in Europa hat mehr Gummidichtungsringe auf Lager als C. Otto Gehrckens (COG). Die Firma nennt die Dichtungsringe O-Ringe. Mehr als 45.000 verschiedene O-Ringe warten in zwei Lagern auf dem Firmengelände auf Kundschaft. Das sind etwa 180 Millionen Teile.
Der Ingenieur auf dem Containerschiff in Istanbul wird die Ringe schon am nächsten Tag bekommen. Wenn die Pinneberger O-Ringe bis 15 Uhr bestellt werden, verlassen sie noch am gleichen Tag das Firmengelände. Per Kurier geht es dann zum Bestimmungsort. Etwa 100.000 Pakete verlassen pro Jahr die COG-Versandstelle. Die O-Ringe aus Pinneberg gelangen in den Anlagen- und Motorenbau, in die Medizintechnik, den Lebensmittel-, Pharma- und Chemiebereich sowie in Energietechnik. Sie kosten von wenigen Cent bis zu mehreren tausend Euro.
COG lagert nicht nur 180 Millionen O-Ringe aus Gummi, das Unternehmen stellt die Dichtungsringe auch selbst her. „In unserer Mischerei haben wir viele neue Verfahren entwickelt, die die Verarbeitung des Werkstoffs und damit die Qualität des Endprodukts optimiert haben“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Jan Metzger, 45.
Von der Mischerei kommt das Gummi – eine Mischung aus synthetischem Kautschuk und diversen Füll- und Hilfsstoffen – in die sogenannte Extrudierabteilung und wird in Form gebracht. Dann schneiden Mitarbeiter auf Länge zu, und die Gummischnüre kommen in die Presserei, wo sie in Pressmaschinen bei 160 bis 190 Grad in die O-Form gebracht werden – pro Millimeter Schnurstärke dauert das eine Minute. Zum Schluss werden die Presskanten abgeschliffen. Fünf Tage dauert die Produktion eines O-Rings made in Pinneberg, Qualitätsprüfung inklusive.
Jan Metzger leitet den Familienbetrieb gemeinsam mit seinem Cousin Ingo Metzger in der fünften Generation. Jan Metzger ist kaufmännischer Geschäftsführer, Ingo Metzger technischer Geschäftsführer. Der Groß- und Außenhandelskaufmann Jan Metzger ist in Pinneberg geboren und in Rellingen aufgewachsen, gemeinsam mit seiner Ehefrau lebt er mit zwei Kindern in Hamburg.
„Wir tragen eine große Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer. „Gemeinsam mit Partnern und Kindern sind etwa 700 bis 800 Menschen von dem Einkommen, das bei uns verdient wird, abhängig.“ „Hire and fire“ – einstellen und feuern –, gibt es bei COG nicht. Manche Mitarbeiter sind über 40 Jahre in der Firma. Die Fluktuation ist extrem gering, die Zusammenarbeit zwischen Firmenleitung und Betriebsrat gut. „Wir handhaben das hier noch auf die alte Art“, sagt Jan Metzger.
Die Zeichen bei COG sind auf Wachstum gestellt: 2013 hat das Unternehmen eine neue Bürofläche und ein Hochregallager eingeweiht. Der Umsatz beträgt etwas über 25 Millionen Euro. „Wir wollen in diesem Jahr kräftig weiter wachsen“, sagt Jan Metzger. Dazu sollen Aktivitäten in der Schweiz, Italien, Österreich, Dänemark und Schweden verstärkt und neue Märkte in Brasilien, China und Indien erschlossen werden. Derzeit kommen vier Fünftel der Kunden aus Deutschland, der Rest aus Europa und der übrigen Welt.
Das Standard- und Billigpreissegment an Dichtungsringen deckt COG nicht ab. „Unsere O-Ringe werden bei anspruchsvollen Anwendungen eingesetzt“, sagt Jan Metzger. Mitbewerber seien mehrere große Konzernanbieter und viele kleine und mittlere Händler und Importeure. Bei COG gehen derweil regelmäßig Anfragen ein: „Können wir uns beteiligen oder ihr Unternehmen übernehmen?“ Die Ansage aus Pinneberg ist unmissverständlich: „COG ist nicht verkäuflich. Wir wollen die Firma als Familienunternehmen weiter voranbringen.“