Das neue Schulgesetz sieht vor, dass aus den Regionalschulen ab kommendem Schuljahr Gemeinschaftsschulen werden. Damit entfällt die Trennung zwischen Haupt- und Realschülern.
Uetersen/Kreis Pinneberg. Um Punkt 14 Uhr war die Kooperationsvereinbarung am Montag besiegelt: Da unterschrieben Wolfgang Balasus, Schulleiter der Rosenstadtschule Uetersen, und Alexej Stroh, Schulleiter des Ludwig-Meyn-Gymnasiums in Uetersen, einen Vertrag „über die fachliche und pädagogische Zusammenarbeit“ der beiden Schulen. Damit setzen die beiden Schulen, die nur 100 Meter voneinander entfernt an der Seminarstraße liegen, als erste Schulen im Kreis Pinneberg die Vorgaben des neuen schleswig-holsteinischen Schulgesetzes um, das am vergangenen Mittwoch in Kiel verabschiedet wurde und Anfang August in Kraft treten wird.
Das Gesetz sieht vor, dass aus den Regionalschulen wie der Rosenstadtschule ab kommendem Schuljahr Gemeinschaftsschulen werden. Damit entfällt die Trennung zwischen Haupt- und Realschülern. Neben dem Gymnasium ist die Gemeinschaftsschule dann die einzige weiterführende allgemeinbildende Schulart nach der Grundschule. Da nicht alle Gemeinschaftsschulen eine eigene Oberstufe haben, können Schulen ohne eigene Oberstufe Kooperationen mit Schulen mit eigener Oberstufe oder Beruflichen Gymnasien eingehen. Die Rosenstadtschule wird keine eigene Oberstufe haben, deswegen arbeitet sie mit dem Ludwig-Meyn-Gymnasium zusammen.
In der Praxis heißt das: Rosenstadtschüler, die nach der zehnten Klasse einen Notendurchschnitt von 3,0 und in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik einen Schnitt von 2,4 haben, können in die zehnte Klasse des Ludwig-Meyn-Gymnasiums – oder auf eine andere Schule mit gymnasialer Oberstufe – wechseln. „Bislang wechseln pro Jahr fünf bis zwölf unserer Realschüler pro Jahr nach der zehnten Klasse zum Ludwig-Meyn-Gymnasium“, sagt Schulleiter Wolfgang Balasus. Insgesamt gehen pro Jahr rund 35 Zehntklässler der Rosenstadtschule mit Realschulabschluss auf ein Gymnasium – das sind rund ein Viertel der Schüler.
Insgesamt werden im Kreis Pinneberg vier Regionalschulen Gemeinschaftsschulen: Außer der Rosenstadtschule Uetersen die Regionalschule Am Himmelsbarg in Moorege, die Comenius-Schule Quickborn und das Schulzentrum Nord in Pinneberg. Schulrat Michael Doppke hat denn auch eine gute Nachricht für alle Schüler und Eltern: „Keine der derzeitigen Regionalschulen ist im Bestand gefährdet – alle Regionalschulen im Kreis Pinneberg werden Anfang August in Gemeinschaftsschulen übergehen.“
Der Grund: Alle vier Regionalschulen im Kreis haben deutlich mehr als 240 Schülerinnen und Schüler. 240 ist die magische Zahl für die Regionalschulen in Schleswig-Holstein: Regionalschulen, die knapp darunter liegen, also mit mindestens 230 Schülerinnen und Schülern, erhalten eine um ein Jahr verlängerte Übergangsfrist. Sie werden erst am 31. Juli 2015 zu Gemeinschaftsschulen umgebaut, sofern die Schülerzahl zu diesem Zeitpunkt auf mindestens 240 angestiegen ist. Andernfalls wird der Schulbetrieb mit Ablauf des Schuljahres 2019/2020 eingestellt – wenn alle Schüler die Schule durchlaufen haben.
Künftig bleiben die Gemeinschaftsschüler von den Jahrgangsstufen 5 bis 9 in ihrer Klasse. Ziel ist ein längeres gemeinsames Lernen der Schüler, an dessen Ende erst die Auslese in den „ersten allgemeinbildenden Schulabschluss“ (zur Zeit noch Hauptschulabschluss) und den „mittleren Schulabschluss“ (zur Zeit noch Realschulabschluss steht.
„Bei uns an der Rosenstadtschule werden wir ab der siebten Klasse in Deutsch, Englisch und Mathematik eine Leistungsdifferenzierung vornehmen“, sagt Schulleiter Wolfgang Balasus. Die Schüler bleiben also in einer Klasse, besuchen in den Kernfächern aber unterschiedliche Kurse.
„Mein Herzenswunsch war die Umwandlung von der Regional- in die Gemeinschaftsschule nicht“, sagt Wolfgang Balasus. „Aber jetzt werden wir hier alles daran setzen, dass die Gemeinschaftsschule ein Erfolgsmodellwird.“ Sein Schulleiterkollege Alexej Stroh vom Ludwig-Meyn-Gymnasium sagt indes: „Wie alle bisherigen Schulsysteme ist auch das neue System nur ein Übergangssystem. Schule spiegelt immer die gesellschaftlichen Veränderungen wider.“