Eine Windbö wehte Terrier Lucky vom Helgoländer Oberland 40 Meter hinab ins Meer. Stunden nach der erfolglosen Suche taucht der totgesagte Terrier verletzt wieder auf. Mit dem Flugzeug ging es nach Hause.
Helgoland. Helgoland feiert die Wiederauferstehung von Lucky. Der Jack-Russell-Terrier war beim Stöbern auf dem Oberland an der Felskante von einer Sturmbö erfasst worden und 40 Meter tief abgestürzt. Eine aufwendige Suchaktion der Feuerwehr blieb erfolglos, der Hund wurde aufgegeben, die Besitzer reisten ab. Doch dann geschah das Wunder, Lucky machte seinem Namen alle Ehre: Nur wenige Stunden später fanden Spaziergänger den verletzten Hund, der sich offenbar aus dem Meer gerettet und auf eine Plattform der nördlichen Treppe zum Oberland geschleppt hatte. Insel-Pastorin Pamela Hansen pflegte Lucky, bis er am nächsten Tag mit einem Flugzeug der OFD-Linie nach Bremerhaven gebracht wurde, wo ihn die glücklichen Besitzer in Empfang nahmen.
Das Drama um Lucky spielte sich, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits einen Tag vor Silvester ab. Die Hundebesitzer, ein Paar aus der Nähe von Bremen, waren am Vormittag mit dem Rüden unweit der Langen Anna auf dem Helgoländer Oberland unterwegs. Als die Windbö den trotz Leinenzwangs unangeleinten Lucky beim Stöbern an der Felsenkante erwischte, hatte er keine Chance und stürzte ab.
Die aufgelösten Besitzer schlugen Alarm – ein Fall für die Feuerwehr. „Zwei Mann der Wehr wurden gesichert und am Felsen abgeseilt“, sagt Wehrführer Heiko Ederleh. Doch weder auf einem Felsenvorsprung noch unten im Meer entdeckten sie Lucky. Er schien den 40-Meter-Sturz nicht überlebt zu haben. „Da es stürmisch und Hochwasser war“, so Ederleh, „war eine Suchaktion mit dem Boot direkt am Felsenwatt auch nicht möglich.“ Nach einem Gespräch mit den Besitzern wurde die Aktion abgebrochen, zumal die beiden das letzte Schiff des Jahres um 13.30 Uhr zum Festland erreichen mussten.
Nur wenige Stunden später ging die Nachricht, dass ein pudelnasser verletzter Hund von Spaziergängern an der Treppe zum Oberland gefunden wurde, wie ein Lauffeuer über die Insel. Offenbar hatte Lucky es nach dem Sturz doch ins Felsenwatt geschafft, dort ausgeharrt und sich an Land geschleppt – allerdings waren Herrchen und Frauchen schon unterwegs auf der Nordsee. „Zunächst haben wir Lucky zum normalen Arzt gebracht“, sagte Wehrführer Ederleh, „denn einen Tierarzt haben wir hier nicht.“ Der Mediziner stellte fest, dass nichts gebrochen war und Lucky zum Glück nur schwere Prellungen erlitten hatte.
Doch wohin mit Lucky? Ederleh kam auf die Idee, bei Pastorin Pamela Hansen, selbst aktives Mitglied der Feuerwehr und Hundebesitzerin, anzufragen, ob sie Lucky nicht beherbergen könne. Sie sagte sofort zu, und so bekam der hinkende Lucky „Asyl“ im Helgoländer Pastorat, worüber Hansen die überglücklichen Besitzer telefonisch informierte. Auch Hansens Hündin Jessie, eine Schäferhund-Huskie-Mischung, kümmerte sich um den Gast, sodass alles für den Rücktransport vorbereitet werden konnte. Da das nächste Schiff gen Festland erst Neujahr fuhr, wurde Lucky am Silvestermorgen zum Flugplatz auf die Düne gebracht. In einer Transportbox verbrachte er den Flug gen Bremerhaven, wo seine Familie bereits auf ihn wartete.
Auf Helgoland war die Wiederauferstehung Luckys in den vergangenen Tagen „das“ Thema. Pastorin Pamela Hansen stellte gleich einen Bericht mit Foto auf ihren Blog „pastorendaseinhelgoland“: „Der tapfere kleine Kerl hat es aus eigener Kraft an Land geschafft und wird jetzt im Pastorat seelsorgerisch betreut, bis er hoffentlich morgen wieder mit Frauchen und Herrchen vereint ist“, schrieb sie. Wehrführer Ederleh erinnert sich, dass in der App-Gruppe der Helgoländer Feuerwehr nach der Nachricht von Luckys Selbstrettung „alle Daumen hoch gingen“.
Auch Helgolands Bürgermeister Jörg Singer ging in seiner Neujahrsansprache im Inselrathaus auf die „schönste Weihnachtsgeschichte“ ein. Nach dem „Abflug bei acht Windstärken“ sei Lucky pudelnass im Felswatt gelandet, so Singer, um nach der Pflege bei der Pastorin am nächsten Morgen mit OFD wieder gen Himmel aufzusteigen, „und dann in Bremerhaven bei seiner Familie wiederaufzustehen“.
Kosten entstehen den Besitzern nicht, die OFD werde für den Flug nichts berechnen, sagte Geschäftsführer Reinhold Beekhuis, „und so für einen schönen Abschluss dieser Geschichte sorgen.“ Auch die Helgoländer Feuerwehr schickt keine Rechnung – noch ein Happy End für die Besitzer von Lucky, dem zähen kleinen Terrier.