Den Beschäftigten der Baumarktkette wird angeboten, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Ausverkauf dauert vermutlich noch bis Ende Januar. Kunden profitieren von Rabattaktionen.

Elmshorn. Für die beiden Elmshorner Märkte der insolventen Baumarktkette Max Bahr besteht kaum noch Hoffnung auf eine Übernahme. Den Mitarbeitern der Filiale an der Lise-Meitner-Straße ist zum 31. Januar 2014 gekündigt worden, wie Unternehmenssprecherin Simone Naujoks dem Abendblatt bestätigte. Den etwa 40 Mitarbeitern des umgeflaggten Ex-Praktiker-Markts werde angeboten, für den Übergang in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Diese Möglichkeit ist laut Naujoks auch für die sogenannten Bestandsmärkte, zu denen die Filiale an der Westerstraße mit 27 Beschäftigten zählt, in Aussicht. Dort seien allerdings noch keine Kündigungen ausgesprochen. Was mit den Immobilien geschehe, sei noch nicht geklärt. In jedem Fall würde nun in beiden Filialen die noch vorhandene Ware restlos ausverkauft. So ein Totalausverkauf dauere erfahrungsgemäß etwa drei Monate. Ist alles verkauft, wird der Markt geschlossen.

Und der Ausverkauf ist in beiden Märkten bereits in vollem Gange. 30, 40, 50 Prozent: Große, gelbe Plakate sollen die Kunden dazu bringen, möglichst viel reduzierte Ware mitzunehmen. Denn alles muss raus: Holzleisten, Spiegelschränke und Wandfarbe genauso wie Laubharken, Wasserschläuche und Trittleitern. Zahlreiche Mitarbeiter, gut zu erkennen an ihren leuchtend gelben Max-Bahr-Hemden, streifen durch die Gänge, sortieren Ware, beantworten freundlich Kundenfragen. Enttäuschung, Zukunftsangst, Wut – von den wechselnden Gefühlen der vergangenen Wochen, der Unsicherheit, wie es weitergehen soll, davon ist ihnen auf den ersten Blick wenig anzumerken. „Was sollen wir denn machen“, sagt eine langjährige Mitarbeiterin und ringt dann doch um Fassung. Dem tollen Team sei es zu verdanken, dass sie noch immer gern zur Arbeit gehe. Die Kollegen werde sie am meisten vermissen. „Wir sind hier wie eine Familie.“

Und diese Familie verkauft jetzt ihr ganzes Hab und Gut. Der große Ansturm ist jedoch bisher ausgeblieben. Lediglich eine Lichterkette hat Peter Jeske aus Elmshorn gekauft. „Ich bin nicht wegen der Rabatte gekommen“, sagt er. Von der Geiz-ist-geil-Mentalität hält der Inhaber einer Apotheke grundsätzlich nichts. „Man kann eben nicht beliebig Rabatte geben und sich dann wundern, wenn es schief geht.“ Für die Mitarbeiter des Baummarktes tue es ihm jedoch leid.

So geht es auch Anke Ratjen. „Ich bin hier immer sehr gern einkaufen gegangen, weil der Markt günstig in Stadtnähe liegt und die Mitarbeiter immer freundlich sind“, sagt die Elmshornerin. „Mal ganz abgesehen davon, dass die Angestellten jetzt arbeitslos werden.“ Ein „bisschen was auf Vorrat“ hat Volker Hoppe für insgesamt etwa 40 Euro gekauft. Ein schlechtes Gewissen hat er deswegen nicht. „Wir haben ein Haus und kaufen hier schon seit der Eröffnung ein“, sagt er. „Über die Jahre habe ich sicher schon 30.000 Euro in dem Baummarkt gelassen.“ Ihm tue es für die Max-Bahr-Angestellten leid. Einige kenne er besser. „Wir wurden hier immer gut bedient und die Mitarbeiter sind immer freundlich. Jetzt werden sie fallen gelassen, wie heiße Kartoffeln“, sagt er.

Wie es für die Mitarbeiter weitergehen soll, das weiß hier niemand so genau. Sie wüssten auch nicht mehr, als in der Zeitung stehe, sagt eine Verkäuferin. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters wollte sich zu möglichen Verhandlungen nicht äußern. Mehrere Übernahmeangebote, unter anderem durch die Unternehmen Bauhaus und Hagebau, sind bereits gescheitert, einige Märkte wurden nun in Paketen verkauft. Zuletzt hatte das Unternehmen Globus angekündigt, acht Märkte in Norddeutschland zu übernehmen. Doch die Standorte in Elmshorn waren wieder nicht auf der Liste.

Thomas Becken, Wirtschaftsförderer der Stadt Elmshorn, sagt, dass es bereits intensive Gespräche über die Fläche an der Westerstraße zwischen interessierten Investoren und der insolventen Vermietergesellschaft Moorpark AG, der rund 80 Prozent aller Max-Bahr-Märkte gehört, gebe. Aus Sicht der Stadt handle es sich dabei um einen geeigneten Mieter. „Wir möchten dort keinen großflächigen Einzelhandel mehr“, sagt Becken. Mehr könne er derzeit noch nicht sagen. Auch der Standort an der Lise-Meitner-Straße sei wegen seiner guten Lage und Nähe zur Autobahn interessant. Hier ist die Hahn-Gruppe Eigentümer. „Ich bin optimistisch, dass es eine Nachfolgelösung gibt.“