Die Pinneberger Kreisverwaltung hat Schulen, Pädagogen und Erzieher dazu aufgerufen, sich am landesweiten Anti-Mobbing-Tag zu beteiligen. Referenten erklärten das Phänomen und zeigten Lösungsansätze auf.

Kreis Pinneberg. Zum dritten Mal hat sich der Kreis Pinneberg am landesweiten Tag gegen Mobbing beteiligt. Im Kreishaus trafen sich 30 Vertreter der Kinder- und Jugendarbeit aus Schulen, Vereinen, Verbänden und Jugendzentren, um zu diskutieren, wie der Ausgrenzung und Bloßstellung von Kindern und Jugendlichen in Schule und Freizeit Einhalt geboten werden kann. Der demografischen Wandel, die verkürzte Schulzeit und die neuen sozialen Medien im weltweiten Datennetz stellten die Jugendarbeit vor neue Herausforderungen, sagte Birgit Grelck, Fachdienstleiterin Jugend und Bildung, zu Beginn der Fachtagung.

Josef Riederle vom Bildungsinstitut Kraftprotz betonte in seinem Referat „Der Aufstand der Anständigen“, wie wichtig es für Lehrer, Erzieher und Sozialpädagogen sei, die schweigende Mehrheit auf ihre Seite zu ziehen. „In aller Regel geht die Störung nur einigen wenigen aus.“ Damit dies nicht eskaliert und sich immer mehr in der Klasse dieser Störung anschließen, sollten die Pädagogen sofort, ruhig und angemessen darauf reagieren, rät Riederle den Jugendarbeitern. Die Störung habe meist ihren Grund darin, dass es dem Schüler an Aufmerksamkeit fehle. „Er mus ernst genommen werden, sonst überträgt sich diese Hilflosigkeit und Ohnmacht auf die ganze Gruppe.“

Der „Leidensdruck“ bei vielen Lehrern sei hoch, sagte Silvia Stolze von der Kreisverwaltung. Das habe weniger damit zu tun, dass sich das Mobben von Mitschülern verstärkt hätte, auch wenn sich mit dem Bloßstellen anderer auf Facebook oder anderen Netzwerken das Publikum und die Dauer vergrößert habe. Aber die Bandbreite der Methoden des Eingreifens sind weniger geworden. „Mit dem Rohrstock können die Lehrer heute nicht mehr dazwischen schlagen“, sagt Anne Kindler von der Arbeiterwohlfahrt. Darum sollte der Erzieher auch nur zu solchen Sanktionen greifen, die er auch durchsetzen kann. „Sonst macht er sich lächerlich.“

Auch die Grenzen, die Kinder in ihre Elternhäusern erführen, verschwänden zunehmend. „Darum brauchen die Kinder und Jugendlichen von den Lehrer einen stärkeren Impuls, der konsequent und respektvoll ist.“ Dabei sollten sie sich weniger auf Strafen als auf Belohnungen konzentrieren. „Die Kinder, die sich ruhig verhalten, sollten gelobt werden statt die Störer zu bestrafen. Das hilft am meisten“, ist Tobias Annen vom Verein Jugendhilfe überzeugt.